Institutionelle Förderer

Institutionelle Förderer

 

Bayerische Staatsbibliothek, München

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Berlin

Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln

Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Franz Steiner Verlag GmbH, Stuttgart

Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn

Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig

Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf

Hamburger Edition, Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München

Historisches Institut, FernUniversität in Hagen

Historisches Institut, Universität der Bundeswehr München

Historisches Institut, Universität Mannheim

Historisches Institut, Universität Paderborn

Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Historisches Seminar, Johann Wolfgang Goethe-Universität

Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover

Historisches Seminar, Universität Luzern

Historisches Seminar, Universität Siegen

Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

IFK - Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien

IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive, Humboldt-Universität zu Berlin

infoclio.ch, Fachportal für die Geschichtswissenschaften der Schweiz, Bern

Institut für Geschichte der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Universität Wien

Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung

Institut für Geschichte, Eidgenössische Hochschule Zürich

Institut für Geschichte, Universität Graz

Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig

Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden

Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte, Universität Flensburg

Institut für Zeitgeschichte, München-Berlin

Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Karl-Lamprecht-Gesellschaft Leipzig e.V.

Klartext Verlag. Jakob Funke Medien Beteiligungs GmbH & Co. KG, Essen

Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz

Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) e.V.

Max Weber Stiftung - Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland, Bonn

Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt am Main

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Peter Lang GmbH - Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main

Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Ditzingen

Seminar für Alte Geschichte, Universität Heidelberg

Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, Dresden

Stiftung Hamburger Institut für Sozialforschung

Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.

Verlag C.H. Beck, München

Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn

Verlag Vittorio Klostermann GmbH, Frankfurt am Main

Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster

Wallstein Verlag, Göttingen

Waxmann Verlag GmbH, Münster

Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V., Potsdam

DIESE SEITE IST NICHT MEHR AKTUELL.
Die Anzeige dieser Seite erfolgt ausschließlich als Teil des Web-Archivs von Clio-online.

Die aktuelle Website von Clio-online finden Sie unter http://www.clio-online.de

Clio-online Guide Umweltgeschichte

Multi Page Mode

Einleitung

Umweltgeschichte ist eine noch relativ junge historische Teildisziplin, deren Gegenstand sich aus verschiedenen Wissenschaftstraditionen speist. Hierzu zählen die Naturwissenschaften, aus deren Perspektive Umweltgeschichte zumeist die Geschichte der von Menschen unbeeinflussten Naturprozesse ist, ebenso wie die Sozial- und Kulturwissenschaften, die primär die wechselseitige Beeinflussung von Natur und Gesellschaft analysieren.
Die Geschichtsschreibung selbst begann verhältnismäßig spät, sich mit der Bedeutung ökologischer Prozesse zu beschäftigen. Wenn man von Vorläufern, insbesondere der französischen Annales-Schule, und der Sonderstellung der US-amerikanischen Umweltgeschichte absieht, dann beginnt eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik erst nach den Umweltkrisen der 1970er und 1980er Jahre. Konflikte über die zivile Nutzung der Kernenergie oder später die Debatte über das “Waldsterben” ließen auch das Interesse an der historischen Aufarbeitung solcher Problemfelder stark ansteigen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Umweltgeschichte primär als Problemgeschichte betrieben wurde und dass die Geschichte der Umweltverschmutzung zu einem der größten Untersuchungsfelder der europäischen Umweltgeschichte geworden ist. Seit diesen Anfängen prägt ein langsames, aber stetiges Wachstum - sowohl institutionell als auch in Bezug auf die Zahl der Publikationen - und eine Erweiterung und Ausdifferenzierung der Themenfelder die Entwicklung der Umweltgeschichte, nicht zuletzt durch die Integration im weitesten Sinne “kultureller” Aspekte. Als Konstanten in diesem Prozess haben sich jedoch die nach wie vor starke Interdisziplinarität der umwelthistorischen Forschung und - damit eng zusammenhängend - die Vielzahl an Debatten über den eigentlichen Untersuchungsgegenstand erwiesen.
 
