Institutionelle Förderer

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Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Franz Steiner Verlag GmbH, Stuttgart

Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn

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Historisches Institut, Universität der Bundeswehr München

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Historisches Institut, Universität Paderborn

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Historisches Seminar, Johann Wolfgang Goethe-Universität

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Historisches Seminar, Universität Luzern

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IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive, Humboldt-Universität zu Berlin

infoclio.ch, Fachportal für die Geschichtswissenschaften der Schweiz, Bern

Institut für Geschichte der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Universität Wien

Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung

Institut für Geschichte, Eidgenössische Hochschule Zürich

Institut für Geschichte, Universität Graz

Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig

Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden

Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte, Universität Flensburg

Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Karl-Lamprecht-Gesellschaft Leipzig e.V.

Klartext Verlag. Jakob Funke Medien Beteiligungs GmbH & Co. KG, Essen

Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz

Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) e.V.

Max Weber Stiftung - Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland, Bonn

Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt am Main

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Peter Lang GmbH - Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main

Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Ditzingen

Seminar für Alte Geschichte, Universität Heidelberg

Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, Dresden

Stiftung Hamburger Institut für Sozialforschung

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

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Verlag C.H. Beck, München

Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn

Verlag Vittorio Klostermann GmbH, Frankfurt am Main

Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster

Wallstein Verlag, Göttingen

Waxmann Verlag GmbH, Münster

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Unternehmensgeschichte

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Unternehmensgeschichte

Einleitung 

Dass Unternehmen ganz wesentlich die Entwicklung moderner Gesellschaften prägen, ist unübersehbar. Die wissenschaftliche Unternehmensgeschichte blieb hierzulande trotzdem lange das Arbeitsfeld einiger Spezialisten, die meist aus der Wirtschaftsgeschichte kamen. Seit einigen Jahren gehört sie jedoch zu den besonders schnell wachsenden „Bindestrich-Geschichten“, über deren theoretische Zugänge, methodische Zugriffe und inhaltliche Ziele lebhaft diskutiert wird. Dies resultiert aus dem Zusammentreffen zweier Trends: Zum einen sind seit geraumer Zeit, angeregt unter anderem durch die angelsächsische Business History, eine Verselbständigung der historischen Subdisziplin Unternehmensgeschichte und ein verstärktes Interesse an ihrer Einbindung in internationale Forschungszusammenhänge festzustellen. Zum anderen erhielt die Produktion von Unternehmensgeschichten, vor allem aber deren mediale Wahrnehmung, durch die Erforschung diverser Großunternehmen in der NS-Zeit, die sich auch außerwissenschaftlichen Anstößen verdankte, einen deutlichen Schub.

 
Diese Sonderkonjunktur, die allmählich zu Ende geht, ist wiederum für einen Teil der fachwissenschaftlichen Diskussion verantwortlich. Dabei geht es nicht primär um die Problematik unternehmensfinanzierter Auftragsforschung, denn die wissenschaftliche Integrität gerade der größeren derartigen Projekte, die von international renommierten Fachbeiräten begleitet wurden, steht außer Frage. Ein ernst zu nehmender fachlicher Diskussionspunkt ergibt sich vielmehr daraus, dass diese Studien in der Regel die unternehmerischen Handlungsspielräume im politischen Umfeld und die Beteiligung von Unternehmern an den nationalsozialistischen Verbrechen in den Vordergrund stellen. Diese Konzentration auf die „politische und moralische Ökonomie unternehmerischen Handelns“ (Gerald D. Feldman) schafft zwar Verbindungslinien zur allgemeinen Zeitgeschichte. Sie entspricht aber nicht unbedingt der Forderung von Unternehmenshistorikern, die Forschung auf den „ökonomischen Kern“ oder die spezifische „ökonomische Logik“ von Unternehmen zu fokussieren – mithin das Unternehmen als eigenständiges Forschungsobjekt ernst zu nehmen und nach adäquaten Analysekriterien zu suchen, die auch über die spezielle historische Situation der NS-Diktatur hinaus tragfähig sind.
 
Dieser wissenschaftliche Anspruch, Unternehmen als Organisationen zu untersuchen, die bei aller gesellschaftlichen Einbindung doch spezifischen Zwecken dienen und spezifischen Regeln unterliegen, ist – in sehr verschiedenen Varianten – eine der beiden historischen Wurzeln der Disziplin Unternehmensgeschichte. Die andere Traditionslinie ist die der Unternehmens- (häufig eher Unternehmer-) Festschrift. Kommerzielle Festschriften, denen es keineswegs an sachlichem Gehalt fehlen muss, machen einen ganz erheblichen Teil der Fachliteratur aus, und dies wird auch so bleiben. Von der intensiven Debatte über die Ertragskraft unterschiedlicher theoriegeleiteter Forschungsansätze wird dieses Genre allerdings eher am Rande beeinflusst.
 
Die wohl prominenteste Stellung in der theoretischen Diskussion nimmt derzeit die Neue Institutionenökonomik ein, die in mancher Hinsicht realitätsnähere Analysemodelle bereitstellt als die neoklassische Gleichgewichtslehre oder die historisch weitgehend desinteressierte Betriebswirtschaftslehre. Die ökonomische Modellierung von Unternehmen als Sets von vertraglich geregelten Eigentums- und Verfügungsrechten zur Senkung von Transaktionskosten und zur Bewältigung von asymmetrischer Informationsverteilung stellt freilich für sich genommen nur einen statischen und generalisierenden Analyserahmen zur Verfügung, kann also die historische Entwicklung der untersuchten Unternehmen nicht eigenständig erklären. Doch sind die Modellannahmen der Neuen Institutionenökonomik insbesondere für kulturhistorische Erweiterungen, die nach Regeln und Funktionen von Unternehmenskultur oder Unternehmenskommunikation fragen, durchaus anschlussfähig.
 
