Einleitung
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Die
geographische Region Südasien umfasst die Staaten Bangladesch, Bhutan,
Indien, Nepal, Pakistan, Sri Lanka und die Inselgruppe der Malediven.
In der historischen Entwicklung lassen sich auch enge Verbindungen nach
Zentralasien (Tibet), Südostasien (Burma) oder Westasien (Afghanistan)
nachweisen, weshalb diese drei Gebiete gelegentlich auch Südasien
zugerechnet werden.
Eine Epocheneinteilung der südasiatischen
Geschichte ist schwieriger als für andere Weltregionen und wird noch
immer kontrovers diskutiert. Gleiches gilt auch für die südasiatische
Geschichtsschreibung im Allgemeinen.[1]
Dennoch kann auch für Südasien eine Einteilung nach Altertum (500 v.
Chr.-550 n. Chr.), Mittelalter (550-1526) und Neuzeit (ab 1526)
vorgenommen werden. Die Frühgeschichte (ca. 7.000-500 v. Chr.) wird
bestimmt von der Induskultur sowie dem vedischen Zeitalter, während
sich die Neuzeit in die Phasen des Reichs der Großmogule (Frühe
Neuzeit), der britischen Kolonialherrschaft und der Dekolonisation ab
1946/47 aufteilen lässt.[2]
Je
nach Themenschwerpunkt und historischer Epoche, zu der gearbeitet wird,
ergeben sich für Südasien-Historiker vielerlei Anknüpfungspunkte zu
verschiedenen Nachbardisziplinen wie der modernen und klassischen
Indologie, der Ethnologie oder der Politikwissenschaft.
Aktuell stellt das Fach Geschichte Südasiens mit seinen zwei etablierten Lehrstühlen (Seminar für Geschichte und Gesellschaft Südasiens an der Humboldt-Universität zu Berlin und Abteilung Geschichte am Südasien-Institut der Universität Heidelberg)
eher einen Randbereich innerhalb der Geschichtswissenschaft in
Deutschland dar. Ab dem Wintersemester 2009/2010 wurde jedoch eine
weitere Professur für Modern Indian History am Centre for Indian Studies der Universität Göttingen eingerichtet. Mit verschiedenen Projekten zur Geschichte Südasiens kann auch das Zentrum Moderner Orient (ZMO) in Berlin als wichtige Einrichtung für südasienwissenschaftliche Geschichtsforschung in Deutschland angesehen werden.
Die
auch für die Geschichte zutreffende Vielfältigkeit des südasiatischen
Raums gepaart mit einer Vielzahl von institutionellen, privaten und
kommerziellen Angeboten führt dazu, dass es vermessen erscheinen würde,
wolle man einen vollständigen Überblick der elektronischen und
digitalen Informationsquellen zur südasiatischen Geschichte erstellen.
Daher beschränken wir uns im Folgenden darauf, die aus unserer Sicht
wichtigsten, interessantesten und an Nachhaltigkeit orientierten
Angebote vorzustellen.
Die Autor/-innen:
Robby Geyer, M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt “Aufbau
einer Virtuellen Fachbibliothek Südasien”.
Nicole Merkel, M.A., Fachreferentin für Geschichte, Kunst und Neuere
Sprachen Südasiens sowie Koordinatorin des Projekts „Aufbau einer
Virtuelle Fachbibliothek Südasien“.
Zitation: Robby Geyer / Nicole Merkel, Guide Südasien. In: Clio-online, 20.11.2009, <http://www.clio-online.de/guides/suedasien/geyermerkel2009/>
[1] Exemplarisch: Michael Gottlob, Historie und Politik im postkolonialen Indien, Göttingen 2008.
[2] Hermann Kulke, Indische Geschichte bis 1750, München 2005, S. 97-105.
Herausragende thematische Websites und digitale Publikationen
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Umfangreiche Informationen zur südasiatischen Geschichte sind auf der Webseite Manas
verfügbar, die von Vinay Lal, Associate Professor of History an der
University of California, als privates Projekt seit 1998 betrieben
wird. Ein Online-Dossier zu Indien
- unter anderem mit Beiträgen von Joachim Betz, Dietmar Rothermund und
Michael Mann zur indischen Geschichte – gehört sicherlich zu den
nennenswerten deutschsprachigen Einzelangeboten.