Entstehungsgeschichte und gegenwärtiger Zustand der Umweltgeschichte spiegeln sich auch im Internet wider. Im Vergleich zu anderen historiografischen Subdisziplinen wie etwa der Zeitgeschichte oder der Wirtschaftsgeschichte, ist die umwelthistorische Onlinelandschaft (noch) relativ überschaubar und leicht zu erkunden. Der Vorteil dieser Beschränkung liegt sicherlich darin, dass sie den Einstieg in die “offiziellen” Themenfelder und den Überblick über die beteiligten Institutionen erheblich erleichtert, weil das Angebot stark zentralisiert ist und sich die meisten Dienste über das Portal H-Environment erschließen lassen. Auf der anderen Seite muss man nach umwelthistorisch relevanten Onlineprojekten oft an Stellen suchen, wo man sie zunächst nicht vermutet, etwa im Bereich der Technik- oder der Stadtgeschichte.
 
Die folgenden drei Abschnitte dieses Guides werden zunächst die bedeutendsten Portale beschreiben, dann einen Überblick über die wichtigsten Dienste und Angebote geben und schließlich am Beispiel von drei konkreten Projekten zur regionalen, nationalen und internationalen Umweltgeschichte die Bandbreite und die Möglichkeiten dieser Disziplin im Internet ausloten.
Autor
Dr. Uwe Lübken ist Environmental History Fellow am Deutschen Historischen Institut in Washington, DC, das die Umweltgeschichte zu einem seiner Schwerpunktthemen gemacht hat. Zur Zeit arbeitet Herr Lübken an einem post-doc-Projekt über die Geschichte von Überschwemmungen am Rhein und am Ohio River.
 
Stand: März 2006

Multi Page Mode

Portale

Das umfassendste Angebot und die ohne Zweifel wichtigste Plattform für Umweltgeschichte im Internet bietet das Portal H-Environment. Hier finden sich neben Rezensionen, Diskussionsforen und Datenbanken auch Seminarpläne und einführende Texte. Da sich etliche der unten beschriebenen Dienste und Angebote über H-Environment erschließen lassen bzw. von dort stammen, wird der Inhalt dieses Portals an dieser Stelle nicht näher erläutert. Betrieben wird H-Environment von den beiden großen umwelthistorischen Verbänden Europas und Nordamerikas, deren Webseiten sich ebenfalls als Einstieg in die Umweltgeschichte eignen. Die European Society for Environmental History (ESEH) wurde erst 1999 gegründet, mit dem Ziel umwelthistorische Forschung in Europa zu fördern. Die Programme der mittlerweile drei Konferenzen dieser Gesellschaft und zum Teil auch Abstracts der individuellen Präsentationen sind online einsehbar, ebenso wie Notepad, der Newsletter der ESEH. Die Linkseite schließlich verweist auf etliche europäische Institute, Forschungseinrichtungen und private Projekte, die sich mit Umweltgeschichte beschäftigen. Bei der jüngsten Überarbeitung der ESEH-Seite sind dankenswerter Weise etliche Links, die ins Nichts führten oder die kaum Informationen enthielten (wie etwa der “Job Guide”, die Ankündigung von Ausstellungen oder die “course list”) entfernt worden. Ein knappes Vierteljahrhundert älter als die ESEH ist die 1977 gegründete American Society for Environmental History (ASEH), deren Webseite ähnlich aufgebaut ist wie die der europäischen Organisation und die ebenfalls Auskunft über Konferenzen, Ankündigungen, etc. gibt.
 
Ebenso als Ausgangspunkt für die Erkundung der umwelthistorischen Internetlandschaft eignet sich Jan Oosthoeks klar gegliederte Environmental History Homesite, die allerdings auf ein ähnliches Angebot wie die oben beschriebenen Seiten verweist (was insofern nicht verwunderlich ist, als dass Oosthoek Vizepräsident der ESEH ist). Umweltgeschichte.de dagegen ist, trotz der Selbstbeschreibung als “Portal zur historischen Umweltforschung in Deutschland",  eher eine private Homepage mit beschränktem Wert für diejenigen, die sich in die Umweltgeschichte einarbeiten wollen. Carolyn Merchants Seite weist zwar viele interessante Links auf, von denen die meisten allerdings dringend einer Überarbeitung bedürften. So führen von den umbrella sites alle drei Verweise zu einer Fehlermeldung. Kaum besser ist es um die Links unter Introduction into the Field of Environmental History bestellt (ein Link führt sogar zurück auf die Startseite von Merchants Portal). Zudem tauchen hier E-Mail-Adressen als vermeintliche Links zu Webseiten auf.
 
