Südostasien

1. Geschichtswissenschaft und digitale Medien zu Südostasien

1.1 Einleitung

Im Gegensatz zu den USA, Großbritannien und anderen Ländern haben sich die area studies in Deutschland relativ spät entwickelt. Zunächst waren es vor allem PhilologInnen und SozialwissenschaftlerInnen, weniger HistorikerInnen, die sich mit außereuropäischen Regionen beschäftigten. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Südostasienwissenschaften im deutschsprachigen Raum wider: Erst 1984 wurde in der alten Bundesrepublik an der Universität Passau der erste Lehrstuhl für Südostasienkunde gegründet, der sich unter seinem damaligen Inhaber Bernhard Dahm schwerpunktmäßig mit der Geschichte Südostasiens befasste.

Auch heute noch sind im deutschsprachigen Raum Institute und Forschungszentren, die sich speziell mit der Geschichte Südostasiens beschäftigen, sehr dünn gesät.

1.2 Institutionelle Infrastrukturen

Zentren der Erforschung der Geschichte Südostasiens sind der Lehrstuhl für Geschichte und Gesellschaft an der Humboldt Universität Berlin, die Südostasienwissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt am Main sowie die Abteilung für Sprachen und Kulturen Südostasiens der Universität Hamburg. Daneben gibt es einige wenige Lehrstühle, die sich auch mit der mit Geschichte Südostasiens befassen, wie beispielsweise der Lehrstuhl für Neuere Europäische und Außereuropäische Geschichte an der Fernuniversität Hagen.

Das Informationsforum des Arbeitskreises für Außereuropäische Geschichte (AAG) im Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands bietet weitere Informationen, macht aber auch deutlich, dass die südostasiatische Geschichte an deutschen Universitäten als Fach unterrepräsentiert ist.

Andere Zentren der Südostasienforschung in der Bundesrepublik und in Österreich wie zum Beispiel:

– die Abteilung für Südostasienwissenschaften der Universität Bonn

Southeast Asian Studies an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

– der Lehrstuhl für Südostasienstudien an der Universität Passau oder das

Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien sind eher geographisch, ethnologisch, politologisch oder soziologisch ausgerichtet

Im europäischen Ausland gibt es einige Institutionen, an denen zur Geschichte der Region Südostasien geforscht wird. Das International Institute for Asian Studies in Leiden ist eines der größten Institutionen, die sich mit der gesamten Region Südostasien beschäftigen.

Das Centre of Southeast Asian Studies innerhalb der School of Oriental and African Studies (SOAS), University of London, hat eine lange Tradition in der Beschäftigung mit Südostasien und verfügt über reichhaltige Bibliotheksbestände. Das 1851 gegründete Royal Netherlands Institute Southeast Asian and Caribbean Studies (KITLV) widmet sich aufgrund der niederländischen Kolonialvergangenheit vor allem der Erforschung Indonesiens. Ebenso haben die Université Paris – Diderot – Paris 7 und das Institut d’Asie Orientale in Lyon (IAO) einen Fokus auf der Erforschung des früheren Französisch-Indochina, insbesondere Vietnams. Die Website des IAO in Lyon enthält eine Liste aller Institute in Frankreich, die zum Raum arbeiten.

An geschichtswissenschaftlichen Instituten in den USA sind im Gegensatz zu Deutschland HistorikerInnen, die sich auf die Region Südostasien spezialisieren, keine Seltenheit mehr – ganz im Gegenteil, sie sind zahlenmäßig durchaus stark vertreten und institutionell gut verankert. Im Folgenden sei eine Auswahl von Zentren in den USA genannt, an denen – in unterschiedlich starkem Maße – die Regionalgeschichte Südostasien vertreten ist:

Southeast Asia Program, Cornell University

Center for Southeast Asian Studies, University of California, Berkeley

Center for Southeast Asian Studies at the University of Hawaii at Manoa

Center for Southeast Asian Studies, University of Michigan

Center for Southeast Asian Studies, Northern Illinois University

Center for Southeast Asian Studies at Ohio University

Southeast Asia Center at the University of Washington

Center for Southeast Asian Studies, University of Wisconsin

Council on Southeast Asia Studies at Yale University

Auch in der Region Ost-/Südostasien selbst existieren wichtige Forschungszentren – tatsächlich haben sich die Southeast Asian Studies in der Region selbst in den letzten Jahren sehr stark entwickelt und haben sich im Consortium for Southeast East Asian Studies in Asia (SEASIA) zusammengeschlossen:

Center for Southeast Asian Studies, Kyoto University

Asia Research Institute, National University Singapore

Die nach wie vor mangelnde institutionelle Verankerung der südostasiatischen Geschichtswissenschaft in der deutschen HistorikerInnenzunft zeigt sich darin, dass sie kaum im Arbeitskreis für Außereuropäische Geschichte (AAG) im Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands (VHHD) vertreten ist. Die Website des AAG dient der Netzwerkbildung im Bereich der außereuropäischen Geschichtswissenschaft in Deutschland.

AsienwissenschaftlerInnen egal welcher Disziplin sind in der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde (DGA) organisiert. Der Internetauftritt der DGA bietet neben institutionellen Nachrichten auch alle Studienprogramme mit einem auf Südostasien bezogenen Abschluss.

Auf europäischer Ebene sind die SüdostasienwissenschaftlerInnen in der European Association for organisiert.

In den USA bildet die Association for Asian Studies die Dachorganisation für alle RegionalwissenschaftlerInnen des asiatischen Raumes. Der Southeast Asia Council vertritt innerhalb der AAS die Interessen der MitgliederInnen, die zu Südostasien arbeiten. Der SEAC untergliedert sich wiederum in einzelne länderspezifische Gruppen, die über die Grenzen der USA maßgeblich für die Netzwerkbildung sind.

2. Digitale Informationsressourcen und Medien zu Südostasien

2.1 Portale

Ziel von CrossAsia, der Virtuellen Fachbibliothek Ost- und Südostasien ist es, einen zentralen Zugriff auf wissenschaftliche Informationen für die Ost- und Südostasienwissenschaften zu bieten. CrossAsia besteht gegenwärtig aus vier Modulen, dem Virtuellen Fachkatalog nationaler und internationaler Bibliotheksbestände und Datenbanken, dem Zugang zu lizenzpflichtigen Datenbanken, dem Fachinformationsführer Online Guide East Asia (OGEA) und dem Online Contents Dienst (=OLC-SSG Ost- und Südostasien). Faktisch dominieren bei CrossAsia Informationen und Ressourcen zu Ostasien. Für die HistorikerInnen Südostasiens ist CrossAsia dennoch wegen des Virtuellen Fachkatalogs und des Online Contents Diensts ein guter Ausgangspunkt für weitere Recherchen.

PAIR, das Portal to Asian Internet Ressources erschließt über verschiedene Suchfunktionen („Atlas Search“ oder „Keyword Search“) elektronische Ressourcen zur Geschichte Südostasiens.

Einstiegsportale für die Beschäftigung mit der Region bieten in den USA verschiedene Zentren der Südostasienstudien, in der Regel aber nicht speziell zur Geschichte Südostasiens:

Zunächst sei die Website der Southeast Collection der University of Hawaii at Manoa genannt (Links zu Internetressourcen, Zentren der Südostasienwissenschaften sowie nützliche Informationen zu spezifischen Themen wie Ressourcen über die Kolonialepoche oder den Buddhismus in der Region).

Die Website der University of Washington, Seattle, Guide to Research on Southeast Asia ist ähnlich aufgebaut. Insbesondere über den Unterpunkt Web Ressources Guide for Southeast Asian Studies lassen sich eine große Anzahl von elektronischen Ressourcen zur Geschichte Südostasiens erschließen. Dies gilt auch für die Southeast Asia Digital Library der Northern Illinois University Library.

Die französisch-sprachige Website Vietnam Laos Cambodge, Sources et aides à la recherche ist unverzichtbares Hilfsmittel für die Forschung über diese drei Länder des früheren Französisch-Indochina. Sie bietet nicht nur detaillierte Informationen zur Forschungslandschaft, sondern auch zu Archiven und Bibliotheken in Frankreich. Zudem sind eine große Anzahl von in der Regel französisch-sprachigen Artikeln verlinkt.