Ein weiterer Vorzug des generalisierenden und akteursbezogenen Instrumentariums der Neuen Institutionenökonomik besteht darin, dass damit prinzipielle Ähnlichkeiten in der Struktur und Funktionsweise von marktorientierten Unternehmen und „Betrieben“ in Zentralplanwirtschaften aufgedeckt, also systemübergreifende vergleichende Untersuchungen vorgenommen werden können. Die erheblichen Unterschiede zwischen Unternehmen und Betrieben dürfen dabei allerdings nicht ausgeblendet werden; sie kommen im unterschiedlichen Stellenwert von Ideologie und politisch-staatlicher Macht, im Verhältnis von staatlichen zu privaten Eigentums- und Verfügungsrechten, im Grad der Vertragsfreiheit und in vielem anderen mehr zum Ausdruck. Anknüpfungspunkte bietet die Neue Institutionenökonomik außerdem zum soziologisch inspirierten Ansatz der Mikropolitik, der vor allem auf die Aushandlung von divergierenden Interessen innerhalb des Unternehmens abzielt. Eine wichtige Rolle bei den theoretisch fundierten Zugängen zur Unternehmensgeschichte spielen derzeit außerdem die systematische Untersuchung unternehmerischer Netzwerke und die Analyse der „Corporate Governance“, also der Lenkungs- und Kontrollstrukturen von Unternehmen. Eine weitere Perspektive eröffnet die organisationssoziologisch begründete Forderung, die Geschichte von Unternehmen als „organisierte Entscheidungssequenzen“ (Werner Plumpe) zu untersuchen.
 
Tragfähigkeit und Kombinierbarkeit der verschiedenen abstrakten Überlegungen sind letztlich nur in der empirischen Praxis zu klären. Die zunehmende Ausdifferenzierung der Ansätze und Positionen hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Untersuchungsgegenstand selbst sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert hat: Schlagworte wie „Tertiarisierung“, „Ende der Industriegesellschaft“, „Dritte Industrielle Revolution“, „Post-Fordismus“, „Globalisierung“ oder „Wissensgesellschaft“ deuten einen grundlegenden sozioökonomischen Strukturwandel und damit verbundenen gesellschaftlichen Wertewandel an, der sich natürlich auch in Unternehmen niederschlägt – und insbesondere von Unternehmen vorangetrieben wird, was die wirtschaftshistorisch weitgehend abstinente Zeitgeschichte bisher leider nur ungenügend reflektiert. Gerade die verstärkt international agierenden Unternehmen und ihre Führungskräfte sind ein interessanter Gegenstand für die empirische Umsetzung und Überprüfung zeithistorischer und soziologischer Konzepte wie „Transnationalität“ oder „reflexive Modernisierung“. Die unternehmenshistorische Forschung selbst löst sich allmählich von der Konzentration auf jene großen, zentral gelenkten Industrie- und Finanzunternehmen, die seit dem 19. Jahrhundert das Bild moderner Industriegesellschaften mitprägten und deren Geschichte lange als geradezu zwangsläufig erfolgreicher Entwicklungspfad erschien. Darstellungen solcher Großunternehmen prägen zwar nach wie vor die Publikationslandschaft, doch zeigt sich mittlerweile ein deutlich wachsendes Interesse an der Untersuchung mittelständischer Unternehmen, der Medienwirtschaft, der Software- und Informationstechnologiebranche oder des Non-Profit-Sektors.
 
Wie auch immer sich die Unternehmens- und in der Folge auch die Forschungslandschaft verändern mag: Unternehmensgeschichte ist nicht nur ein Thema für hoch spezialisierte Unternehmenshistoriker. Es gibt vielleicht kein zweites Arbeitsfeld, das sich derart für theoriegeleitete und interdisziplinäre Forschung eignet. Offensichtlich ist der enge Bezug zur Wirtschafts- und zur Technikgeschichte, wo zumal im klassischen Festschriftengenre die Grenzen fließend sind. Die Untersuchung von Unternehmen als sozialhistorische Fallbeispiele ist insbesondere in der Arbeiter- und Angestelltengeschichte seit langem geläufig, hat allerdings mit dem Konzept von „Unternehmensgeschichte als Gesellschaftsgeschichte“ (Hartmut Berghoff) in den letzten Jahren eine Neubelebung erfahren, bei der auch politische und kulturelle Dimensionen berücksichtigt werden. In jüngerer Zeit haben Studien zu Unternehmern als Angehörigen der Wirtschaftseliten, die unmittelbar an die Bürgertumsforschung für das 19. und 20. Jahrhundert anschließen können, ebenso zugenommen, wie die geschlechtergeschichtliche Perspektive an Bedeutung zu gewinnen scheint. Noch in den Anfängen befindet sich, jedenfalls was die Zeitgeschichte angeht, der unternehmenshistorische Zugang zur Umweltgeschichte.
 