Für die alte Geschichte des indischen Subkontinents sind darüber hinaus die umfangreichen Internetseiten des Archaeological Survey of India von Bedeutung. Eine weitere erwähnenswerte institutionelle Homepage ist die des Indian Council of Historical Research.
Wegen seines in Südasien bisher einmaligen Forschungsschwerpunktes kann auch das South Asian Centre for Advertisement, Journalism and Cartoons (SARCAJC),
welches die Mediengeschichte in Südasien erforscht, hier genannt
werden. Für Medizinhistoriker von besonderem Interesse ist das Portal
der National Library of Scotland Medical History of British India,
welches Informationen und historische Quellen zu Krankheiten und zur
staatlichen Gesundheitspolitik in Indien während der britischen
Kolonialherrschaft zur Verfügung stellt.
Mit History of Bengal
exisiert eine Internetquelle, die sich mit historischen Orten und
Ausgrabungen in Bengalen beschäftigt. Besonders erwähnenswert ist auch
die Webseite des Vijayanagara Research Project,
welches zahlreiche Informationen zu diesem südindischen Königreich
online bereit stellt. Informationen zu allen Epochen auf dem Gebiet des
heutigen Pakistans sowie zu historisch bedeutenden Stätten bietet die
Internetseite des National Fund for Cultural Heritage.
Eine Vielzahl von Online-Ausstellungen sind über die Webseite Asian Art verfügbar. Neben historischen Aspekten werden auch die Bereiche Kunstgeschichte und Religionen thematisiert.
Je
nach Interessens- und Forschungsschwerpunkt könnten hier weitere
zahlreiche Beispiele aufgeführt werden. Alle im weiteren Verlauf
vorgestellten Internetquellen und Online-Angebote erfüllen aus unserer
Sicht das Kriterium, für die Geschichtswissenschaft Südasiens von
besonderem Interesse zu sein.
Digitale Informationsressourcen: Portale
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Die meisten Fachportale zu Südasien bzw. südasiatischen Ländern und Regionen sind fächerübergreifend konzipiert: SARAI (South Asian Resource Access on the Internet), ein Angebot der Columbia University Libraries, Digital South Asia Library (DSAL), ein Projekt des Center for Research Libraries und der University of Chicago sowie Savifa, die Virtuelle Fachbibliothek Südasien,
als Gemeinschaftsprojekt des Südasien-Instituts der Universität
Heidelberg und der Universitätsbibliothek Heidelberg. Während die
ersten beiden ausschließlich (retro-)digitale und elektronische
Ressourcen nachweisen, bietet Savifa unter einer zentralen
Einstiegsoberfläche verschiedene Dienste an, neben Datenbanken und
E-Journals z.B. auch die parallele Recherche zu digitalen und
gedruckten Medien oder mit SavifaDok ein Online-Repositorium für die
Südasienwissenschaften.
Zwei wichtige regional ausgerichtete Portale sind Digital Himalaya und Tibetan and Himalayan Digital Library. Ein besonders für Historiker interessantes Portal ist das Internet Indian History Source Book,
welches eine Vielzahl von elektronischen Quellen zu allen Epochen der
indischen und teilweise auch zur südasiatischen Geschichte nachweist.
Länderspezifisch, jedoch fachübergreifend sind die Virtual Library of Sri Lanka, die Pakistan Virtual Library, Tibetan Studies WWW Virtual Library von T. Matthew Ciolek sowie die Kashmir Virtual Library, welche einen Schwerpunkt auf die neueste Geschichte dieser zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Region legt.
