.hist2011 – Geschichte im digitalen Wandel

Jörn Sieglerschmidt: Deutsche Digitale Bibliothek - Entwicklungsstand und Perspektiven für die Wissenschaft

[Folien zum Vortrag...]

Abstract

Die Deutsche Digitale Bibliothek ist eine von vielen weltweit laufenden Bemühungen, den online-Zugang für digitalisierte Information aus Kultur und Wissenschaft zu verbessern. Daher versteht sie sich auch nicht ausschließlich als Datensammler, sondern als Angebot, das erst durch seine vielfältige Vernetzung Nutzen bringen wird ‒ und selbst genutzt wird. Die Deutsche Digitale Bibliothek will nicht nur die Archive, Bibliotheken und Museen berücksichtigen, sondern auch Bild- und Filmarchive sowie Institutionen der Denkmalpflege. Inwieweit die Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie die Verlage mitarbeiten werden, ist noch Verhandlungssache. Der Schwerpunkt der Angebote soll auf Digitalisaten in hoher Qualität liegen, das heißt bei Büchern möglichst OCR-erschlossene Volltexte. Auch die hohe Qualität der Metadaten zu den Digitalisaten ist wichtig, denn die Verknüpfung der digitalen Objekten mit weiteren Internetressourcen (semantic web) lässt sich nur so sinnvoll realisieren. Die grundsätzliche Ausrichtung der Deutschen Digitalen Bibliothek ist es, die angebotenen Digitalisate umsonst zugänglich zu machen. Doch wird für die Zukunft, z.B. wenn Verlagsangebote einbezogen werden, der Nachweis auch kommerzieller Angebote nicht ausgeschlossen. Die nicht kommerzielle Nutzung wird bedeutsam sein für den Aufbau der Deutschen Digitalen Bibliothek als Arbeitsplatz für Einzelne und Gruppen, als Möglichkeit, das Angebot mit anderen zu vernetzen und dort in anderen Umgebungen weiterzuentwickeln. Die Deutsche Digitale Bibliothek soll für Schüler/innen, Studierende, an Schulen und Hochschulen Lehrende, Journalist/innen und kulturell bzw. wissenschaftlich Interessierte ein Ort der Kooperation und der sozialen Vernetzung werden. Die Deutsche Digitale Bibliothek will im sogenannten Extranet den Daten liefernden Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen nicht nur die Möglichkeit eröffnen, ihre Daten hochzuladen und zu pflegen, sondern auch weitere Informationen anzubieten. Dazu zählen vor allem Fragen des Urheber-, Verwertungs- und Leistungsschutzrechtes sowie der Lizensierung von geistigem Eigentum. Die Deutsche Digitale Bibliothek wird und muss sich hier eng an die vergleichsweise strengen Vorgaben des deutschen Rechts halten. Trotz solcher möglichen Einschränkungen wird sie der zentrale Nachweisort für Digitalisate aus deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen sein und somit ältere Plattformen vergleichbarer Art ablösen.

Weitere Informationen zum Vortrag

Literatur:

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  • Briggs, Asa and Peter Burke. 2005. A social history of the media. From Gutenberg to the internet. Cambridge: Polity
  • Küster, Marc Wilhelm. 2006. Geordnetes Weltbild. Die Tradition des alphabetischen Sortierens von der Keilschrift bis zur EDV. Eine Kulturgeschichte. Tübingen: Niemeyer, 519–590.
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Internetquellen:

Zur Person

Jörn Sieglerschmidt, Jahrgang 1945, studierte Geschichte und Russisch in Berlin und Konstanz. Nach seiner Promotion 1977 und Habilitation 1986 war er Privatdozent an den Universitäten Konstanz (1986-1998) und Mannheim (seit 1998) sowie Konservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim (1987-2003). Seit 2004 war er im Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg beschäftigt, seit 2005 Teilherausgeber der Enzyklopädie der Neuzeit. 2006-2009 sitzt er im Vorstand der deutschen Sektion der International Society of Knowledge Organization und koordiniert seit 2009 die fachliche Vorbereitung der Deutschen Digitalen Bibliothek. Er war Mitglied der Europeana-Arbeitsgruppe zur Interoperabilität und Multilingualität und des Council of Content Providers and Aggregators und von 2009 bis 2011 freier Mitarbeiter des Fraunhofer IAIS und des FIZ Karlsruhe.

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PD Dr. Jörn Sieglerschmidt
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