Empfehlenswert ist schließlich noch die umwelthistorische Linksammlung von Academic Info. Hat man sich erst einmal durch zwei Bildschirme mit Werbung geklickt, erwarten einen Verweise zu einigen interessanten Projekten, die über das übliche Angebot hinausgehen - so zum Beispiel der Geschichte von Love Canal, einem der größten Umweltskandale in der Geschichte der USA, oder Links zum Archiv der Hudson Bay Company.

 

Multi Page Mode

Dienste und Angebote

Mailinglisten

Zentrale Diskussionsplattform und eine Art schwarzes Brett für Umweltgeschichte im Internet ist H-Environment. Hier können eingetragene Mitglieder bzw. Subskribenten, wie auf anderen H-Net-Listen auch, über einen E-Mail-Verteiler über verschiedene Themen der Umweltgeschichte debattieren und Informationen austauschen. Über diese moderierte Liste werden Konferenzankündigungen ebenso wie Stellenangebote, Anfragen und Rezensionen versandt. Diskutiert wird jeder denkbare umwelthistorische Themenbereich – von der Geschichte der Everglades über die Entwicklung von Messgeräten zur Bestimmung der Wasserqualität bis hin zu den Ursachen und Folgen von Hurrikan Katrina. Dominant sind auch hier allerdings eindeutig Themen der US-amerikanischen Umweltgeschichte. Ältere Debatten und Beiträge sind archiviert und über die Webseite von H-Environment in der Form von “threads” und “logs” erreichbar. Der Link zu den threads  führt jedoch zu lediglich 30 willkürlich ausgewählten, keineswegs repräsentativen und zum Teil unergiebigen Diskussionssträngen (z.B. über die Vorbereitung einer Sektion für eine Tagung im Jahr 1997). Empfehlenswerter ist daher der Zugang über die discussion logs, der den Zugriff auf alle Beiträge seit Januar 1996 erlaubt. Zwar erscheint zunächst nur eine drop-down-Liste, die lediglich die Auswahl eines bestimmten Monats gestattet; von hier aus lässt sich aber auch eine “advanced search” starten, mit der man den gesamten H-Net-Bereich, oder auch nur ausgewählte Listen, nach den üblichen Kriterien durchsuchen kann.
 
Aufgrund des interdisziplinären Charakters der Umweltgeschichte ist es unbedingt empfehlenswert, auch andere Listen zu konsultieren. Zwar bemühen sich die Herausgeber von H-Environment um cross-postings, also um die Duplikation umwelthistorisch relevanter Beiträge aus anderen Listen, aber Vollständigkeit kann auf diese Weise natürlich nicht garantiert werden. Je nach Themenschwerpunkt, Spezialisierungsgrad und Interesse können zum Beispiel Listen für die Geschichte von Wasser, über Demografie, Historische Geografie oder über Agrargeschichte sowie etliche Foren mit regionalem Schwerpunkt, die natürlich auch umwelthistorische Aspekte beinhalten, von Interesse sein.

Rezensionen

Auf H-Environment finden sich ca. 140 Rezensionen, die in der Regel umfangreich, informativ und von kompetenten Autorinnen und Autoren geschrieben sind und die sich nach Verfasser und Verfasserin, Titel des besprochenen Buches, Datum, Rezensent und Rezensentin und weiteren Kriterien anordnen lassen. Wer allerdings nach nicht-englischsprachigen Titeln sucht, wird hier  – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht fündig werden. Internet-Rezensionen zu deutschsprachigen Werken der Umweltgeschichte sucht man daher besser bei sehepunkte und vor allem bei H-Soz-u-Kult, wo sich archivierte umwelthistorische Besprechungen separat anzeigen lassen, was zu einer Liste mit immerhin 27 Ergebnissen führt (Stand Dez. 2005).

