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Katja Stopka: Geschichte und Literaturwissenschaften [PDF-Version]

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19. Jahrhundert

Bis weit in das aufklärerische 18. Jahrhundert hinein wurde Geschichte gemeinhin als Teil der Theologie, der Rechts- bzw. Staatswissenschaften oder der Philosophie betrachtet. Das heißt, Geschichte konzentrierte sich in erster Linie auf die Erzählung(en) vergangener Ereignisse unter den entsprechenden religiösen und weltanschaulichen Vorzeichen bzw. der Veranschaulichung abstrakter philosophischer Lehrmeinungen oder moralischer Prinzipen. Im 19. Jahrhundert bildete sich in Deutschland dann die Geschichtswissenschaft als akademische Fachdisziplin heraus. Im Verlauf dieser fachlichen Ausdifferenzierung traten zunehmend auch solche Fragen in den Blickpunkt, die Formen und Funktionen historischer Darstellungsweisen betrafen. Da die Geschichtsschreibung in ihrer Handhabung rhetorischer Techniken mit dem Ziel ‚wahrer’ Berichterstattung über wirkliche Geschehnisse bis dahin als eine spezielle Art von Literatur behandelt wurde, ging es nun um ein neu zu justierendes Verhältnis. Nicht mehr als Literatur in Sinne einer schöngeistigen Erzählung über vergangene Ereignisse wollte die Geschichtswissenschaft gelten, sondern höchstens noch gewisse Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise an ihren Gegenstand anerkennen, wie etwa Wilhelm von Humboldts einflussreiche Akademierede „Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers“ (1821) deutlich machte. Humboldt verglich die Verknüpfungsleistungen, die der Historiker erbringt, wenn er die ihm vorliegenden bruchstückhaften Fakten und unvollständigen Beobachtungen zu einer kohärenten Geschichtserzählung zusammenfügt, mit der schöpferischen Phantasie des Dichters, obgleich die Phantasie bei der historischen Ergründung im Unterschied zur literarischen Erfindung natürlich eine sekundäre Rolle zu spielen habe.

In der Folge waren es dann vor allem Leopold von Ranke und Johann Gustav Droysen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, Geschichte als eigenständige, von Philosophie und Literatur unabhängige Disziplin zu etablieren, ohne dabei allerdings die Bedeutung der Dichtkunst für die Geschichtswissenschaften zu unterschlagen. Ranke verhalf dem Fach zu seiner wissenschaftlichen Anerkennung, indem er forderte, sich weniger aufs eingängige Erzählen von Ereignissen zu konzentrieren als vielmehr auf das intensive Studieren historischer Quellen. Sein berühmtes Diktum, der Historiker wolle nur zeigen, ‚wie es eigentlich gewesen ist’ , weist damit explizit auf die Tatsachenorientierung des Faches hin, welches sich zur Aufgabe machen sollte, möglichst alle vorliegenden Quellen zu einem Ereignis zu sichten und mit den von den Philologien entwickelten Techniken und Methoden kritisch auf ihre Relevanz und Echtheit hin zu überprüfen. Damit wollte Ranke das Modell einer rhetorisch-humanistischen Geschichtserzählung verabschieden, wobei er neben empirisch fundierter Arbeit von seinem Fach ein höchstmögliches Maß an Objektivität einforderte. Nicht nach der Maßgabe politisch oder moralisch motivierter Interessen, sondern nach der Maßgabe neutraler und unparteiischer Kriterien sollte der Zugang zur Vergangenheit erfolgen. Obwohl Faktengenauigkeit und Objektivität für Ranke die wesentlichen Elemente einer erkenntnisgeleiteten Geschichtswissenschaft bildeten, war es für ihn dennoch selbstverständlich, die Forschungsresultate in einer möglichst literarisch ansprechenden Darstellungsform zu präsentieren. Den wissenschaftlichen Anspruch sah er indes auch nicht gefährdet, so lange die künstlerischen Techniken der Erkenntnislogik untergeordnet blieben und lediglich dazu eingesetzt würden, dem Erforschten einen angemessenen Ausdruck zu verleihen.

