Prof. Dr. Alexis Schwarzenbach

Professor

Design & Kunst

Hochschule Luzern

Forschung und Projekte

Aktuelle(s) Projekt(e)

Silk History since 1800
Das Forschungs- und Buchprojekt wertet über ein Dutzend Firmenarchive der Zürcher Seidenindustrie aus. Es analysiert Aufstieg, Niedergang und Erbe einer Industrie, die die moderne Schweiz entscheidend prägte.
Die Zürcher Seidenindustrie stieg im 19. Jahrhundert zu einer der erfolgreichsten Branchen der Schweizer Wirtschaft auf. Rohseide wurde importiert, zunächst aus Europa, ab 1866 auch aus Japan. Während Zürcher Handelshäuser bei der Integration des fernöstlichen Landes in die Weltwirtschaft eine zentrale Rolle spielten, waren rund um den Zürichsee zehntausende Arbeitskräfte in die Verarbeitung von Seide eingebunden. In modeorientierten Betrieben wurden saisonal neue Kollektionen entworfen, deren Design neueste Trends ebenso berücksichtigte wie lokale Vorlieben. Über Verkaufsbüros von New York bis St. Petersburg gelangten die luxuriösen Stoffe zu Konsumenten auf der ganzen Welt. Um Zollschranken zu umgehen und näher an Kunden und Absatzmärkte zu gelangen, errichteten Zürcher Seidenfabrikanten seit den 1870er Jahren Tochterfirmen in Europa und den USA.
Mit einer Jahresproduktion von über 50 Millionen Metern zählte Zürich um 1900 gemeinsam mit Krefeld, Como und Lyon zu den führenden Zentren der europäischen Seidenindustrie. Von Rohstoffbörsen über Ausbildungs- und Prüfanstalten bis hin zu den verarbeitenden Industrien etablierte sich in und um Zürich ein lokal verankertes und global vernetztes Branchencluster. Während die Zürcher Seidenindustrie im Ersten Weltkrieg noch hohe Gewinne erzielte und einige Firmen zu internationalen Grosskonzernen heranwuchsen, brachte die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren schwere Verluste. Mit Hilfe von Restrukturierungsprogrammen erholten sich einige der traditionsreichen Unternehmen und hielten die Textilproduktion bis ins späte 20. Jahrhundert mit spezialisierten Produkten wie Kleider-, Krawatten- und Möbelstoffen aufrecht. Ab den 1990er Jahren führten Globalisierung und Deindustrialisierung zur Schliessung der letzten Zürcher Seidenwebereien. Textil- und Handelsdienstleister sowie andere Spezialisten konnten sich bis heute halten.
An der HSLU untersucht eine Historikergruppe erstmals Aufstieg, Niedergang und Erbe der Zürcher Seidenindustrie unter Berücksichtigung von schriftlichen, visuellen und materiellen Quellen. Quellengrundlage bildet ein gutes Dutzend neu zugänglicher Firmenarchive, die mit wirtschafts-, sozial- und kulturhistorischen Ansätzen ausgewertet werden. Die schriftlichen Archive werden durch das Staatsarchiv des Kantons Zürich, die textilen Bestände durch das Schweizerische Nationalmuseum konserviert, inventarisiert und erschlossen. Die Forschergruppe ergänzt Archivdokumente mit Zeitzeugeninterviews und nutzt Erkenntnisse und Synergien, die sich aus dem anwendungsorientierten Forschungsprojekt „Silk Memory“ ergeben. Ziel ist eine umfassende Buchpublikation zur Geschichte der Zürcher Seidenindustrie seit 1800. Das Projekt wird gefördert vom Lotteriefonds des Kantons Zürich und der Zürcherischen Seidenindustrie Gesellschaft.

Frühere Position(en)

Senior Kurator, Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich

Veröffentlichungen

Monographien (und Dissertation)

Emil Schulthess. Fotografien, 1950 – 1990, Zürich 2013.
Königliche Träume. Eine Kulturgeschichte der Monarchie von 1789 bis 1997, München 2012.
Saving the World’s Wildlife. WWF – The first 50 years, London 2011.
Das verschmähte Genie. Albert Einstein und die Schweiz, München 2005.
Auf der Schwelle des Fremden. Das Leben der Annemarie Schwarzenbach, München 2008.
Die Geborene. Renée Schwarzenbach-Wille und ihre Familie, Zürich 2004.
Portraits of the Nation. Stamps, Coins and Banknotes in Belgium and Switzerland, 1880 – 1945, Bern/Frankfurt am Main/New York 1999.

Artikel

Herausgeberschaften und Editionen

Forschungsinteressen und Arbeitsgebiete