Dr. Jörn Eiben

Professur für Neuere Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte

Helmut Schmidt Universität

Holstenhofweg 85 22043 Hamburg (DE)

DE

Hamburg

joern.eiben@gmail.com

http://www.hsu-hh.de/histec/index_oxc77KClll8AuidX.html

Forschung und Projekte

Derzeitige Position(en)

wissenschaftlicher Mitarbeiter

Aktuelle(s) Projekt(e)

Wilhelmshaven und Wolfsburg sind Industriestädte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wolfsburg galt bereits in den 1950er Jahren dank seiner engen Verbindung zum erfolgreichen Volkswagenwerk als „Wohlstands-Insel“ und weist aktuell die niedrigste Arbeitslosenquote aller kreisfreien Städte in Niedersachsen aus. Wilhelmshaven bildet derzeit in dieser Hinsicht das Schlusslicht und blickt, anders als die monoindustrielle „Autostadt“, auf eine sehr wechselvolle Geschichte verschiedener, überwiegend gescheiterter Industrieprojekte zurück – vom Ölhafen über den Raffinerie-Komplex bis zum Technologie Centrum Nordwest auf dem ehemaligen AEG/Olympia-Gelände. Insofern wundert es nicht, dass die Stadt in einem Zeitungsartikel von 1985 als wirtschaftliches „Notstandsgebiet“ bezeichnet wurde. Die angedeuteten, sehr unterschiedlichen stadthistorischen Entwicklungen und ihre enge Verschränkung mit den ansässigen Industrien lassen eine vergleichende und kontrastierende Untersuchung von Wilhelmshaven und Wolfsburg vielversprechend erscheinen. Dies gilt umso mehr, wenn der Fokus auf die Untersuchung von Krisen gerichtet wird: Denn nicht nur das „Notstandsgebiet“ war von Krisen betroffen, sondern auch die „Wohlstands-Insel“, wie sich etwa anhand der Massenentlassungen Mitte der 1970er Jahre im Kontext der Ölpreiskrise zeigen ließe.
Das Erkenntnisinteresse der Studie richtet sich somit nicht auf eine Chronologie industrieller Entwicklungen in Wilhelmshaven und Wolfsburg. Ebensowenig sollen Narrative von industriestädtischen Auf- und Abstiegen wiederholt werden, die sich durch verschiedene ältere stadtgeschichtliche Studien ziehen. Vielmehr steht das komplexe Wechselspiel zwischen Stadt und Industrie unter den besonderen Bedingungen von Krisen im Zentrum. Interessiert man sich für dieses Wechselspiel, so gilt es zum einen die jeweiligen Krisendiagnosen in ihrer Historizität herauszupräparieren. Zum anderen müssen die (trans-)formativen Effekte von Krisen – etwa auf den industriestädtischen Raum in seinen baulichen, kulturellen, sozialen oder infrastrukturellen Dimensionen – berücksichtigt werden.
Der analytische Fokus der Studie wird daher auf die Trias Krise-Reaktion-Transformation in ihren jeweils konkreten wie symbolischen Ausformungen gerichtet. Diese Konstellation ist als heuristisches Modell in dreierlei Hinsicht vielversprechend:
- Historiographisch erlaubt es, sozialhistorische Ansätze mit solchen aus dem Bereich der Neuen Kulturgeschichte zu vermitteln. Es können zugleich Fragen nach sozialhistorischen Kernthemen (etwa (Arbeits-)Märkten, sozialen Beziehungen oder sozio-politischen Interventionen) gestellt sowie kulturhistorische Foki (etwa Medialisierung von Krisen, Praktiken des Umgangs mit Krisen oder Transformationen des (Stadt-)Raums) berücksichtigt werden.
- Analytisch bietet es eine Grundlage für den Vergleich zwischen den beiden Städten und ermöglicht es, Bezüge zu allgemeineren historischen Formationen herzustellen. Auf diese Weise stehen weder zwei isolierte Einzelstudien noch der simple Vergleich von zwei Städten im Zentrum. Vielmehr sollen die Verhältnisse zwischen den jeweiligen städtischen Mikroebenen, ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie ihrer Verflechtungen mit historischen Prozessen größerer Reichweite untersucht werden.
- Forschungspraktisch ermöglicht das Modell eine konzentrierte Umsetzung der Studie. Es hält das Projekt gleichzeitig offen für neue Erkenntnisse sowie notwendig fokussiert für Quellenrecherche und -auswertung.

Frühere Position(en)

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Oldenburg
Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung
Kollegiat des DFG-Graduiertenkollegs 1608/1: "Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive"

Veröffentlichungen

Monographien (und Dissertation)

Das Subjekt des Fußballs. Eine Geschichte bewegter Körper im Kaiserreich, Bielefeld: transcript 2015

Artikel

2015: Ist der Fußballer im Bilde? Körpergeschichte und visuelle Quellen, in: BodyPolitics (http://bodypolitics.de/de/wp-content/uploads/2015/07/Heft_3_04_Eiben_Fußballer_Im_Bilde_End.pdf)
2015: ‚to play by the Book?‘ Der Fußballer in Praxisanleitungen, in: Haasis, Lucas / Rieske, Constantin (Hg.): Historische Praxeologie, Paderborn 2015
2013: Die Geschichte des deutschen Fußballs zwischen Region und Nation. „Subjektivierungsregimes“ und „Formen der Ausarbeitung“ im Kaiserreich, in: Westfälische Forschungen 63, 2013, S. 57-75

Herausgeberschaften und Editionen

Forschungsinteressen und Arbeitsgebiete

Geschichte des Sports, Diskursanalyse, Geschichte des Körpers, Subjektivierung