Digitale Informationsressourcen: Fachbibliographien und Fachkataloge
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Von zentraler Bedeutung ist für die Geschichte Südasiens das kostenpflichtige Angebot der Bibliography of Asian Studies. Eine bibliographische Recherche für Südasien-Historiker kann auch in den Datenbanken Periodicals Index Online (PIO)
bzw. Historical Abstracts sehr gewinnbringend sein, wenngleich diese
Datenbanken alle geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer abdecken
bzw. regionen- und epochenübergreifend sind. Über eine Nationallizenz
ist der Zugriff auf PIO deutschlandweit kostenfrei. Die Datenbank (SARDS)
verzeichnet unselbständig erschienene südasienwissenschaftliche
Fachliteratur für den Zeitraum 1797 bis 2000 und ist damit ein
wichtiges Recherchetool für die Suche nach Zeitschriftenaufsätzen oder
Beiträgen aus Sammelbänden. Für Historiker, die sich mit alter
Geschichte beschäftigen, ist der ABIA: South and Southeast Asian Art and Archaeology Index von Interesse. Die Recherche ist bei diesem Angebot generell kostenfrei.
Eine Basisbibliographie zur Neueren Geschichte Südasiens
stellt die Abteilung Geschichte am Südasien-Institut der Universität
Heidelberg online zur Verfügung. Eine sehr umfangreiche
Online-Bibliographie mit dem Titel Bibliography of India[n] History up to 1750 von Hermann Kulke wurde auf dem Dokumentenserver von Savifa veröffentlicht. Weiterhin erwähnenswert ist die Bibliographie British ruled India, 1757-1947
von David Steinberg. Der Autor hat seinen Schwerpunkt auf das 20.
Jahrhundert gelegt und verweist bei manchen Titeln auch auf
Rezensionen.
Eine Bibliographie zu den Arbeiten der ‚Subaltern
Studies Group’, die einen neuen Weg der Geschichtsschreibung über
Südasien beschritten hat, ist online zugänglich als Subaltern Studies: Bibliography of articles and reviews.
Als weitere empfehlenswerte Online-Bibliographie sei noch erwähnt Aspects of Social Change in South Asia, c. 1860 to the present.
Insgesamt gibt es eine Vielzahl von Online-Bibliographien, die zumeist
auf einen bestimmten Themenbereich beschränkt sind und daher hier nicht
einzeln aufgeführt werden sollen. Stattdessen sei auf die Übersicht Bibliographies on South Asian Topics verwiesen.
Fachkataloge zu Websites und digitalen Medien
Für eine umfassendere Recherche nach weiteren Internetressourcen zur Geschichte Südasiens empfiehlt sich als Einstieg der SavifaGuide,
eine Datenbank, in der ca. 3.500 ausgewählte Internetquellen, wie
Webseiten von Institutionen, bibliografische Quellen oder thematische
Websites nachgewiesen sind. Darüber hinaus bietet das thematisch und
geographisch strukturierte Portal to Asian Internet Resources (PAIR)
Zugang zu Online-Ressourcen, die die Geschichte Südasiens abdecken. Ein
vergleichbares Angebot stellt das fach- und regionenübergreifende Portal Intute
dar, mit ca. 700 nachgewiesenen Internetquellen zu Südasien. Zugang zu
Online-Ressourcen, die besonders für die Geschichte Südasiens
interessant sind, bietet World History Archives.
Ein eigener Menüpunkt weist – sortiert nach Ländern und Regionen
Südasiens – Internetquellen nach. Den Schwerpunkt bilden Quellen, die
eine marxistische oder nicht-eurozentrierte Ausrichtung haben.
Digitale Informationsressourcen: Bibliotheken und Bibliothekskataloge
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Den zentralen Einstieg in die Literaturrecherche zur Geschichte Südasiens stellt die Bibliothek des Südasien-Instituts der Universität Heidelberg dar, die seit 2005 in Kooperation mit der UB Heidelberg das Sondersammelgebiet Südasien betreut. Die Bestände sind im Heidelberger Online-Katalog HEIDI nachgewiesen und stehen auch für die nationale und internationale Fernleihe zur Verfügung. Die Bestände der UB Tübingen
(bis 2004 Sondersammelgebiet Südasien) sind für die Südasienforschung
ebenfalls von zentraler Bedeutung vor allem auch im Hinblick auf ihren
umfangreichen Altbestand. Darüber hinaus verfügen sowohl die Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz als auch die München
aufgrund einer langen Sammeltradition über Literatur auch in
südasiatischen Sprachen, aus und über Südasien. Ergänzt werden die
Bestände dieser beiden Bibliotheken durch umfangreiche Sammlungen
südasiatischer Handschriften.