Hinsichtlich des Objektivitätsanspruches zwar ein Gegenspieler Rankes, hat Johann Gustav Droysen die Emanzipation der Geschichte als wissenschaftliche Disziplin weiter vorangetrieben, indem er wichtige theoretische Grundlagen entwickelt hat, die mit den Stichworten Heuristik, Quellenkritik und Interpretation hier nur kurz benannt werden können. Dabei lag Droysens Ansinnen auch darin, der Geschichtsdarstellung als einen Teil der Geschichtswissenschaft zu weiterer Eigenständigkeit zu verhelfen, wobei er sie nicht nur aus der noch im 18. Jahrhundert gültigen rhetorischen Tradition gelöst sehen wollte, sondern auch die Instrumentalisierung der literarischen Techniken, wie sie Ranke vorschwebte, als ästhetisierte Geschichtsdarstellung ablehnte. Gleichwohl sah auch Droysen die Abgrenzungsschwierigkeiten, die die Geschichte selbst in der Position einer eigenständige Fachdisziplin noch hatte: Von allen Wissenschaften allein sei ihr das zweideutige Glück zuteil geworden, so musste er konstatieren, zugleich auch Kunst sein zu sollen. Damit ist die Problematik benannt, die die Doppelgesetzlichkeit vom wissenschaftlichen und gleichzeitigen darstellerischen Anspruch der Geschichtswissenschaften auszeichnet. Nicht zuletzt die 1902 erfolgte Vergabe des Nobelpreises für Literatur an Theodor Mommsen, einem weiteren großen Vertreter des Historismus, für sein historisches Hauptwerk „Römische Geschichte“ zeigt, wie wenig es in Deutschland bis dahin bei aller wissenschaftlichen und methodischen Ausdifferenzierung des akademischen Faches gelungen war, historische Darstellungsmodi und -formen zu entwerfen, die sich von den Prinzipien und Grundvoraussetzungen, denen auch die Literatur gehorcht, zu unterscheiden.

20. Jahrhundert

Aus der Perspektive des späten 20. Jahrhunderts wird der dominante Einfluss des Historismus in Deutschland bis in die 1950er Jahre hinein für die Abgrenzungsschwierigkeiten des Faches gegenüber der Literatur verantwortlich gemacht. Weil der Historismus traditionell dazu neigte, die historischen Entwicklungen als eine kohärente Nationalgeschichte zu präsentieren, die sich stärker an einzelnen Personen, Taten und Ereignissen als an komplexen bzw. vielschichtigen Prozessen veranschaulichen ließ, bot sich eine narrative Erzählform für diese Art historischer Meistererzählungen besonders an. Konterkariert wurde dieses an Akteur und Ereignis orientierte Geschichtsverständnis dann Anfang der 1970er Jahre durch einen prozess- und strukturhistorischen Ansatz, der Geschichte als Historische Sozialwissenschaft disziplinär verankerte und dessen Darstellungsform nicht die Erzählung, sondern weit gehend die Analyse von gesellschaftlichen Entwicklungen der Vergangenheit mit Blick auf deren Auswirkungen auf die Gegenwart war.

In den sich daraus ergebenden Kontroversen zwischen den eher konservativen Vertretern einer an Einzelpersonen bzw. Ereignisabfolgen und den eher einem kritischen und politisch linksliberalen Selbstverständnis verpflichteten Vertretern einer an der Sozialstruktur orientierten Geschichte wurde auch immer wieder die Frage nach angemessenen Formen der Repräsentation von Vergangenheit gestellt. Dabei verlor die ‚erzählende’ Ereignisgeschichte gegenüber der analytischen Struktur- bzw. Sozialgeschichte zumindest in der Fachdisziplin zwar zeitweise an Einfluss, bei einer breiten politikgeschichtlich interessierten Öffentlichkeit bleibt sie jedoch bis heute äußerst populär.

Einen erneuten Auftrieb erhielt die Debatte um die Frage nach angemessenen historischen Darstellungsformen dann vor allem in den späten 1970er Jahren im Zuge des linguistic turns zunächst in den USA und Frankreich und etwas später dann auch in Deutschland. Die Thesen von der Unhintergehbarkeit der Sprache und der Unvermeidbarkeit von Narrativen ließen indes keine Gattung der Geschichtsschreibung unberührt, weder in Bezug auf ihren Gegenstand noch hinsichtlich ihrer Form und ihrer Quellen. Ein neues Verständnis von Realität, welches eine außersprachliche Wirklichkeit kategorisch verneinte, beförderten die international geführten Diskussionen über die damit verbundenen Konsequenzen für die fachhistorischen Gegenstandsbereiche wie für ihre Methoden und theoretischen Grundannahmen. Denn wollte man davon ausgehen, dass die Dinge, Phänomene und Ereignisse erst durch ihre sprachliche Bezeichnung erkennbar und verstehbar werden, wäre es die Sprache, die die Realität konstruiert und nicht umgekehrt. Die Suche nach einer außerhalb der Sprache liegenden ‚authentischen’ Realität schien vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis also aussichtslos zu sein. Obwohl aus heutiger Perspektive die behauptete Vorherrschaft der Sprache vor aller Wirklichkeit getrost als ein seiner Zeit geschuldeter linguistischer Rigorismus abgetan werden kann, hat sich die daraus ergebende Erschütterung wissenschaftlichen Selbstverständnisses aller Fachdisziplinen doch als so tiefgreifend wie nachhaltig erwiesen. Denn auf einmal schienen Kategorien wie Objektivität, Neutralität und Wahrheit grundlegend in Frage gestellt. Im Hinblick auf die Bedeutung der Literatur für die Geschichtswissenschaft hieß das, alte Fragen in einem neuen Licht zu betrachten.