2.2 Fachbibliographien

Spezielle Fachbibliographien, die die Geschichte ganz Südostasiens abdecken, liegen bislang noch nicht vor.

Mit der Bibliography of Asian Studies (BAS) steht jedoch eine Online-Bibliographie zur Verfügung, die über verschiedene Kategorien (author, title, subject, country, journal title, keyword) die Literaturrecherche auch zur Geschichte Südostasiens ermöglicht. Insgesamt hat die BAS zurzeit mehr als 700.000 Einträge, darunter sind auch alle Daten der Printausgabe der Bibliographie von 1971 bis 1991. Die Bibliographie wird laufend aktualisiert und deckt mehr als hundert der wichtigsten asienkundlichen Zeitschriften ab.

Nützlich ist auch die 2010 überarbeitete Bibliographie Außereuropäische Geschichte in der deutsch-sprachigen Forschung (ca. 1500 bis zur Gegenwart), die am Lehrgebiet „Neuere Europäische und Außereuropäische Geschichte“ der FernUniversität Hagen erstellt wurde.

Die Bibliographie beschränkt sich zwar – wie schon der Name sagt – auf deutsch-sprachige Literatur und erlaubt keine Indexrecherche, doch ist die gewählte Systematik sehr übersichtlich und erlaubt eine schnelle Orientierung vor allem bei der Literatursuche zu Themen wie „Kolonialismus“ und „europäische Expansion“, die auch für die südostasiatische Geschichte von Relevanz sind.

Neben der BAS sind einige Online-Bibliographien zu einzelnen Ländern und wichtigen historischen Ereignissen vorhanden, die für die Entwicklung des gesamten Raumes prägend waren.

Hierzu gehört zum Beispiel die Bibliography of Burma (Myanmar) Research: The Secondary Literature der School of Oriental and African Studies (SOAS), London, die einen Überblick über die Literatur zur Geschichte Burmas bietet. Der Aufbau der zur Zeit 130 Seiten umfassenden Bibliographie orientiert sich an den verschiedenen Epochen der burmesischen Geschichte. Die Bibliographie umfasst drei Teile: Burma vor 1948, Burma nach 1948 sowie Referenzwerke und listet in einer Reihe von Unterkategorien die vorhandene Literatur auf.

Die Fachbibliographie A Sense of History: a selected bibliography on the history of Singapore basiert auf der Printausgabe einer 1998 erschienen Bibliographie und verzeichnet nicht nur Literatur zu den einzelnen historischen Epochen des Stadtstaates, sondern gibt auch einen Überblick über die Archivbestände. Sie ist allerdings seit 2002 nicht mehr aktualisiert worden.

Daneben existieren interdisziplinär angelegte Online-Bibliographien ohne Geschichtsschwerpunkt zu anderen Ländern Südostasiens wie Laos und Thailand.

Der Vietnam-Krieg stellte nicht nur für Vietnam und die angrenzenden Länder Laos und Kambodscha, sondern für den gesamten Raum Südostasien ein einschneidendes historisches Ereignis dar.

Mit der Vietnam War Bibliography des US-Historikers Edwin E. Moise kann man sich einen Überblick über die schier überwältigende Fülle an Literatur zum Thema zu verschaffen.

Diese Online-Bibliographie, die laufend aktualisiert wird, bietet neben annotierten Einträgen zur Sekundärliteratur auch Informationen über die Quellenlage und Bestände in US-Archiven. Gleichzeitig enthält die Bibliographie auch eine Reihe von Links zu digitalisierten Publikationen wie zum Beispiel Dokumenten im Vietnam Virtual Archive.

Eine gute Ergänzung zur Vietnam War Bibliography von Moise stellt die Bibliographie von John C. Schafer dar, die chronologisch ausgewählte Literatur nicht nur zum Vietnam-Krieg selbst, sondern zur Geschichte Vietnams im 20. Jahrhundert allgemein vorstellt. Der Schwerpunkt liegt – wie der Titel schon sagt – auf Werken vietnamesischer Autoren in englischer Übersetzung und umfasst auch literarische Werke. Der Nutzen der Bibliographie wird jedoch dadurch eingeschränkt, dass sie zum letzten Mal 1996 aktualisiert wurde.