Für die Recherche nach Zeitschriftenartikeln und Rezensionen bietet sich die Datenbank Online Contents – SSG Südasien (OLC-SSG Südasien)
an. Sie enthält derzeit ca. 172.000 Aufsätze und Rezensionen aus 273
Fachzeitschriften, ab Erscheinungsjahr 1993. OLC-SSG Südasien ist in
die Virtuelle Fachbibliothek Südasien – Savifa eingebunden und
erfordert für private Nutzer eine kostenlose Registrierung.[1]
Im
europäischen Ausland sind vor allem die Bibliotheken der ehemaligen
Kolonialmacht Großbritannien zu nennen, die umfangreiche Bestände zur
Geschichte Südasiens besitzen – die British Library Oriental and India Office Collections, die SOAS Libraryund die National Library of Scotland
Weltweit gehört die Library of Congress zu den Bibliotheken mit den umfassendsten Beständen zu Südasien.
Ein
sehr hilfreiches Verzeichnis für die Suche nach (Spezial-)Bibliotheken
in Südasien stellt das noch im Aufbau befindliche Wiki Libraries & Archives in South Asia
dar, mit Informationen zu Sammlungsschwerpunkten und -umfang,
Kontaktinformation sowie Links auf die Websites der Institutionen.
Der Online-Zugriff auf Bibliothekskataloge in Südasien selbst ist leider immer noch unbefriedigend, so bietet z.B. die National Library of India keine OPAC-Recherche an und das Bibliothekskonsortium DELNET
gestattet nur registrierten Mitgliedsbibliotheken die Suche in ihrem
Verbundkatalog. Zumindest teilweise können jedoch die jeweiligen
Nationalbibliotheken als Ausgangspunkt für weiterführende
Informationsrecherchen genutzt werden:
[1]
<http://www.savifa.uni-hd.de/olc.html>. Eine Zugangsnummer und
Passwort können auf dieser Webseite über ein Online-Formular kostenlos
angefordert werden.
Digitale Informationsressourcen: Archive und Museen
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Die für die historische Forschung zu Südasien wichtigsten Archive sind die Nationalarchive der südasiatischen Staaten, wie z.B. National Archives of India in New Delhi, National Archives of Pakistan in Islamabad, National Archives and National Library of Bangladesh in Dhaka oder das National Archive Sri Lanka
in Colombo. In den Landesarchiven der indischen Bundesstaaten, aber
auch in den privaten Sammlungen und Bibliotheken ehemaliger Könige ist
umfassendes Quellenmaterial zur Geschichte der Region zu finden.
Außerhalb
Indiens ist die Sammlung historischer Dokumente der British Library von
überragender Bedeutung. Als ehemalige Kolonialmacht beherbergt sie die
Archive der britischen East India Company (bis 1858) und der
britisch-indischen Regierung (1858-1947). Nach der indischen
Unabhängigkeit 1947 war das Commonwealth Relations Office für
britisch-indische Beziehungen zuständig, deren Archivalia in den National Archives of the UK zu finden sind. Einige Cabinet Papers zur indischen Nationalbewegung sind frei online zugänglich.
Weiterhin
ist auch das Staatsarchiv von Nepal von zentraler Bedeutung, da es
viele Palmblattdokumente in seiner Sammlung archiviert, die den
Alltagsbetrieb von Königshöfen und religiösen Institutionen
illustrieren. Verwiesen sei auch auf die Asha Archives in Kathmandu,
deren Sammlung über 6.700 Manuskripte zählt, darunter Ritualtexte und
Texte zur Astrologie/Astronomie.[1]
Museen
Von der Vielzahl der Museen mit südasiatischen Sammlungen sind von den europäischen besonders hervorzuheben:
Staatliche Museen zu Berlin, mit einer der bedeutendsten Sammlungen von Kunstwerken des indo-asiatischen Kulturraums
Lindenmuseum, Stuttgart,
der Schwerpunkt der Dauerausstellung Südasien liegt auf der Vermittlung
von Kenntnissen über die großen indischen Religionen und ihrer
gesellschaftlichen Grundlagen vom Altertum bis in die Gegenwart.