Es war vor allem der amerikanische Historiker Hayden White, der unter dem Stichwort der Narrativität erneut den Blick auf die erzählerischen Komponenten der Geschichtsschreibung rückte. Aber anders als bspw. noch bei Ranke ging es ihm nicht um das Wie künstlerischer Darstellungsformen von Fakten, sondern die Faktizität der Geschichte selbst wurde angezweifelt: Nicht erst auf der Darstellungsebene der Geschichtsschreibung, sondern bereits auf der Ebene der faktischen Beobachtung wird die Beziehung zur Sprache hergestellt und der bedeutungsstiftende Prozess in Gang gesetzt, welcher die Vergangenheit plausibel machen soll. Bereits auf dieser Ebene wird beschrieben, erklärt und interpretiert. Und nur weil es kulturell vermittelte Sprachformen gibt, die auf die Erzeugung von Kohärenz und Sinnstiftung abzielen, können Beziehungen zwischen Dingen genauso wie zwischen Ereignisfolgen überhaupt erst hergestellt und kommuniziert werden. Historische Erkenntnisprozesse, so White, sind genuin sprachlich, das heißt symbolisch strukturiert und historische Werke sind das Ergebnis einer sinngebenden Perspektive durch den ‚erzählenden’ Historiker. Da aus diesem Blickwinkel nicht die Fakten selbst der Bezugspunkt der Geschichtsschreibung sind, sondern lediglich die unterschiedlichen Interpretationen der Fakten, erscheint die Grenze der Geschichtswissenschaft zur Literatur erneut durchlässig geworden zu sein. Weil der historische, wie übrigens auch jeder andere wissenschaftliche Zugang zur Wirklichkeit, nur als eine unter vielen sinnstiftenden Interpretationen gilt, sind die Differenzen zwischen Fiktionen und Fakten weitestgehend aufgegeben. Denn jede Erzählung, ganz gleich ob wissenschaftlicher oder literarischer Herkunft, gründet sich immer auf bestimmten Narrativen und folgt vorhandenen diskursiven Mustern, mit denen Ereignisse rezipiert bzw. konstruiert werden.

Ihre äußerste Zuspitzung fanden diese Thesen in der provokativen Formulierung „Auch Klio dichtet“. Bei nicht wenigen Historikern rief White mit diesem poetologischen Konzept von Geschichtsschreibung starken Widerspruch hervor. Dass die historische Forschung nicht zuallererst auf empirischer Arbeit beruhen soll, sondern auf die Strukturierung von Geschichtserzählungen reduziert wird, damit war man ganz und gar nicht einverstanden. Zumal die mühsam erkämpfte Abgrenzung von der Literatur durch das Paradigma der Unhintergehbarkeit der Narrativität nun auf einmal wieder eingeebnet zu werden drohte.

Dennoch war die Whitesche Theorie auch innerhalb der Geschichtswissenschaft nicht ohne Einfluss geblieben, hatte White doch mit dem lange Zeit gängigen Vorurteil aufgeräumt, Tatsachen könnten in einem ersten Schritt der Erkenntnis rein und objektiv vermittelt werden und dann in einem zweiten grundsätzlich abtrennbaren Vorgang darstellerisch präsentiert werden. Seine erzählorientierte Geschichtsphilosophie stand am Anfang eines sehr breiten Prozesses der Umorientierung von Geschichtswissenschaft und Geschichtsdarstellung. Die stärkere Betonung der sprachlichen Form und der sprachlichen Vorgegebenheit von Sinn sowie der Notwendigkeit und Allpräsenz von Deutungen, diese Vorgegebenheit konnte durch die stärkere Aufmerksamkeit auf die sprachliche Präsentation bewusster gemacht werden. Dass dies nicht zu Relativierung oder gar Nivellierung, sondern zu einer weiteren Ausdifferenzierung des Faches sowie zu einer Intensivierung interdisziplinärer Vernetzungen etwa mit den Kultur-, Medien- und den Literaturwissenschaften respektive Philologien geführt hat, kann letztlich als positive Auswirkung und Ergebniss dieser Auseinandersetzungen um Geschichte und Literatur gelten.


 
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