2.3 Bibliothekskataloge

Die erste Anlaufstelle für die Literaturrecherche zur Geschichte Südostasiens im deutschsprachigen Raum ist die Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz (SPK). Die Staatsbibliothek betreut das Sondersammelgebiet Ost- und Südostasien und verfügt über umfangreiche Bestände auch in südostasiatischen Sprachen. Die Datenbank Online Contents – SSG Ost- und Südostasien (OLC-SSG Ost- und Südostasien) erlaubt den Zugriff auf Aufsatztitel von ca. 300 Zeitschriften. Die Datenbank enthält zur Zeit ca. 282.000 Artikel und Rezensionen. Für die OLC-SSG Ost- und Südostasien - Bestandteil von CrossAsia, der Virtuellen Fachbibliothek Ost- und Südostasien ist eine Registrierung erforderlich.

Die Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB) umfassen ebenfalls Literatur zu Südostasien, zum Teil ebenfalls in Originalsprachen (Thai, Vietnamesisch).

Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) verfügt über das größte außeruniversitäre Informationszentrum für Area Studies und Comparative Area Studies in Deutschland. Die Fachbibliothek des zum GIGA gehörenden Instituts für Asienstudien sammelt zwar vorwiegend Literatur zu gegenwartsbezogenen Entwicklungen, ist jedoch vor allem wegen der großen Bestände an „grauer Literatur“ zu Südostasien auch für HistorikerInnen interessant.

Im europäischen Ausland besitzen vor allem Bibliotheken der früheren Kolonialmächte reichhaltige Bestände zur Geschichte Südostasien:

– die Bibliothèque Nationale de France (vor allem zum früheren Französisch-Indochina, also Kambodscha, Laos und Vietnam)

– die SOAS Library sowie die British Library (vor allem zu Birma und Thailand)

– die Bibliothek im KTLV/Royal Netherlands Institute of Southeast Asian and Caribbean Studies (mit Beständen zu Indonesien)

Weltweit zählen die Library of Congress und die National Library of Australia zu den Bibliotheken mit den umfangreichsten Beständen zur Geschichte Südostasiens.

Vor allem für vietnamesisch-sprachige Literatur zur Geschichte Vietnams ist der Katalog der Nationalbibliothek Hanoi eine wichtige Informationsquelle.

Die Berkeley Library der University of California bietet eine sehr hilfreiche Liste von Bibliotheken mit Beständen zu Südostasien, in den USA selbst sowie im Ausland.

2.4 Webkataloge und Suchmaschinen

Eine gute Übersicht über die digitalisierten Sammlungen zur südostasiatischen Geschichte bieten die Southeast Asia Advances Research Pages der University of Washington.

2.5 Archive

In der Bundesrepublik verfügt das Bundesarchiv (vor allem am Standort Berlin) über umfangreiche Bestände zur Geschichte Südostasiens. Eine besondere Fundgrabe für HistorikerInnen sind hierbei Dokumente aus der früheren DDR (Bestände der Abteilung DDR und der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR), die nicht nur Aufschluss über die Beziehungen der DDR zu südostasiatischen Staaten, sondern auch über die innere Entwicklung in den sozialistischen „Bruderländern“ Vietnam, Laos und Kambodscha geben.

Auch das Politische Archiv des Auswärtigen Amtes enthält umfangreiche Archivbestände zur Geschichte Südostasiens. Interessant sind vor allem die Akten des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR und die Unterlagen des Auswärtigen Amtes.

In Southeast Asia Advanced Research Pages kann man sich einen Überblick über Archive mit Beständen zur Geschichte Südostasiens verschaffen.