Bibliografien

Unter Bibliographies finden sich auf H-Environment Links zu zwei Datenbanken und vier Literaturlisten zur Umweltgeschichte. Mit über 35.000 Einträgen ist die Environmental History Bibliography der amerikanischen Forest History Society dabei die mit Abstand größte und nützlichste Unternehmung dieser Art. Diese Sammlung geht zurück auf eine ursprünglich forstgeschichtlich ausgerichtete Bibliografie, die vor über 50 Jahren begonnen und zunächst auf Karteikarten gesammelt wurde, seit den frühen 1980er Jahren aber auch als elektronische Datensammlung vorhanden ist. Diese Daten sind über eine differenzierte Suchmaske leicht zu erschließen, wobei die einzelnen Titel in der Regel mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung versehen sind.
 
Mit ca. 2.000 Einträgen ungleich kleiner ist die Bibliografie der ESEH. Zweck des Unternehmens ist es nicht, eine eigene Literatursammlung zur Umweltgeschichte Europas zu erstellen (und dementsprechend benutzerunfreundlich ist auch die Bedienung), sondern vielmehr, die umfangreiche bibliografische Datenbank der „Forest History Society“ mit Titeln zur europäischen Umweltgeschichte zu ergänzen. Insbesondere Publikationen, die nicht in Englisch abgefasst wurden, können so - versehen mit einem englischen Abstract - auf eine breitere Aufmerksamkeit hoffen. Zwei Punkte sind aber kritisch anzumerken. Zum einen tauchen längst nicht alle Titel aus der europäischen in der amerikanischen Datenbank auf, zum anderen - und das ist das Hauptproblem - basiert die Bibliografie der ESEH nicht auf einer systematischen Auswertung der Literatur, sondern ist auf Ergänzungen durch die Nutzer angewiesen. Dies hat zur Folge, dass sie – wie die Organisatoren einräumen und wie aus Stichproben schnell ersichtlich wird – alles andere als vollständig ist.
 
Desweiteren finden sich auf H-Environment vier Spezialbibliografien, von denen drei einen geografischen und eine einen inhaltlichen Schwerpunkt aufweisen. Diese Bibliografien sind von sehr unterschiedlichem Umfang und Qualität. Während die Literatursammlung zum Thema Naturkatastrophen kaum mehr als einen ersten Einstieg in die Thematik darstellt, bieten die Bibliografien zur US-amerikanischen, australischen und lateinamerikanischen Umweltgeschichte sinnvoll untergliederte und gehaltvolle Aufstellungen. Letztere weist über 600 Einträge auf, die zum Teil mit Abstracts versehen sind, und beinhaltet darüber hinaus auch Webseiten, Filme und Rezensionen. Zudem lässt sich das bibliografische Material über Schaltflächen am linken Bildschirmrand leicht nach Regionen aufschlüsseln. Eine bibliografische Datenbank zur südostasischen Umweltgeschichte fehlt hier zwar, findet sich aber auf den Seiten der Forest History Society.
 
Wer an österreichischer Umweltgeschichte interessiert ist, findet auf den Seiten des Zentrums für Umweltgeschichte in Wien die Environmental History Database Austria mit etwa 1.200 Datensätzen, deren Wert nicht zuletzt darin besteht, dass sie auch unveröffentlichte Qualifikationsarbeiten aufnimmt.
 