Musée Guimet, Paris,
die Region Südasien ist zum einen durch eine Dauerausstellung zu Indien
vertreten, die auf einer umfangreichen Sammlung aus Terrakotta-,
Stein-, Bronze- und Holzskulpturen der Frühgeschichte bis zur heutigen
Zeit sowie Gemälde und Miniaturen aus der Zeit vom 15. bis 19.
Jahrhundert basiert. Zum anderen gibt es eine 1.600 Exponate umfassende
Himalaya-Sammlung mit Kunstobjekten aus Nepal und Tibet.
Museum Rietberg, Zürich
die Indien-Sammlung umfasst hinduistische, buddhistische und
jainistische Skulpturen, Terrakotten und Bronzen des 3. bis 16.
Jahrhunderts aus Nord- und Südindien und Malerei auf Papier, Stoff und
Palmblatt (12.-19. Jahrhundert).
British Museum, London,
mit der weltweit größten Sammlung von Skulpturen aus Südasien. Neben
religiösen Objekten werden auch Zeugnisse früher Hochkulturen und
bedeutender Regionalreiche sowie von Stammeskulturen präsentiert.
Museum für Völkerkunde, Wien,
ca. 20.000 Objekte aus dem Bereich Süd-, Südost-Asien und den
Himalayaländern. Die überwiegende Zahl der Objekte stammt aus Indien,
deren Bogen sich von buddhistischen Gandhara-Plastiken bis hin zu einer
der größten europäischen Sammlungen der Naga in Nordostindien erstreckt.
Auch
in Südasien verfügen alle Länder über ‚Nationalmuseen’, die sich
hauptsächlich mit der Darstellung der jeweiligen Nationalgeschichte
beschäftigen. Die Internetseiten dieser Museen können als Ausgangspunkt
einer Recherche zu den jeweiligen Museumslandschaften der Länder
dienen, weil auf den entsprechenden Seiten weitere Informationen
verfügbar sind:
[1] Die Bibliothek des Südasien-Instituts der Universität Heidelberg besitzt die digitalisierte Sammlung auf DVD.
Digitale Informationsressourcen: Kommunikationslisten und Blogs
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Mittlerweile existieren aus
und über Südasien eine Vielzahl von Weblogs, die zumeist aktuelle
Ereignisse und Entwicklungen thematisieren. Für Historiker von
besonderer Bedeutung ist die Diskussions- und Kommunikationsplattform H-Asia,
die sich allerdings in ihrer Ausrichtung auf die Geschichte des
gesamten asiatischen Raumes bezieht. Von deutschen Südasien-Historiker
wird auch die Informationsplattform H-Soz-u-Kult genutzt, um über Neuerscheinungen zu berichten oder Veranstaltungen anzukündigen.
Mittlerweile bieten einige Fachvereinigungen wie zum Beispiel die British Association of South Asian Studies oder die South Asian Archive and Library Group aktuelle Informationen im Blog-Format an. Mit South Asia Masala
betreibt auch die Research School of Pacific and Asian Studies an der
Australian National University einen Südasien spezifischen Blog. Der
Weblog South Asian Idea
wird von mehreren weltweit tätigen Südasienwissenschaftlern betrieben
und widmet sich neben historischen auch politischen und
gesellschaftlichen Themen.
Einen Südasien spezifischen, aber interdisziplinären Blog bietet das deutschsprachige Informationsportal südasien.info an. Von Interesse ist auch der Blog Indologica,
der Informationen zu Neuerscheinungen Südasien relevanter Themen
veröffentlicht und eine gezielte Suche nach
geschichtswissenschaftlichen Werken anbietet.