Folgende Archive in Europa und Südostasien verfügen über wertvolle Bestände zur Geschichte der Region:

The National Archives of the United Kingdom

Archives nationales d’Outre-mer

Archive in Russland (Zusammenstellung des International Institute of Social History in Amsterdam)

Nationalarchiv von Kambodscha

Einen hervorragenden Überblick über Archive mit Beständen zur Geschichte von Laos, Kambodscha und Vietnam bieten die Website Sources et Viet-Nam, Laos, Cambodge. Aides à la recherche (auf Französisch) sowie die Guides der Vietnam Studies Group der amerikanischen Association for Asian Studies. Dort – sowie im CORMOSEA Bulletin vom Dezember 2004 – finden sich auch wichtige Informationen zu Archivbeständen zu Vietnam (zum Beispiel zum Vietnamesischen Nationalarchiv). Über neue Entwicklungen im Archivwesen zu Südostasien informiert der Southeast Asian Archive Newsletter.

2.6 Museen

An Museen mit hervorragenden südostasiatischen Sammlungen seien genannt:

Tropenmuseum, Amsterdam (mit Ausstellungen zum früheren Niederländisch Ost-Indien)

Völkerkundemuseum, Leiden (Ausstellungen zu Insel- und Festlandsüdostasien, Informationen zu den Ausstellungen nur auf Holländisch)

British Museum, London

Musée Guimet, Paris (mit Ausstellungen zu vorkolonialen Königreichen in Südostasien)

Victoria and Albert Museum, London (große Kunstsammlung zu Südostasien)

Weltmuseum Wien (mit Sammlung zu Südostasien, Themen: Rezeption des Buddhismus und Hinduismus in Südostasien, Konstruktion nationaler Identität in Vietnam)

2.7 Kommunikation

Auch im Bereich der Südostasienwissenschaften bieten Kommunikationslisten seit längerem ein Forum für den Austausch von Ideen und Informationen.

Die Website des Institute of Southeast Asian Studies, Singapore enthält eine Liste der vorhandenen Diskussionsforen zu Südostasien.

H-SEASIA ist ein Diskussions- und Informationsforum über die Geschichte Südostasiens und Teil der H-Net Humanities & Social Sciences OnLine, die über weitere regional übergreifend angelegte Kommunikationslisten wie H-Asia verfügt. Über deren Websites sind auch Online-Buchbesprechungen abrufbar.

Der amerikanischen Association of Asian Studies sind verschiedene interdisziplinäre, länderspezifische Diskussionslisten angegliedert, deren Websites auch gute Einstiegsportale zur Geschichte des jeweiligen Landes darstellen. Sie enthalten Informationen über Internetressourcen, Ankündigungen zu Konferenzen und Workshops. Häufig sind Diskussionen zu bestimmten Themen archiviert:

Burma Studies Group

Malaysia / Singapore / Brunei Studies Group

Philippine Studies Group

Thailand, Laos, Cambodia Studies Group

Vietnam Studies Group email list

Bislang gibt es nur wenige Blogs zur Geschichte Südostasiens. New Mandala enthält vor allem Buchbesprechungen mit einer Kommentarfunktion. Hinter Le Minh Khai‘s SEAsian History Blog verbirgt sich der Vietnam-Historiker Liam Kelley von der University of Hawaii at Manoa.

2.8 Digitale Nachschlagewerke

Für die Beschäftigung mit der Geschichte Südostasiens sind Kenntnisse der Sprachen der Region unverzichtbar. Die noch im Aufbau begriffene Southeast Asian Languages Library (SEAlang Library) enthält bereits digitale Wörterbücher und Textkorpora der wichtigsten Sprachen Festlandsüdostasiens. Weitere digitale Ressourcen zu den Sprachen Südostasiens wie zum Beispiel Online-Wörterbücher stellt die Southeast Asia Digital Library der Northern Illinois University vor.

Sehr nützliche Referenzwerke für das Studium der vietnamesischen Geschichte sind die Sammlung Biographies Viet-Nam und die Online-Version des Historical Dictionary of the Indochina War von Christopher Goscha. Die Website The Art of South and Southeast Asia des Metropolitan Museum of Art enthält Unterrichtsmaterial zur Kunst Süd- und Südostasiens.

2.9 Quellen

OGEA, der Online Guide East Asia bietet Zugriff auf digitale Ressourcen zu den Ost- und Südostasienwissenschaften. Das Gros der Ressourcen bezieht sich jedoch auf den Raum Ostasien, zur Geschichte Südostasiens bietet der OGEA lediglich einige wenige Quellen zu Indonesien, Malaysia und Singapur.