Multi Page Mode

Einführende Texte und Artikel

Als weiteres interessantes Angebot findet sich auf H-Environment eine Reihe von historiografischen Überblicken (Historiography Series), die in artikellänge die Entwicklung der Umweltgeschichte in ausgewählten Regionen, Ländern und entlang bestimmter Themenfelder vorstellen. Begrüßenswert ist, dass dabei nicht nur die Interdisziplinarität, sondern auch die Internationalität umwelthistorischer Forschung zum Ausdruck kommt. Auf diese Weise werden hier Aspekte beleuchtet, die in traditionellen umweltgeschichtlichen Darstellungen eher selten auftauchen. So befassen sich gleich drei Beiträge mit der Umweltgeschichte Afrikas (James C. McCann über Klimageschichte, Phia Steyn über die Umweltgeschichtsschreibung in Südafrika und William Beinart über die ökologischen Auswirkungen des europäischen Kolonialismus). Vier weitere Beiträge beleuchten die Entstehung der Umweltgeschichte in Australien  (Don Garden), Lateinamerika (Guillermo Castro Herrera), Großbritannien (Matt Osborn) und Finnland (Timo Myllyntaus). Darüber hinaus finden sich hier Beiträge, die den engen Zusammenhang der Umweltgeschichte mit der Stadtgeschichte (Joel A. Tarr), der Technikgeschichte (Jeffrey K. Stine) und den gender studies (Elizabeth D. Blum) beschreiben.
Wünschenswert wäre darüber hinaus eine Einführung in die asiatische Umweltgeschichte gewesen. Da allerdings die letzte Ergänzung bereits drei Jahre zurück liegt, muss wohl davon ausgegangen werden, dass dieses Angebot in naher Zukunft keine Erweiterung erfahren wird.
 
Wer über solche einführenden Texte hinaus Artikel zu konkreten umwelthistorischen Thematiken sucht, sollte unbedingt Environmental History, die Zeitschrift der ASEH, zu Rate ziehen, von der die letzten beiden Jahrgänge im Volltext online verfügbar sind. Zudem bietet Jan Oosthoeks Seite einige von ihm selbst verfasste Texte, die auf hohem Niveau über den theoretischen Hintergrund der Umweltgeschichte, über Forst- und Holzgeschichte sowie über schottische Umweltgeschichte Auskunft geben.

Seminarpläne und Studienangebote

Die umfangreichste Syllabus Library, also ein Überblick über Seminarentwürfe und Lehrpläne, findet sich ebenfalls bei H-Environment. Gegliedert ist die Übersicht nach Kontinenten, wenn auch Asien hier erneut fehlt, und nach inhaltlichen Kategorien - von der Umweltpolitik über vergleichende Umweltgeschichte bis hin zu Kolonialismus. Enttäuschend ist dagegen die unvollständige und nicht aktualisierte Seite zu den umwelthistorischen Studiengängen. Hier bietet, zumindest für Europa, Jan Oosthoeks Student Page einen besseren Ausgangspunkt. Für ein deutschsprachiges Angebot lohnt sich insbesondere ein Blick auf die Webseiten des Göttinger Graduiertenkollegs Interdisziplinäre Umweltgeschichte: Naturale Umwelt und gesellschaftliches Handeln in Mitteleuropa.

Archive und Digitalisierung

Dokumente zur Umweltgeschichte finden sich in den unterschiedlichsten Beständen staatlicher und privater Archive. Dementsprechend schwierig gestaltet sich oft die Suche nach relevantem Quellenmaterial. Zwar gibt es einige Institutionen, die sich um die Sammlung von historischem Material zu Umweltthemen bemühen, wie etwa das Eco-Archiv zur “Erforschung der Ideen- und Sozialgeschichte der Natur-, Umwelt- und Heimatschutzbewegungen sowie der sanften Alternativen in Tourismus und Sport seit Ende des 19. Jahrhunderts” (Selbstbeschreibung unter Wir über uns) bemüht, oder das Studienarchiv Umweltgeschichte der Fachhochschule Neubrandenburg. Deren Bestände sind aber in der Regel auf bestimmte Themenbereiche konzentriert (allen voran die Geschichte des Naturschutzes und der Umweltbewegungen) und nicht digitalisiert.
 
 
Faksimile QuelleEine interessante archivübergreifende Recherchemöglichkeit im Internet bietet der Guide to Environmental History Archival Collections der “Forest History Society”, eine Datenbank, die Beschreibungen von mehr als 7.000 Verzeichniseinheiten zur Umweltgeschichte aus über 450 Archiven enthält. Stichproben machen allerdings schnell klar, dass dieser Guide bestenfalls einen ersten Überblick verschaffen, aber keineswegs die Suche in einzelnen Archiven ersetzen kann. So bringen selbst Abfragen von zentralen Begriffen wie “soil” oder “flood”, die in jedem Archiv mit umweltgeschichtlichen Beständen in aller Regel gut dokumentiert sind, erstaunlich wenig Treffer (fünf bzw. sechs, Stand: Nov. 2005).