Zwei nennenswerte regionenspezifische Blogs sind His-Story, ein Blog zur indischen Geschichte, die dabei auch in den weltgeschichtlichen Kontext eingeordnet wird und Early Tibet,
ein Blog zur tibetische Geschichte vom 7. bis zum 10. Jahrhundert, auf
dem auch historische Quellen vorgestellt, übersetzt und kommentiert
werden.
Digitale Publikationen: Hilfsmittel, Nachschlagewerke, Wikis
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Als Hilfsmittel, um sich mit den Besonderheiten der Geschichte Südasiens vertraut zu machen, empfiehlt sich der Reader zur Einführung in Grundlagen und Methoden der Geschichtswissenschaft und der Geschichte Südasiens von Georg Berkemer.
Eine
umfangreiche Sammlung zu Wörterbüchern, statistischen Datensammlungen
aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft und historisches
Kartenmaterial sowie umfangreiche Bildbestände verschiedener Institute
und Archive ist über die Digital Library South Asia (DLSA) zugänglich. Für den Zeitraum der britischen Kolonialherrschaft ist für Historiker auch das Online Image Archive der GandhiServe Foundation interessant.
Bildmaterial
sowohl zur alten Geschichte Südasiens, insbesondere der
Indus-Zivilisation, aber auch zur neueren Geschichte ist über die
private Webseite Harappa
online zugänglich. Neben Photographien von Ausgrabungsstätten und
Fundstücken sind zum Beispiel auch historische Filmaufnahmen aus dem
frühen 20. Jahrhundert online.
Im Rahmen des Projektes Historical Atlas of South India,
welches am French Institute of Pondicherry realisiert wird, ist ein
multimedialer Atlas zur südindischen Geschichte entstanden, bei dem
Informationen aus bereits gedruckt vorhandenen Atlanten digital
aufbereitet wurden.
Bildmaterial zur historischen Architektur Asiens ist über die Webseite Asian Historical Architecture verfügbar. Geschichtliches Bildmaterial zu Sri Lanka bietet die Internetquelle Lankapura. Dazu gehören auch einige historische Filmaufnahmen.
Für Bangladesch gibt es mit Banglapedia, eine Online-Nationalenzyklopädie, die sowohl in Englisch als auch Bengali zur Verfügung steht.
Digitale Publikationen: Quellensammlungen und Retrodigitalisierungen
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Für Historiker, die zum Kolonialismus in Südasien forschen, ist die Volltextdatenbank Empire Online von Interesse, die deutschlandweit durch eine Nationallizenz frei zugänglich ist. Periodical Archive Online (PAO)
ist ebenfalls ein Angebot, bei dem der Zugang über eine Nationallizenz
geregelt ist. Mit über 500 digitalisierten Zeitschriften, die für den
Zeitraum 1802 bis 2000 im Volltext zugänglich sind, ist PAO für alle
Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler eine Fundgrube für
Zeitschriftenaufsätze. Das Oxford Journals Digital Archive ermöglicht ebenfalls den Volltext-Zugriff auf 165 Zeitschriften aus allen Wissenschaftsdisziplinen.
Die British Library
stellt eine Sammlung von über 15.000 Bildern und Photographien vom
späten 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, der Zeit der britischen
Kolonialherrschaft in Südasien, online zur Verfügung. Dokumente zu
dieser historischen Epoche sind auch über das australische
Gemeinschaftsprojekt Digital Colonial Documents (India) verfügbar.
In Indien bietet das Indira Gandhi National Centre for the Arts (IGNCA)
eine umfangreiche digitale Sammlung von Bildern, Manuskripten und
Büchern an, die den Schwerpunkt auf Kunstgeschichte, Archäologie und
Kulturwissenschaften legt. Mittlerweile befindet sich in Indien auch
eine digitale Bibliothek im Aufbau, die von mehreren Instituten getragen und finanziell von der indischen Regierung unterstützt wird.
GRETIL e-Library
ist ein Projekt an der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen,
bei dem indologische Quellen und Sekundärliteratur digitalisiert
werden. Bei Literatur zu Südasien – digital
wird im Rahmen der Virtuellen Fachbibliothek Südasien (Savifa)
Literatur aus und über Südasien digitalisiert. Schwerpunkte liegen auf
indologischen, religionswissenschaftlichen und kunsthistorischen Werken
sowie Reisebeschreibungen aus der Zeit zwischen dem 18. und frühen 20.
