Friedrich-List-Archiv online

Von

Roland Deigendesch

Stadtarchiv Reutlingen

Der Bestand Friedrich-List-Archiv im Stadtarchiv Reutlingen ist der zentrale und reichhaltigste Quellenbestand zu Leben und Werk des schwäbisch-deutschen Patrioten und Nationalökono-men Friedrich List (1789–1846). Zu seinem 175. Todestag 2021 wurden die wertvollen Originale im Stadtarchiv digitalisiert. Dank der großzügigen Förderung aus Mitteln des Bundesprojektes "WissensWandel" steht nun der zusammen mit der Göttinger Firma Intranda erarbeitete zeitgemäße Internetauftritt „listarchiv.reutlingen.de“ der Öffentlichkeit zur Verfügung. Das „List-Archiv“ enthält im Kern Lists Nachlass, den seine älteste Tochter Emilie der Stadt anvertraute. List selbst hatte seine Korrespondenz – erhalten sind rund 1400 Briefe und Brief-entwürfe – schon systematisch gesammelt und wohl auch grob geordnet. Kurz nach Lists Tod fand sich mit dem Heidelberger Historiker und liberalen Politiker Ludwig Häusser ein Biograph und Herausgeber, der die Unterlagen nutzte und bei dem leider auch das eine oder andere Stück dauerhaft verblieb. Weitere Verluste erlitt der Nachlass während des Deutsch-Französi-schen Krieges, als sich die Tochter entschloss, besondere Dokumente zu veräußern und den Ertrag für patriotische Zwecke zu stiften. Trotz dieser Verluste waren mit der Überführung nach Reutlingen die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Beschäftigung geschaffen, zwischen 1914 und 1935 entstand die große Werkausgabe der Schriften und Briefe Lists, die aber gerade seinen Nachlass nur unvollstän-dig wiedergibt. Das List-Archiv erhielt damals auch eine angemessene Unterbringung in Reutlingen, zunächst im Spendhaus, schließlich im neu eingerichteten Heimatmuseum. Krieg und Luftangriffe überstand es glücklicherweise unbeschadet. Mit der Einweihung des neuen Rathauses gelangte der Nachlass an seinen heutigen Ort und in die Obhut des Stadtarchivs. Bis 1975 wurde er von Dr. Paul Schwarz Blatt für Blatt neu verzeichnet. Das 2752 Einzelnummern umfassende „List-Archiv“ enthält sowohl die Korrespondenz Lists als auch Manuskripte von Schriften, Vorlesungen und Vorträgen, überdies etliche Druckschriften, die von seinen weit gespannten Interessen und seiner publizistischen Tätigkeit zeugen. Von zu Hause aus lässt sich nun bequem und ohne die Originale zu gefährden an Lists Korrespondenz mit seiner geliebten Frau Karoline ebenso teilhaben wie an seinen verzweifelten Versu-chen, einer Strafverfolgung im Königreich Württemberg zu entgehen. Vor 200 Jahren führte seine harsche Kritik am württembergischen Beamtenstaat in der berühmten Reutlinger Petition – auch sie findet sich unter den Dokumenten – zu Strafverfolgung, Gefängnis und schließlich ins Exil in den Vereinigten Staaten. Aber auch Lists politisches, wissenschaftliches und publi-zistisches Wirken in Amerika und Europa lässt sich an den authentischen Quellen nachvollziehen. Kurze Inhaltsangaben sowie Hinweise zu Datierung, und weiterführender Literatur erleichtern die Benutzung der digitalen Unterlagen. Eine Suchfunktion ermöglicht das schnelle Auffinden von Orten und Personen. In Sekunden-schnelle hat man so „auf dem Schirm“, was List an Staatskanzler Metternich oder aber an den US-Präsidenten Andrew Jackson schrieb. Hintergrundinformationen zu Person, Werk und Wirkung Lists sind ebenfalls nachzulesen.
Veröffentlicht durch

Stadtarchiv Reutlingen

Sprache

Deutsch

Land

Deutschland

Redaktion
Veröffentlicht am
28.03.2024
Beiträger
Roland Deigendesch
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