Bei aller Vielfalt des Themenfelds darf allerdings nicht in Vergessenheit geraten, dass das Forschungsobjekt spezifischen Rationalitätskriterien folgt. Auch das Unternehmen als Ort kultureller Sinnstiftung oder als politischer Faktor bleibt immer ein Unternehmen, das heißt: eine soziale Organisation, die als primäres Ziel die Sicherung der eigenen Existenz durch die (mittelfristige) Erzielung von Gewinnen auf Märkten betreibt. Die Vorstellung von Institutionen und Internetressourcen auf den folgenden Seiten legt den Schwerpunkt auf die deutsche Forschungslandschaft zu diesem Phänomen, bemüht sich aber ansatzweise auch um deren internationales Umfeld.
 

Autoren

Dr. Ralf Ahrens, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Historisches Institut
Dr. Friederike Sattler, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
 
Stand: März 2007

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Literatur

 
Einführende Literatur findet sich bislang kaum online. Im Volltext abrufbar ist immerhin ein Aufsatz von Jan-Ottmar Hesse und Tim Schanetzky über „Business History in Germany: Recent Developments in Research and Institutions“ aus dem Newsletter der European Business History Association (EBHA) 2004. Ansonsten zeugt auch die folgende Auswahl vom rasch gewachsenen Interesse an Unternehmensgeschichte in Deutschland:
 
  • Bähr, Johannes: Unternehmensgeschichte in Deutschland – Ansätze und Perspektiven der neueren Forschung und das Verhältnis zur DDR-Geschichte, in: Hermann-Josef Rupieper/Friederike Sattler/Georg Wagner-Kyora (Hgg.), Die mitteldeutsche Chemieindustrie und ihre Arbeiter im 20. Jahrhundert, Halle 2005, S. 35-51
  • Berghoff, Hartmut: Moderne Unternehmensgeschichte. Eine themen- und theorieorientierte Einführung, Paderborn 2004
  • Erker, Paul: Aufbruch zu neuen Paradigmen. Unternehmensgeschichte zwischen sozialgeschichtlicher und betriebswirtschaftlicher Erweiterung, in: Archiv für Sozialgeschichte (AfS) 37 (1997), S. 321-365
  • Erker, Paul: „A New Business History”? Neuere Ansätze und Entwicklungen in der Unternehmensgeschichte, in: AfS 42 (2002), S. 557-604
  • Erker, Paul: „Externalisierungsmaschine“ oder „Lizenznehmer der Gesellschaft“? Trends, Themen und Theorien in der jüngsten Unternehmensgeschichtsschreibung, in: AfS 46 (2006), S. 605-658
  • Hesse, Jan-Otmar/Christian Kleinschmidt/Karl Lauschke (Hgg.): Kulturalismus, Neue Institutionenökonomik oder Theorienvielfalt. Eine Zwischenbilanz der Unternehmensgeschichte, Essen 2002
  • Jäger, Hans: Unternehmensgeschichte in Deutschland seit 1945. Schwerpunkte – Tendenzen – Ergebnisse, in: Geschichte und Gesellschaft 18 (1992), S. 107-132
  • Pierenkemper, Toni: Unternehmensgeschichte. Eine Einführung in ihre Methoden und Ergebnisse, Stuttgart 2000
  • Plumpe, Werner: Perspektiven der Unternehmensgeschichte, in: Günther Schulz u.a. (Hgg.), Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Arbeitsgebiete – Probleme – Perspektiven, Stuttgart 2004, S. 403-425
  • Plumpe, Werner: Unternehmen, in: Gerold Ambrosius/Dietmar Petzina/Werner Plumpe (Hgg.), Moderne Wirtschaftsgeschichte. Eine Einführung für Historiker und Ökonomen, 2. Aufl. München 2006, S. 61-94

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Fachvereinigungen

 

USA

Die ältestes Fachorganisation für Unternehmensgeschichte ist die bereits 1954 in den USA gegründete Business History Conference (BHC), die sich als eine internationale Vereinigung versteht, regelmäßige Jahrestreffen veranstaltet, Preise und Stipendien gewährt und die beiden Zeitschriften Business and Economic History (gedruckt bis 1999, ab 2003 als reine Online-Zeitschrift weitergeführt sowie Enterprise & Society. The International Journal of Business History (seit 2000) herausgibt. Die Business History Conference zeichnet außerdem verantwortlich für das Online-Netzwerk H-Business. Ebenfalls in den USA beheimatet ist die HistoricEconomic and Business al Society (EBHS), die sich um die Förderung von wirtschafts- und unternehmenshistorischer Forschung und Lehre sowie insbesondere um den Austausch zwischen den beteiligten Disziplinen bemüht. Ihre Mitglieder kommen hauptsächlich aus Nordamerika, Westeuropa und Asien. Die EBHS veranstaltet jährliche Konferenzen und gibt die Essays in Economic and Business History: The Journal of the Economic and Business Historical Society heraus. Auf ihrer Homepage finden sich zahlreiche weiterführende Links zu Institutionen und Publikationen der internationalen Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte.
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Großbritannien

Wichtigste Fachvereinigung in Großbritannien ist die Association of Business Historians (ABH). Ihre Mitglieder, Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen, haben sich die Förderung einer bewusst multidisziplinären Unternehmensgeschichte zum Ziel gesetzt, welche die Beziehungen der Unternehmen zu ihrem sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld mit in den Blick nimmt. Die Gesellschaft veranstaltet jährlich einen Kongress, gibt einen Newsletter und die Zeitschrift Business History heraus. Auf der ABH-Homepage finden sich hilfreiche Links zu britischen Wirtschafts- und Unternehmensarchiven sowie einschlägigen Forschungszentren.
 