Jahrhundert.
Für Südasien-Historiker ist auch das Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books
interessant. Im Rahmen von Retrodigitalisierungen wurden u.a. Reise-
und Expeditionsberichte von Marc Aurel Stein oder den Gebrüdern
Schlagintweit digitalisiert.
Historische Quellen, Karten und
Bilder zu allen Epochen Südasiens, die in erster Linie für den Einsatz
in der wissenschaftlichen Lehre vorgesehen sind, stellt das Project South Asia, angesiedelt an der South Dakota State University, zur Verfügung.
Maps of South Asia
ist eine Sammlung von Karten zu unterschiedlichen Perioden der
südasiatischen Geschichte, die von Frances W. Pritchett, Professorin an
der Columbia University, zusammengestellt wurde und auch Karten anderer
Internetquellen einbezieht.
Digitale Publikationen: Elektronische Zeitschriften
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Reine Online-Journals zur
südasiatischen Geschichte gibt es nur wenige. In der Regel handelt es
sich um elektronische Parallelausgaben von gedruckten Zeitschriften.
Einen Überblick über Südasien relevante E-Journals bietet der EZB-Fachausschnitt Südasien von Savifa. Eine fachliche Gliederung ermöglicht dabei einen direkten Browsingeinstieg zu elektronischen Zeitschriften zur Geschichte und Archäologie Südasiens.
Die
überwiegende Zahl der hier genannten E-Journals sind entweder in ihrer
Ausrichtung interdisziplinär oder beziehen sich auf einen größeren
geographischen Rahmen, dennoch gehören sie zu den Standardzeitschriften
des Faches Geschichte Südasiens:
Zu den digital zugänglichen Zeitschriften, die sich überwiegend mit der Geschichte Südasiens befassen gehören:
Digitale Publikationen: Elektronische Publikationen
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Das eigenständige elektronische
Publizieren ist im Fachgebiet Geschichte Südasiens noch nicht weit
verbreitet. Einzelne Dokumente wie Zeitschriftenaufsätze oder Arbeits-
und Forschungspapiere, die online zugänglich sind, finden sich verteilt
im WordWideWeb. Einige Wissenschaftler und Einrichtungen stellen
zunehmend ihre Veröffentlichungen auch online zur Verfügung, ohne dass
dabei jedoch von einem systematischen elektronischen Publizieren
gesprochen werden kann.
Das fachliche Repositorium SavifaDok
enthält mittlerweile an die 70 Online-Dokumente mit
geschichtswissenschaftlichem Bezug. Hier ist man bemüht,
Südasien-Historiker und geschichtswissenschaftliche Einrichtungen, die
sich mit Südasien beschäftigen, dauerhaft für das elektronische
Publizieren zu gewinnen.
In diesem Zusammenhang kann besonders auf die zwei Schriftenreihen Elektronische Veröffentlichungen zur Geschichte Südasiens bzw. Internet Publications on South Asian History
verwiesen werden, die von der Abteilung Geschichte Südasiens am
Südasien-Institut der Universität Heidelberg herausgegeben werden. Seit
2006 werden Vorträge, Aufsätze, aber auch herausragende Magister- und
Studienarbeiten veröffentlicht, die sich mit der Geschichte Südasiens
befassen. Hinzu kommt die Reihe Lectures on South Asian History, in der Mitschnitte von Vorträgen veröffentlicht werden.
Eine übergreifende und umfassende Suche nach elektronischen Dokumenten zur Geschichte Südasiens ermöglicht der Metakatalog OAIster, in dem die bibliografischen Daten von mehr als 1.100 Repositorienbetreibern eingespielt sind.