Abb.1: Clio-Icon zum
Archivguide

 

Die “Forest History Society” zeigt jedoch auch, wie die Online-Präsentation eines umwelthistorischen Bestandes aussehen kann. Seit 2000 werden ausgewählte Bilddokumente aus dem eigenen Archiv digitalisiert und über das Internet zugänglich gemacht. Über eine Suchmaske kann der Online-Bestand, der ständig ergänzt wird und der am Ende insgesamt 25.000 Bilder, Dias, Negative und Filme umfassen wird, leicht erschlossen werden. Thematisch finden sich hier vor allem Abbildungen aus dem Bereich der Forstgeschichte, zeitlich liegt der Schwerpunkt auf dem Zeitraum zwischen den 1920er und den 1960er Jahren. Ärgerlich ist allerdings, dass die Bilder letztlich nur in einer völlig unzureichenden Auflösung zu sehen sind, die den Betrachter keine Details erkennen lässt. Dies ist insbesondere dann nicht verständlich, wenn keine Rechte auf den Bildern liegen. Wer höhere Auflösung will, kann diese allerdings gegen eine Gebühr bestellen.

Multi Page Mode

Exemplarische Sites

1. Stiftung Naturschutzgeschichte

Einen Überblick über die Geschichte des Naturschutzes in Deutschland erhält man auf den Webseiten der Stiftung Naturschutzgeschichte, die ihren Sitz auf dem Drachenfels hat, einem der ersten Naturschutzgebiete überhaupt. Im Internet werden fünf Geschichten präsentiert, die auf der Dauerausstellung des ebenfalls in der Vorburg beheimateten Museums basieren. Erste Konflikte schildert die Ursprünge des Naturschutzes in der Industrialisierung und beschreibt frühe Beispiele von politischen Konflikten, etwa Proteste gegen den Bau eines Wasserkraftwerkes in Laufenburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Intensivierung beschäftigt sich mit den Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Maschinen sowie durch die Flurbereinigung und schildert die dadurch verursachten ökologischen Schäden. Moore beschreibt die Geschichte eines heute kaum noch vorhandenen Landschaftstyps, während Naturschutz im ‘Dritten Reich” die in den letzten Jahren intensiv diskutierte Frage nach der Verstrickung der Naturschützer mit dem nationalsozialistischen Regime darstellt. Im Modul Vogelschutz wird schließlich eine der wichtigsten internationalen Naturschutzbewegungen beschrieben. (Zwei weitere “Geschichten” finden sich etwas versteckt hinter dem Tab Dokumentationen)
 
Jede “Geschichte” besteht aus zehn bis 20 einzelnen Seiten, die wiederum aus einem kurzen Text, einigen Fotografien, Plakaten, Gemälden, Dokumenten und in den meisten Fällen auch einem Glossar zusammen gesetzt sind. Insgesamt ist auf diese Weise eine klar gegliederte und gut navigierbare Einführung in die Geschichte des deutschen Naturschutzes entstanden.

2. Regionalgeschichte der Umwelt im Dreyeckland

BUND LogoDass natürliche Prozesse ebenso wenig an Grenzen Halt machen wie Umweltprobleme, zeigt das Projekt des BUND Südlicher Oberrhein zur regionalen Umweltgeschichte im Dreyeckland (Südbaden, Elsass, Nordschweiz). Im Mittelpunkt stehen dabei die umweltpolitischen Proteste der 1970er und 1980er, von denen die Aktionen gegen das geplante Kernkraftwerk in Wyhl am meisten Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Hierzu bietet die Seite eine knappe Chronik des Widerstandes und einen rückblickenden Bericht über grenzüberschreitende Kooperationen badisch-elsässischer Bürgerinititiativen (Georg Löser). Zusätzlich findet man eine Rede des französischen Umweltschützers Jean-Jacques Rettig über Umweltgeschichte, Familiengeschichte und Regionalgeschichte (ohne weitere Quellenangabe). Insgesamt markieren die hier vorhandenen Dokumente und Zeitleisten primär eine Erfolgsgeschichte aus Sicht der Aktivisten, die die Darstellung der Argumente der Gegenseite gar nicht erst zum Ziel hat. Wissenschaftlichen Ansprüchen wird eine solche Regionalgeschichte damit zwar nicht gerecht, als zeitgenössische Quellen sind diese Texte aber durchaus mit Gewinn zu lesen.