Deutschland

Für Deutschland ist als wichtigste Fachvereinigung die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) zu nennen, die sich als Institution zur Förderung des wissenschaftlichen Austauschs versteht und zu diesem Zweck diverse thematisch spezialisierte Arbeitskreise unterhält, Symposien und öffentliche Vortragsveranstaltungen anbietet. Die GUG wirkt außerdem bewusst als Mittlerin zwischen Wissenschaft und Unternehmen, weist also einen starken Praxisbezug auf, etwa indem sie den Aufbau von Archiven unterstützt oder betriebliche Praktika vermittelt. Die GUG gibt die Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. Journal of Business History (ZUG) sowie eine Schriftenreihe, Tagungsbände und eigene Projektveröffentlichungen heraus und zeichnet jährlich eine herausragende Dissertation oder Habilitation mit dem Preis für Unternehmensgeschichte aus. Der in bewusster Distanzierung zu einer traditionell stark auf außerwissenschaftliche Interessen ausgerichteten Unternehmensgeschichte gegründete Arbeitskreis für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte (AKKU) setzt seinen Akzent auf theoretisch-methodisch reflektierte Zugänge und Interdisziplinarität. Der Arbeitskreis veranstaltet jährliche Arbeitstagungen, zeichnet herausragende studentische Qualifizierungsarbeiten mit dem AKKU-Nachwuchspreis aus und gibt das Mitteilungsblatt Akkumulation sowie die Schriftenreihe Bochumer Schriften zur Unternehmens- und Industriegeschichte heraus. Auch die Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare (VdW) unterhält offiziell einen Arbeitskreis für Unternehmensgeschichte, der allerdings derzeit keine nach außen wahrnehmbaren Aktivitäten entfaltet. Die VdW gibt außerdem die Zeitschrift Archiv und Wirtschaft heraus, in der vor allem praktische Probleme – etwa bei der Archivierung digitaler Quellen – erörtert werden.
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Italien

Wichtigste italienische Fachvereinigung bzw. Stiftung zur Förderung der Unternehmensgeschichte ist die 1983 gegründete Associazione di Storia e Studi sull’Impresa (ASSI) in Mailand, die eng mit der Università Commerciale Luigi Bocconi zusammen arbeitet. ASSI organisiert Seminare und Workshops, beteiligt sich an Forschungsprojekten und gibt u.a. das Jahrbuch Annali di Storia dell’Impresa heraus.
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Frankreich

In Frankreich hat sich 1989 auf Initiative des Ministeriums für Industrie das Institut d’Histoire de l’Industrie  konstituiert, dessen Mitglieder teils aus der historischen Forschung, teils aus der Wirtschaft selbst kommen und sich zum Ziel gesetzt haben, die Unternehmens- und Industriegeschichte zu fördern. Nach viel versprechenden Anfängen, darunter die Veranstaltung von Colloquien, werden die Aktivitäten des Instituts, das sich als eine unabhängige Fachvereinigung versteht, inzwischen offenkundig nicht mehr vorangetrieben. Das Institut unterstützt aber nach wie vor die Herausgabe der wichtigsten französischsprachigen unternehmensgeschichtlichen Zeitschrift Entreprises & Histoire.
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Europa

Als wichtigstes europäisches Forum für die Unternehmensgeschichte hat sich die 1994 gegründete European Business History Association (EBHA) etabliert. Die EBHA veranstaltet in jedem Jahr einen internationalen Kongress, bei dem nicht zuletzt junge Forscher aus nord-, west-, süd- und osteuropäischen sowie nicht-europäischen Ländern zusammentreffen. Außerdem bietet sie alle zwei Jahre eine Summer School für Doktoranden an, vergibt einen Promotionspreis und stellt ihren Mitgliedern einen regelmäßigen Online-Newsletter zur Verfügung, in dem in den letzten Jahren u.a. ausführlich über die sehr unterschiedliche Lage des Fachs in einzelnen europäischen Ländern berichtet wurde (Newsletter No. 3 von 1996 befasste sich beispielsweise mit Russland; für Nicht-Mitglieder zumindest ausschnittweise zugänglich).
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Japan

Nicht unerwähnt bleiben soll die Business History Society of Japan, deren Homepage auch in einer englischen Version zur Verfügung steht. Die Gesellschaft veranstaltet alljährlich im Herbst einen nationalen Kongress und gibt die Zeitschrift Management History (in japanischer Sprache, mit online verfügbaren englischen Abstracts) und das Jahrbuch Japanese Research in Business History (in englischer Sprache, mit online recherchierbaren Inhaltsverzeichnissen) heraus (bis 2003 erschienen unter dem Namen Japanese Yearbook on Business History).
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Spezialisierte Fachvereinigungen