Online verfügbare Dokumente, die von Südasienhistorikern erarbeitet wurden und an der SOAS tätig sind, können über SOAS Research Online
gefunden werden. Dies gilt mit der Einschränkung, dass nicht alle darin
nachgewiesenen Texte auch tatsächlich online verfügbar sind. Für
Pakistan gibt es das fächerübergreifende Pakistan Research Repository,
das auch geschichtswissenschaftliche Beiträge enthält. Der Schwerpunkt
dieses Repositoriums liegt auf der Veröffentlichung von Dissertationen
und hochwertigen Abschlussarbeiten. Elektronische Bestände zur
Geschichte Bhutans können über die National Digital Library of Bhutan recherchiert werden. Zudem veröffentlicht eines der zentralen Forschungseinrichtungen Bhutans, das Centre for Bhutan Studies,
den Großteil seiner Publikationen mittlerweile auch in elektronischer
Form. Einige wenige Online-Veröffentlichungen zur Geschichte der
Malediven sind über die Homepage des National Centre for Linguistic and Historical Research verfügbar.
Fazit
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Unbestreitbar hat sich das Internet in rasanter Weise
zu einem Hilfsmittel der wissenschaftlichen Literatur- und
Informationsbeschaffung entwickelt. Diese Feststellung gilt ohne
Abstriche auch für die Geschichtswissenschaft, die sich mit der Region
Südasien beschäftigt.
Es existiert bereits ein vielfältiges
Angebot an Internetquellen sowie digitalen und elektronischen
Publikationen, wenngleich dabei von Vollständigkeit keine Rede sein
kann. Der Schwerpunkt dieses Guides liegt auf institutionellen
Angeboten, private Initiativen wurden dann aufgenommen, wenn eine
gewisse Nachhaltigkeit gegeben scheint. Auch die Online-Angebote von
Verlagen spielen eine immer größere Rolle, sodass auf zentrale
Dienstleistungen verwiesen wurde, die zumeist deutschlandweit über
Nationallizenzen zugänglich sind.
Die drei zentralen Portale
SARAI, Digital South Asia Library (DSAL) und Virtuelle Fachbibliothek
Südasien (Savifa) decken einerseits die Region Südasien in ihrer ganzen
Spannbreite ab, zum anderen bieten sie Zugriff auf
(retro-)digitalisierte sowie elektronische Ressourcen und
Recherchemöglichkeiten für das gesamte fachspezifische Internetangebot.
Festzustellen
ist, dass zur indischen Geschichte einerseits sowie zur Neueren und
Neuesten Geschichte andererseits die meisten Angebote verfügbar sind.
Besonders zur Geschichte der britischen Kolonialherrschaft auf dem
indischen Subkontinent gibt es zahlreiche Online-Ressourcen. Die
anderen (historischen) Regionen Südasiens sind hin-gegen schwach
vertreten. Hier liegt also noch ein enormes Entwicklungspotenzial. Die
Tendenzen der letzten Jahre lassen vermuten, dass diese Lücke nicht
restlos geschlossen werden kann, aber doch weitere wertvolle Ressourcen
das Licht der Internetwelt erblicken werden.
Literatur
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Literaturhinweise zur Geschichte Südasiens
Crispin Bates, Subalterns and the Raj. South Asia since 1600, London 2007.
Sugata Bose / Ayesha Jalal, Modern South Asia: history, culture, political economy, 2. Aufl., New York 2004.
Hermann Kulke, Indische Geschichte bis 1750, München 2005.
Michael Mann, Geschichte Indiens. Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, Paderborn 2005.
Literaturhinweise zur Geschichtsschreibung Südasiens
Stephan Conermann (Hrsg.), Die muslimische Sicht (13. bis 18. Jahrhundert), Frankfurt am Main 2002.
Michael Gottlob (Hrsg.), Historisches Denken im modernen Südasien (1786 bis heute), Frankfurt am Main 2002.
Michael Mann, Sinnvolle Geschichte: Historische Repräsentationen im neuzeitlichen Südasien, Heidelberg 2009.
Literaturhinweise für die Recherche zu Südasien
Nicole Merkel / Robby Geyer,
Südasien digital: Savifa – Die virtuelle Fachbibliothek Südasien. In:
Periplus: Jahrbuch für außereuropäische Geschichte 18.2008, S. 199-202.