Die bereits genannte Southeast Asia Digital Library verfügt über digitalisierte Quellen zur vorkolonialen Geschichte Festlandsüdostasiens (Palmblätter, Hán-Nôm-Quellen).

Die Digital Library of Lao Manuscripts präsentiert die Ergebnisse eines von der DFG und vom BMZ finanzierten Projektes zur Digitalisierung laotischer Handschriften (vor allem Palmblatthandschriften). Die Website ist Bestandteil von CrossAsia, der Virtuellen Fachbibliothek Ost- und Südostasien der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz.

Die Website Southeast Asia Visions ist eine Sammlung von mehr als 350 digitalisierten englisch- und französisch-sprachigen Reiseberichten über das vorkoloniale und koloniale Südostasien.

Verschiedene Digitalisierungsprojekte stellen Quellen zur kolonialen Periode in Südostasien zur Verfügung. Die Website The United States and its Territories. 1870–1925: The Age of Imperialism der Bibliothek der University of Michigan erlaubt den Zugriff auf Monographien und Regierungsquellen zur Errichtung der US-Kolonialherrschaft auf den Philippinen und wird durch photographisches Material ergänzt.

Das digitalisierte Tagebuch einer jungen Französin The 1943 Vacation Diary of Claudie Beaucarnot – Ergebnis eines studentischen Projekts unter Leitung von David Del Testa von der Bucknell University – ist eine aufschlussreiche Quelle zur französischen Kolonialzeit in Indochina.

Das Virtual Vietnam Archive der Texas Tech University stellt eines der größten und ehrgeizigsten Digitalisierungsvorhaben zur modernen Geschichte Südostasiens dar. Es enthält mehr als 2,7 Mio. Seiten gescannten Materials (schriftliche Dokumente, Photos, Karten, Tondokumente) zum Vietnamkrieg und wird kontinuierlich ausgebaut. Für alle HistorikerInnen, die sich mit dem Vietnamkrieg beschäftigen, ist dieses Archiv damit eine unverzichtbare Informationsquelle. Besonders interessant sind die vietnamesisch-sprachigen Quellen (Parteidokumente, Zeitschriften), die zum Teil auch in englischer Übersetzung heruntergeladen werden können. Als spezifische Quellengattung stellt das Oral History Project Interviews vor allem mit US-Veteranen zur Verfügung (MP3 Live Stream oder als Transkription).

Aus urheberrechtlichen Gründen erlaubt das „Virtual Vietnam Archive“ nicht das Herunterladen aller Dokumente. Diese können jedoch in einigen Fällen gegen eine entsprechende Vergütung als Kopien bestellt werden.

Das Cold War International History Project erlaubt den Zugriff auf eine große Anzahl von zum Teil neu erschlossenen digitalisierter Quellen zum Kalten Krieg in Asien allgemein und zum Vietnamkrieg speziell. Diese Website bietet außerdem eine Fülle an Informationen und Materialien zur Verwicklung der Region Südostasien in den Kalten Krieg.

Zugriff auf digitale Versionen öffentlich zugänglicher Akten der US-Regierung bietet das Digital National Security Archive (DNSA). Interessant sind dabei vor allem die Aktenbestände zur US-Politik gegenüber Vietnam (1954–1975) sowie gegenüber den Philippinen unter Präsident Marcos (1965–1986) sowie die Kissinger-Akten. DNSA ist ein kommerzielles Produkt des Verlags ProQuest, kann aber in Deutschland durch eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Kissinger-Akten über die Campusnetzwerke von Universitäten kostenfrei genutzt werden. Weitere digitalisierte Quellen kann man (kostenlos) auf der Website der CIA einsehen.

Die Website Cambodian Genocide Data Bases die von MitarbeiterInnen der Yale University und der University of New South Wales/Sydney erstellt wurde, enthält umfangreiche digitalisierte Quellen zur Herrschaft der Roten Khmer und leistet einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels der kambodschanischen Geschichte. Sie beinhaltet bibliographische Informationen zu ca. 3.000 Büchern, Artikeln, Primärquellen, Karten etc., biographische Informationen zu mehr als 19.000 Personen, vor allem Interviews, über 5.000 Fotos von Insassen des berüchtigten Tuol Sleng Gefängnisses in Phnom Penh sowie eine interaktive Karte zum Genozid in Kambodscha.