Seit den 1990er Jahren ist eine wachsende Differenzierung der Unternehmensgeschichte zu beobachten, die sich in der Gründung entsprechend spezialisierter, hier nur beispielhaft angeführter Fachvereinigungen niederschlug.
Bereits in den 1960er Jahren entstand das Institut für bankhistorische Forschung (IbF) in Frankfurt am Main. Das Institut veranstaltet Symposien und wissenschaftliche Kolloquien, vergibt einen Förderpreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten und gibt Publikationen sowie die Zeitschrift Bankhistorisches Archiv heraus. Die Gesellschaft für mitteleuropäische Banken- und Sparkassengeschichte mit Sitz in Bielefeld wird von ihren meist aus dem akademischen Bereich kommenden Mitgliedern getragen und pflegt durch ihre Veranstaltungen und Publikationen insbesondere den Austausch zwischen west- und ostmitteleuropäischen Forschern. Die Gesellschaft gibt das Jahrbuch Geld und Kapital heraus. Leider präsentiert sie sich nicht mit einer eigenen Homepage im Internet, ist aber ganz klassisch auf dem Postweg zu erreichen: Detmolder Strasse 133, 33604 Bielefeld. Die 1990 gegründete European Association for Banking and Financial History (EABH) mit Sitz in Frankfurt am Main, der neben Einzelmitgliedern rund 80 Banken aus 25 europäischen Ländern angehören, berät Banken bei der Einrichtung von hausinternen Archiven, Museen und Ausstellungen, veranstaltet Konferenzen, Colloquien und Workshops, gibt die Schriftenreihe Studies in Banking and Financial History sowie Publications on the Issues of Bank Archives heraus und unterstützt die Publikation der Zeitschrift Financial History Review.
 
Historiker, die speziell an Fragen des Marketings interessiert sind, gründeten 1997 die Conference on Historical Analysis & Research in Marketing (Charm). Sämtliche auf den bereits seit 1983 alle zwei Jahre stattfindenden Konferenzen präsentierten Papiere können mit Hilfe einer Liste der Abstracts online recherchiert und gegen Kopiegebühren als Volltexte bestellt werden. Charm gibt außerdem den Newsletter Retrospectives in Marketing heraus. Der Geschichte des Einzelhandels und des Absatzes widmet sich das 1998 an der britischen University of Wolverhampton gegründete Centre for the History of Retailing and Distribution (CHORD); es ist Teil des dortigen History and Governance Research Institute (HAGRI) und veranstaltet Seminare, Workshops und Konferenzen.
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Business Schools

Die traditionsreichste und wohl bekannteste amerikanische Business School, an der Business History einen hohen Stellenwert eingeräumt bekommt, ist die Harvard Business School (HBS). Die HBS bietet ihren Studenten auch historisch ausgerichtete Kurse und Seminare an, u.a. zum Thema „The Coming of Managerial Capitalism“ und „Entrepreneurship and Global Capitalism“. Bekannt sind auch die für Lehrzwecke eingesetzten historischen „Cases“, die online recherchiert und – gegen Gebühr – eingesehen und/oder als Kopie bestellt werden können. Die HBS gibt die Zeitschrift Business History Review heraus und schreibt Forschungsstipendien aus.
 
Auch in Großbritannien gibt es einige spezielle Forschungszentren, die sich der Business History widmen. Dazu zählen die Accounting and Business History Research Unit at Cardiff Business School (ABHRU), die u.a. die Zeitschrift Accounting, Business & Financial History heraus gibt, die Business History Unit at the London School of Economics, wo derzeit u.a. das umfassende europäische Forschungsprojekt The Performance of European Business in the 20th Century bearbeitet wird, außerdem das Centre for Business History in Scotland (CBHS) und nicht zuletzt das renommierte Centre for International Business History at Reading (CIBH).
 
In Skandinavien sind an einigen Universitäten ebenfalls unternehmensgeschichtliche Lehr- und Forschungszentren entstanden: Die Copenhagen Business School in Dänemark unterhält ein Centre for Business History, dessen Vorläufer bereits 1979 gegründet wurde und an dem ein umfangreiches Forschungsprogramm durchgeführt wird; in den Jahren 2001 bis 2005 stand ein nationales Forschungsprojekt zur dänischen Wirtschaft unter der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt. An der Norwegian School of Management in Oslo gibt es ebenfalls ein Centre for Business History; seine Mitarbeiter sind in die studentische MBA-Ausbildung eingebunden, bearbeiten aber auch historische Forschungsprojekte.

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Deutschsprachige Lehrstühle

 
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine auf die Unternehmensgeschichte spezialisierten Forschungszentren. Vielmehr sind es hier traditionell einige Lehrstühle für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die das Fach besonders pflegen – sowie in letzter Zeit außerdem einige Lehrstühle für Zeitgeschichte bzw. Neuere und Neueste Geschichte.
 
Der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Frankfurt am Main, geleitet von Werner Plumpe, widmet der modernen Unternehmensgeschichte besondere Aufmerksamkeit. In verschiedenen Forschungsprojekten geht es hier nicht zuletzt um die Verknüpfung von ökonomischer Theorie und unternehmerischer Praxis. Am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen, geleitet von Hartmut Berghoff, wird Unternehmensgeschichte als Gesellschaftsgeschichte verstanden, also in einen breiten ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Kontext eingebettet. Besondere Schwerpunkte liegen hier auf der Marketing- und Konsumgeschichte. Am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Ruhr-Universität Bochum setzt Dieter Ziegler mit seinen Mitarbeitern unternehmensgeschichtliche Akzente auf die regionale Industrie, die Rüstungs- und Besatzungswirtschaft, die Verbraucher- und nicht zuletzt die Bankengeschichte. Am Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität zu Köln steht unter der Leitung von Toni Pierenkemper ebenfalls die Unternehmens- und Bankengeschichte, vornehmlich des 19. Jahrhunderts, im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Die von Susanne Hilger geleitete Abteilung Wirtschaftsgeschichte der Universität Düsseldorf legt einen Schwerpunkt auf die international vergleichende Unternehmensgeschichte. Der Lehrstuhl Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Konstanz, geleitet von Clemens Wischermann, befasst sich mit Fragen der Unternehmenskommunikation, Unternehmenskultur und Unternehmernachfolge. Am Bielefelder Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftsgeschichte setzt Werner Abelshauser den Akzent auf Fragen des langfristigen institutionellen Wandels von industriellen Produktionsregimen und Unternehmen. Am Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Mannheim geht Christoph Buchheim im Zusammenhang mit Forschungen zur deutschen Industrie im Nationalsozialismus u.a. der Frage nach, wie sich das Entscheidungshandeln von Unternehmern in dieser Zeit veränderte. Wilfried Feldenkirchen, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg, befasst sich mit Unternehmerbiographien, Unternehmensstrukturforschung und vergleichender Unternehmensgeschichte.
 