 
Erwähnenswert ist schließlich die Dokumentation von Umweltplakaten aus den vergangenen 30 Jahren. Hier findet sich eine Fülle an oft phantasievollem Protestmaterial, das sich nicht nur gegen den Bau von Atomkraftwerken richtete, sondern auch für Klimaschutz plädierte oder auf den zunehmenden Flächenverbrauch aufmerksam machen wollte. Leider liegen die Abbildungen auch hier in zu niedriger Auflösung vor, und es fehlen jegliche Hintergrundinformationen zu den Plakaten. Was diese Quellenart aber besonders gut zum Ausdruck bringt, ist die regionale Verankerung einer solchen Art von Umweltgeschichte.

3. The Sea and the Cities - A Multidisciplinary Project on Environmental History

The Sea and The Cities LogoEbenfalls regionalhistorisch ausgerichtet, aber insgesamt stärker wissenschaftlich geprägt und noch internationaler ist das Projekt The Sea and the Cities, das die Umweltgeschichte von 13 Städten rund um die Ostsee untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der städtischen Abwasserentsorgung und Wasserverschmutzung im 19. und 20. Jahrhundert - und als Ergebnis dieser Prozesse der Verunreinigung der gesamten Ostsee. Der Reiz dieses Projektes besteht nicht zuletzt darin, dass es von der Konzeption her in der Lage ist, verschiedene Ebenen der Untersuchung - von der lokalen über die nationale bis hin zur inter- und transnationalen Ebene - zu integrieren und als eng verbunden mit der Geschichte eines bestimmten Ökosystems darzustellen.

 
Die Navigationsmöglichkeiten innerhalb dieses Projektes sind vorbildlich. Eine Karte am linken Bildschirmrand ermöglicht den schnellen Zugang zu den Seiten der einzelnen Städte, für die dann jeweils drei Aspekte erläutert werden: die Einbettung in die natürliche Umwelt, die Entwicklung der Abwassertechniken und gesellschaftliche Aspekte. Zur Vertiefung liegen für jede Stadt längere wissenschaftliche Artikel, meist als pdf-Datei, vor. Für Helsinki steht zusätzlich noch eine cross-section zur Verfügung - vier reich bebilderte zeitliche Querschnitte im Abstand von 50 Jahren (1850-2000), die Entwicklungslinien aufzeigen (das Jahr 1950 war beim Verfassen dieses Textes noch “under construction”, für das Jahr 2000 existiert lediglich eine Linksammlung, Stand: Nov. 1005). Einziges Manko ist das Fehlen einer zusammenfassenden Analyse, welche die 13 Teilgeschichten miteinander verbindet und als Gesamtgeschichte dieser Region darstellt.
 

Multi Page Mode

Fazit

Insgesamt bietet das Internet eine Fülle an Informations- und Recherchemöglichkeiten für Studierende, Lehrende und allgemein Interessierte, die den Einstieg in die Umweltgeschichte und die erste Orientierung erleichtern. Wer sich aber in bestimmte Aspekte intensiver einarbeiten möchte oder gar nach Quellen sucht, wird nur in Ausnahmefällen fündig werden. In dieser Hinsicht kann die Onlinelandschaft der Umweltgeschichte sicherlich ausgebaut werden, ohne dass deren Betreiber großen Protest fürchten müssten.

 
Redaktion: . Alle Rechte an Texten, Bildern und sonstigen Inhalten liegen bei Clio-online. (C) Clio-online 2002-2017.