Die Bibliothek der stellt eine Auswahl von Werken zur Geschichte, Kultur, Archäologie und Literatur Myanmars zur Verfügung.

Das Asian Historical Statistics Project der Hitotsubashi Universität in Tokio bietet Zugriff auf verschiedene statistische Daten und Untersuchungen zur Wirtschaftsgeschichte Südostasiens.

2.10 Digitalisierte Photosammlungen

Die Website Southeast Asian Images & Texts der University of Wisconsin enthält eine Reihe photographischer Sammlungen, die für HistorikerInnen der Region Südostasien von großem Interesse sind. Dazu gehören zum Beispiel die einzigartige Sammlung von ca. 3000 Photos, die der US-Anthropologe Joel M. Halpern seit den 1950er-Jahren in Laos machte. Weitere Sammlungen umfassen digitalisiertes photographisches Material zu den Philippinen, insbesondere zur Phase der US-Kolonialherrschaft.

Photos zu Vietnam, Laos und Kambodscha der vorkolonialen und kolonialen Periode bietet Les images d’autrefois du Vietnam (französisch-sprachig).

Die Website The Dutch East Indies in photographs 1860–1940, erlaubt den Zugriff auf ca. 3.000 Photos, die einen einzigartigen Eindruck vom Leben in der niederländischen Kolonie vermitteln. Auch über die Zeit des indonesischen Unabhängigkeitskampfes und die verschiedenen Stadien des Dekolonisationsprozesses stehen ca. 4.500 digitalisierte Photos zur Verfügung: Indonesia independent - Photographs 1947–1953.

Nicht nur die Literatur, sondern auch die Websites zur Geschichte des Vietnamkrieges sind mittlerweile fast unüberschaubar geworden. Dies gilt auch für Sammlungen digitalisierter Photos. Neben dem genannten Virtual Vietnam Archive, der ersten Webadresse für Vietnamkriegs-HistorikerInnen, stellt Requiem, by the Photographers who died in Vietnam and Indochina – auch Titel des gleichnamigen Buches der Photographen Horst Faas und Tim Page – ausgewählte Aufnahmen von Photographen vor, die während des Vietnamkrieges gefallen sind.

Die Photosammlung Asian Historical Architecture enthält ca. 10.000 Photos von historischen Stätten in ganz Asien, die über einen Index erschlossen werden können.

2.11 Audiovisuelle Quellen

Die Video Collections als Teil der Southeast Asia Digital Library bietet einige wenige, aber sehr interessante audiovisuelle Quellen, zum Beispiel Interviews mit Kambodschanern über die Entwicklung ihres Landes seit den 1950er-Jahren („oral history“).

2.12 Karten

Mit der David Rumsey Historical Map Collection steht eine weitere wichtige spezifische Quellengattung im Netz: historisches Kartenmaterial. Die Sammlung bietet 26 historische Karten zum Raum Südostasien – die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert.

2.13 Elektronische Zeitschriften

Viele Zeitschriften zur Geschichte Südostasiens liegen in digitaler Form vor. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die digitalen Parallelausgaben gedruckter Zeitschriften oder retrodigitalisierte Periodika kommerzieller Verlage. Freien Zugriff für NutzerInnen in Deutschland gibt es dazu nur in den Fällen, in denen eine DFG-finanzierte Nationallizenz erworben wurde. Darüber hinaus erwerben die lokalen Universitätsbibliotheken auch Lizenzen für den Zugriff über das jeweilige lokale Campusnetzwerk. Über die lokalen Online-Kataloge oder die Elektronische Zeitschriftenbibliothek, einem kooperativen Service deutscher Universitätsbibliotheken, lässt sich rasch feststellen, auf welche digitalen Zeitschriften Angehörige einer Universität freien Zugriff haben.