In jüngster Zeit hat die Unternehmer- und Unternehmensgeschichte auch an einigen zeithistorischen Lehrstühlen einen größeren Stellenwert erhalten. Zu nennen ist hier der von Cornelia Rauh-Kühne geleitete Lehrstuhl für Deutsche und Europäische Zeitgeschichte der Universität Hannover, an dem u.a. das Genre des kritischen, sozial- und kulturhistorisch eingebetteten Unternehmerporträts gepflegt und Fragen zum modernen Wirtschaftsbürgertum bearbeitet werden. Auch an den zeithistorischen Lehrstühlen der Humboldt-Universität zu Berlin (Ludolf Herbst), der Technischen Universität Dresden (Klaus-Dietmar Henke) und der Universität Jena (Norbert Frei) wurden oder werden größere unternehmenshistorische Forschungsprojekte mit engem Bezug zur allgemeinen zeithistorischen Forschung, insbesondere zur NS-Diktatur und ihren Nachwirkungen, durchgeführt.
 
Das von Herbert Matis geleitete Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität Wien bietet im Rahmen des allgemeinen Curriculums u.a. Lehrveranstaltungen zur Wirtschafts- und Unternehmensethik an und unterhält außerdem eine eigene Abteilung für Business History, über deren aktuelle Aktivitäten die Homepage aber leider keinerlei Angaben macht. Für die an der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich, geleitet von Jakob Tanner, angebundenen Projekte wird ebenfalls teils ein dezidiert unternehmenshistorischer Zugang gewählt; aktuell geht es zum Beispiel u.a. um Innovationen und institutionellen Wandel öffentlicher Unternehmen in der Schweiz im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.

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Internetportale, Linksammlungen, e-Zeitschriften, Mailinglisten

 
Ein eigenständiges, über die Homepages der vorn genannten Institutionen hinausgehendes Internetportal existiert bislang weder für die deutsche noch für die internationale Unternehmensgeschichte. Am nächsten kommt dem noch die vom Nederlandsch Economisch-Historisch Archief in Amsterdam betriebene Virtual Library Economic and Business History. Diese stellt, anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, keine Online-Kataloge oder digitalen Reprints zur Verfügung. Stattdessen bietet sie die wohl umfangreichste Sammlung von Links zu einschlägigen Mailinglisten, Tagungsankündigungen, Forschungseinrichtungen, Museen und statistischen Datenbanken – sowohl in sachlicher wie in nationaler Aufgliederung. Dasselbe gilt für die thematisch benachbarte Virtual Library Labour History, die vom International Institute of Social History (IISH) in Amsterdam betreut wird.
 
Eine umfangreiche Linksammlung hat auch das Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Köln erarbeitet, darunter eine Zusammenstellung von Websites zu „Unternehmensgeschichten in Selbstdarstellung“ sowie zu Fachzeitschriften und Online-Bibliografien. Ähnlich hilfreiche Linklisten haben der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Frankfurt am Main und das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen zusammengestellt.
 
Die elektronische Verfügbarkeit von Fachliteratur hält sich bisher in Grenzen, doch die Serviceangebote für den ersten Zugriff haben deutlich zugenommen. Das gilt insbesondere für den Arbeitskreis für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte, der die seit 1998 erschienenen Hefte seiner Zeitschrift Akkumulation vollständig als kostenlos abrufbare PDFs ins Netz gestellt hat. Die Zeitschrift für Unternehmensgeschichte stellt zumindest die Inhaltsverzeichnisse, für die Jahrgänge seit 1978 auch die englischsprachigen Abstracts der Artikel zur Verfügung, die auch über eine Suchmaske recherchiert werden können. Einzelne Aufsätze samt Illustrationen zu Spezialfragen des Wirtschaftsarchivwesens stellt die Fachzeitschrift Archiv und Wirtschaft bereit.
 
Vollständig und kostenlos im Netz findet sich seit 2003 die Zeitschrift Business and Economic History der Business History Conference. Die an der Harvard Business School herausgegebene Business History Review bietet die Abstracts der seit 1954 erschienenen Aufsätze sowie, für die Jahrgänge seit 2002, den vollständigen Rezensionsteil zur Ansicht bzw. zum kostenlosen Download an. Den Zugriff auf die Abstracts von Artikeln, die einzeln als Volltexte gekauft werden können, ermöglicht die European Review of Economic History. Inhaltsverzeichnisse anderer relevanter Zeitschriften bieten das Zeitschriftenfreihandmagazin und H-Soz-u-Kult.
 
Schließlich sei darauf hingewiesen, dass es eine eigenständige, jedem Interessierten zugängliche Mailingliste speziell für Unternehmensgeschichte bzw. Business History gibt, nämlich das von amerikanischen Historikern betriebene Netzwerk H-Business, das analog zu anderen H-Net-Listen sowohl als Diskussions- und Informationsplattform wie als Rezensionsdienst fungiert.
 

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Wirtschafts- und Unternehmensarchive

 

Öffentliche Archive

Viele Großunternehmen verfügen heute über ein professionelles historisches Archiv. Selbstverständlich ist dies aber keineswegs – von einem uneingeschränkten Zugang für unabhängige Historiker, wie er für öffentliche Archive (von zeitlichen Einschränkungen und Auflagen des Persönlichkeitsschutzes einmal abgesehen) charakteristisch ist, ganz zu schweigen. Erst recht gilt dies für mittelständische oder kleinere Unternehmen, wo meist schon aus Kostengründen auf die Unterhaltung regelrechter Archive verzichtet werden muss. Die wichtigste Anlaufstelle für die Erforschung nicht mehr existierender Unternehmen sind regionale Wirtschaftsarchive, die gewöhnlich von Industrie- und Handelskammern getragen werden und der Wissenschaft in ähnlicher Weise freien Zugang gewähren wie staatliche oder kommunale Archive. Neben den Hinterlassenschaften regionaler Unternehmen verwahren sie auch historisches Material von Wirtschaftsverbänden, Pressedokumentationen oder persönliche Nachlässe. Wichtige unternehmenshistorische Quellen finden sich teils auch in Staats- und Kommunalarchiven. Das gilt vor allem für die neuen Bundesländer, wo zusammen mit den Akten Volkseigener Betriebe zahlreiche Bestände aus der Zeit bis 1945 an die DDR-Bezirksarchive oder die heutigen Staatsarchive abgegeben wurden. Auch das Bundesarchiv Berlin verwahrt eine Reihe teils umfangreicher Bestände von Unternehmen, die nach 1945 auf SBZ/DDR-Territorium enteignet wurden.
 
Den einfachsten Online-Zugriff auf staatliche und kommunale Archive ermöglicht das bekannte Portal der Archivschule Marburg. Dieses Portal bietet aber auch eine nach Regionen, Branchen und Unternehmen gegliederte Sammlung von Links zu Wirtschafts- und Unternehmensarchiven. Die dort verzeichneten Homepages der regionalen Wirtschaftsarchive in Hohenheim, München, Darmstadt, Köln, Leipzig, Dortmund und Hanstedt (ein niedersächsisches Wirtschaftsarchiv in Wolfenbüttel befindet sich seit kurzem im Aufbau) enthalten Beständeübersichten, teils auch ausführliche Bestandsbeschreibungen oder elektronische Findbücher mit entsprechenden Suchmasken. Beim Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv in Köln beispielsweise sind derzeit rund 70.000 Verzeichnungseinheiten online recherchierbar. Häufig finden sich hier zudem historische Basisinformationen zu den entsprechenden Unternehmen, Kammern oder Personen, gelegentlich auch Bildmaterial. Vielfach bieten die Bestandsbeschreibungen auch Literaturhinweise zu den verwahrten Beständen. Eine überregionale Einrichtung ist das Bochumer Bergbau-Archiv, das 1969 als zentrale Sammelstelle für die Akten stillgelegter Zechen eingerichtet wurde. Für den Spezialbereich der Banken- und Sparkassengeschichte hat das Institut für bankhistorische Forschung ein umfangreiches Archivverzeichnis zusammengestellt, dessen Inhaltsangaben sich allerdings bislang auf die Namen derjenigen Banken und Sparkassen beschränken, deren Akten dort überliefert sind.
 
Für Unternehmenshistoriker, die sich insbesondere für die Geschichte der Arbeit und – damit eng zusammenhängend – der alten und neuen sozialen Bewegungen interessieren, sind drei weitere Archivzentren von Belang. Das Archiv für soziale Bewegungen in Bochum verwahrt nicht nur Bestände von Gewerkschaften, sondern auch von Betriebsräten und Arbeitsdirektoren. Das International Institute of Social History (IISH) in Amsterdam arbeitet eng mit dem Nederlandsch Economisch-Historisch Archief (NEHA) zusammen, in dem die Unterlagen zahlreicher niederländischer Handelsgesellschaften und Industrieunternehmen aufbewahrt werden, und bietet über die eigene Homepage komfortable Recherchemöglichkeiten im gemeinsamen Online-Katalog an. Außerdem stellt es Virtuelle Ausstellungen, Webguides, aktuelle Bibliografien, Diskussionsforen und einen Nachrichtendienst zur Verfügung. Das Centre des Archives du Monde du Travail (CAMT) in Roubaix/Frankreich sammelt und bewahrt Archive der „Arbeitswelt“, darunter Unternehmensarchive (von kleinen Bäckereien bis hin zu Großunternehmen), Unterlagen von Arbeitervereinigungen, Berufsverbänden und anderen Interessengruppierungen, biographische Nachlässe von Beschäftigten, Managern und Unternehmenseigentümern und vieles mehr. Eine online verfügbare alphabetische Liste der Fonds mit knapper, präziser Bestandsbeschreibung erleichtert den Einstieg in die Recherche.
 