Über eine Nationallizenz für Periodicals Archive Online haben HistorikerInnen in Deutschland beispielsweise freien Zugang zu älteren Jahrgängen von wichtigen Zeitschriften zur (südost-) asiatischen Geschichte wie dem Journal of Asian Studies (Jahrgänge 1941–1995) oder Asian Affairs (1965–1996). Außerdem kann man ältere Jahrgänge vieler Zeitschriften über JSTOR nutzen.

History Cooperative erlaubt den Zugriff auf eine Reihe wichtiger Zeitschriften der US-Geschichtswissenschaft wie dem Journal of World History oder dem Journal of American History, die auch Artikel zur Geschichte des Raumes Südostasien enthalten. Eine Liste von Zeitschriften zu Südostasien bieten die Southeast Asia Advanced Research Pages.

Wichtige südostasienwissenschaftliche Zeitschriften sind unter anderem:

Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde (die Jahrgänge von 1950 bis 2005 sind frei zugänglich)

Bulletin of Concerned Asian Scholars (frei zugängliches Archiv der Bände 1968–2000, danach als Critical Asian Studies erschienen)

Cold War International History Project Bulletin (frei zugängliche Zeitschrift des Cold War International History Project, einige Nummer zum Kalten Krieg in Südostasien)

Explorations (freier Zugang über die Website der University of Hawaii)

IIAS Newsletter (Newsletter des International Institute for Asian Studies) (frei zugänglich, institutionelle News, Ankündigungen, Buchbesprechungen etc.)

Journal of Asian Studies (freier Zugang als Mitglied der Association of Asian Studies)

Journal of Southeast Asian Studies (Nummern der Zeitschrift können gegen Bezahlung heruntergeladen werden, in der Regel ist eine Nummer frei zugänglich)

Journal of Vietnamese Studies (freier Zugriff auf ausgewählte Artikel, ansonsten gegen Bezahlung)

Modern Asian Studies (Zugriff gegen Bezahlung)

Southeast Asia Review (kostenloser Zugriff auf eine Nummer, ansonsten gegen Bezahlung)

Southeast Asian Studies (Open Access-Journal des Center for Southeast Asian Studies, Kyoto University)

SOAS Bulletin of Burma Research (die bisher erschienenen Jahrgänge sind frei zugänglich).

Für weitergehende Recherchen bietet sich der Southeast Asian Serials Index an, der zur Zeit 143 Zeitschriften abdeckt, die sich mit Südostasien beschäftigen. Die Southeast Asia Digital Library bietet Links zu weiteren Indizes.

3. Zusammenfassung

Zurzeit liegt bereits eine Fülle an elektronischen Ressourcen zur Geschichte Südostasiens vor. Allerdings ist ein gewisses Übergewicht bei Quellen zu Festlandsüdostasien, insbesondere zu Themen wie dem Vietnamkrieg und dementsprechend eine mangelnde Berücksichtigung der Geschichte Indonesiens, immerhin dem größten Land Inselsüdostasiens, festzustellen.

Als zentrales Einstiegsportal auch für SüdostasienwissenschaftlerInnen erfüllt CrossAsia bereits eine wichtige Funktion, die Integration von Ressourcen zu Südostasien in das Portal CrossAsia ist jedoch angesichts der umfangreichen Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin zum Raum sicherlich noch ausbaufähig.

Als Hilfsmittel stehen für HistorikerInnen Südostasiens zwar bereits eine Reihe von digitalen Wörterbüchern zur Verfügung, wünschenswert wäre jedoch auch ein umfassenderer Zugriff auf historische Fachlexika, die in Print-Ausgaben bereits vorliegen, aber aufgrund der Preisgestaltung nur für einen kleinen Leserkreis zugänglich sind[144].

Literaturhinweise

Geschichte und Geschichtsschreibung zu Südostasien Thema

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Fußnoten

  1. [144] Siehe z.B. Duiker, William J.; Lockhart, Bruce M., Historical Dictionary of Vietnam, 3. Aufl., Lanham MD, 2006.

Zitation

Martin Großheim, Südostasien, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Gregor Horstkemper, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, Berlin 2016 (=Historisches Forum, Bd. 19), http://www.clio-online.de/guides/regionen/suedostasien/2016.