Unternehmensarchive

Das Marburger Archivportal verzeichnet auch Links zu Archiven großer Unternehmen. Eine Liste mit hessischen Unternehmensarchiven inklusive Bestandsinformationen enthält das Hessische Archiv-Dokumentations- und Informations-System. Dasselbe Angebot für Nordrhein-Westfalen bietet die Seite Archive in NRW. Unabhängig von der Existenz professionell geführter Archive nutzen natürlich zahlreiche Unternehmen ihre Homepages zur Präsentation der eigenen Geschichte. Gewöhnlich findet man die entsprechenden Links zur „Historie“ über den Button „Unternehmen“ auf den Homepages. Diese Seiten, die von kurzen Chroniken und Unternehmerbiografien bis zur Faksimilierung von Dokumenten oder kurzen Darstellungen im PDF-Format reichen, sind unterschiedlich gehaltvoll; tendenziell steigt ihre Qualität und Verlässlichkeit, wenn ein professionelles Archiv dafür verantwortlich zeichnet. Ganz unabhängig von möglichen Restriktionen für Wissenschaftler beim Zugang zu den Akten legitimieren aber Unternehmensarchive ihre Existenz innerhalb des Unternehmens als Dienstleistungsbereiche der internen und externen Unternehmenskommunikation (etwa als Abteilung „Historische Kommunikation“). Deshalb muss sich insbesondere der offene Umgang mit der eigenen Geschichte in der NS-Zeit, die viele Großunternehmen in den letzten Jahren von unabhängigen Wissenschaftlern aufarbeiten ließen, auf den Websites nicht unbedingt wieder finden. Historiker, die seriöse Unternehmensgeschichten schreiben wollen, müssen sich ohnehin weiter selbst ins Archiv bemühen.
 
Nichtsdestoweniger sind inzwischen etliche Homepages nützliche Hilfsmittel zur Vorbereitung von Archivrecherchen; darauf kann hier nur beispielhaft hingewiesen werden. In einigen Unternehmensarchiven kann man online in Beständen oder Bestandsübersichten recherchieren. Ein gutes Beispiel für die potenzielle Leistungsfähigkeit solcher Angebote ist die Suchmaske des BMW-Konzernarchivs, wo eine Datenbank auch die Suche nach Verknüpfungen zu anderen Objekten – also etwa zwischen Dokumenten und Fotos – ermöglicht. Punktuell werden die einschlägigen Seiten inzwischen auch für umfangreichere Präsentationen von Dokumenten und Objekten genutzt. Die Historische Gesellschaft der Deutschen Bank hat bereits sämtliche Geschäftsberichte seit 1870, weitere kommentierte Dokumente und Biografien sowie historische Statistiken zur Mitarbeiterentwicklung ins Netz gestellt. Die derzeit wohl komfortabelsten Recherchemöglichkeiten und auch die technikhistorisch gehaltvollsten Informationen bietet das Archiv der Carl Zeiss AG in Jena, das über Online-Findbücher hinaus, die teils wiederum über virtuelle Organigramme des Unternehmens recherchiert werden können, ein „virtuelles Museum“ mit über 3.000 kommentierten Abbildungen ins Netz gestellt hat; darunter ist das komplette Herstellungsprogramm aus der Zeit bis 1945, das mit Original-Prospekttexten präsentiert wird. Möglich ist auch eine Recherche nach mehr als 75.000 Druckschriften (vgl. auch die Rezension von Dagmara Jajesniak-Quast). Das typische Anliegen einer historischen Unternehmenspräsentation demonstriert indes eher der Auftritt des Mercedes-Benz Museums: Die technisch und optisch aufwendig gestaltete Site bietet automobilhistorisch Interessierten unter dem Motto „Faszination der Technik“ einen virtuellen Rundgang durch die Modell- und Designgeschichte an, dessen sonstiger Informationsgehalt freilich für professionelle Historiker eher gering ist.

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Industrie- und Technikmuseen mit unternehmensgeschichtlichem Bezug

 
Unter den Industrie- und Technikmuseen im deutschen Sprachraum, die in ihren Ausstellungen und sonstigen Aktivitäten enge Bezüge zur Unternehmensgeschichte aufweisen, ist vor allem das Deutsche Museum in München hervorzuheben, dem das für die Unternehmensgeschichte wichtige Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte angeschlossen ist. Eine umfassende Sammlung von Links zu weiteren Industrie- und Technikmuseen, darunter auch die bedeutenden Regionalmuseen etwa des Rhein-Ruhr-Gebietes oder Sachsens, findet sich auf der Homepage der Virtual Library – Museen. Entsprechende Informationen für Industrie- und Technikmuseen in Europa stellt die Deutsche Gesellschaft für Industriekultur zur Verfügung, deren Homepage sich allerdings derzeit im Umbau befindet.
 
Als besonders forschungsorientiertes Museum ist außerdem auf das Hagley Museum in Wilmington/Delaware (USA) zu verweisen, das auf dem historischen Gelände der 1802 gegründeten Schießpulverfabrik von DuPont angesiedelt ist. Zum Museum, das einige virtuelle Ausstellungen zur amerikanischen Wirtschafts-, Industrie-, Technik- und Unternehmensgeschichte bietet, gehört eine umfangreiche Bibliothek mit unternehmenshistorisch interessanten Sammlungen, in denen man online recherchieren kann. Dem Museum angeschlossen ist das Center for the History of Business, Technology, and Society, das mit den Universitäten der Region eng zusammenarbeitet, Seminare und Konferenzen veranstaltet und außerdem verschiedene Fellowship Programs anbietet.
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