Digital Humanities und digitale Geschichtswissenschaften

1. Digitalisierung und Digital Humanities

1.1 Digitalisierung als ubiquitäres Phänomen

Aktuell ist „Digitalisierung“ ein ubiquitär genutztes Buzzword. Die Begriffe „Digitalisierung“, „Digitalität“ oder das Attribut „digital“ haben in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufstieg erfahren, nicht nur in den Wissenschaften, sondern generell in der Gesellschaft. Die meisten Menschen verbinden damit ein mehr oder weniger diffuses Bild von vielfältigen, sich dynamisch und unkontrolliert vollziehenden Veränderungen, die ihre Lebenswelt, ihren Arbeits- wie Alltag über mannigfaltige, teils unsichtbare Fäden mit der Globalisierung verbinden. Unverkennbar existiert ein Zusammenhang zwischen fortschreitender Globalisierung (auch der Wissenschaften) und der digitalen Transformation vieler lebensweltlicher Bereiche, vorzugsweise erfahrbar über unsere Kommunikationspraxen. Die „Digitalisierung“ hat anderen Begriffen wie „Computerisierung“, „Informatisierung“, „Informationszeitalter“ oder „Wissensgesellschaft“ den Rang abgelaufen; das Gleiche gilt für das Attribut „digital“ beispielsweise im Vergleich zu „online“.

Es hat ganz den Anschein, als wenn der Begriff „Digitalisierung“ sukzessive zu einem „Epochenbegriff“ mutiert bzw. dabei ist, zu einem solchen zu werden. Ihm wird so viel Erklärungswert beigemessen, dass man von der Gegenwart und ihrer Vorgeschichte vom „Digitalen Zeitalter“ sprechen kann.[1] So schreiben Anselm Doering-Manteuffel und Lutz Raphael in der Einleitung ihres 2016 erschienenen Sammelbandes „Vorgeschichte der Gegenwart. Dimensionen des Strukturbruchs nach dem Boom“: „Eine Zeitgeschichte nach dem Boom bedarf allerdings dringend verschiedener Erweiterungen, um die missing links ausfindig zu machen. Das ist zunächst die Unterstützung durch die sowohl technikgeschichtlich als auch wissenschaftsgeschichtlich orientierte Erforschung der Digitalisierung. An der Schlüsselrolle des Computers für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung Westeuropas spätestens seit den 1980er-Jahren zweifelt niemand mehr, aber die Erforschung steckt noch in den Anfängen. Während zur Geschichte der technischen Entwicklungen erste Studien vorliegen, sind die Verbindungen zur Gegenkultur, zur Technikkritik und zur Entstehung neuer Kommunikationsformen bislang kaum behandelt worden. Aussichtsreich erscheint die Verbindung zur Wissensgeschichte.“[2]

Noch deutlicher in Richtung „Epochenbegriff“ argumentiert David Gugerli in seinem jüngst erschienenen Essayband „Wie die Welt in den Computer kam“, in dem er „den Erwartungen, Denkstilen und Motiven derjenigen“ nachgeht, „die als Techniker, Manager, Anwender, Unternehmer und Beamte an der großen Verschiebungsaktion“[3] Richtung digitaler Gegenwart beteiligt waren. Der Wiener Historiker Wolfgang Schmale führt dazu auf seinem anregenden Blog „Mein Europa“ aus: „‘Digitales Zeitalter‘ hat sich bereits als Epochenbezeichnung eingebürgert und wird wie selbstverständlich benutzt. (…) Die Epochenbezeichnung steht ganz gut da im Wettbewerb mit anderen wie Postmoderne oder postmodernes Zeitalter. Offenkundig hat sich das Gefühl, dass Digitalität epochemachende Veränderungen mit sich bringt, auf breiter Linie durchgesetzt.“[4] Ältere Wortschöpfungen wie Computerzeitalter stellen die Maschine, den Computer, in den Vordergrund. Mit „digital“ im Deutschen oder „digital“ im Englischen wird aus der digitalen Eigenschaft der Maschine die digitale Signatur des Zeitalters, so Schmale.

Medien- und Kulturwissenschaftler wie Mercedes Bunz argumentieren schon seit längerem, dass die Digitalisierung vergleichbare Auswirkungen wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert zeitigen werde.[5] Hiermit sind sie in guter Gesellschaft, denn schon Ende der 1990er-Jahre hat der Soziologe Manuel Castells einen Nexus zwischen der von ihm beschriebenen „Netzwerkgesellschaft“ und ihren globalen Implikationen und vormaligen Industrialisierungsprozessen gesehen; dennoch haben sich Castells Leitbegriffe „Informationszeitalter“ und „Netzwerkgesellschaft“ nicht wirklich durchgesetzt.[6]

Vor diesem Hintergrund verwundert es also nicht, wenn auch die Humanities bzw. Geisteswissenschaften und speziell die Geschichtswissenschaften von der Digitalisierung erfasst werden. Inzwischen sind digitale Verfahren auch in der geisteswissenschaftlichen Forschung zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Eine stetig wachsende Zahl von Quellen liegt inzwischen in digitaler Form vor, Informationen über Archiv- und Bibliotheksbestände sind deutlich leichter erreichbar als früher und die wissenschaftliche Kommunikation, das Exzerpieren, Ordnen, Dokumentieren, Schreiben als auch das Publizieren erfolgt zunehmend digital. In diesem Sinne stellt sich die Arbeitspraxis fast aller Historikerinnen und Historiker inzwischen digital dar, andererseits hat sich mit den Digital Humanities ein high-end Arbeitsfeld etabliert, das an der Schnittstelle zwischen den Geisteswissenschaften und der Informatik angesiedelt ist und dessen Grenzen sich laufend verschieben. Die Digital Humanities können somit den „Applied (Science in the) Humanities“[7] zugerechnet werden, denn sie beschäftigen sich damit, Entwicklungen und Verfahren der Informatik und Informationswissenschaft auf ihre Verwendbarkeit in den Geisteswissenschaften zu prüfen oder zu adaptieren und anzupassen. „Digital Humanities bezeichnet damit auch eine Transformationswissenschaft, da sie die von ihr entwickelten Theorien, Methoden und Verfahren den geisteswissenschaftlichen Fachdisziplinen zur Nutzung anbieten. Digitale Geisteswissenschaften in diesem engeren Sinn setzen selektive, aber solide Kenntnisse in einigen Teilgebieten der Informatik voraus, zugleich aber ebenso profunde Kenntnisse in Bezug auf Fragestellungen und Methoden zumindest einiger Geisteswissenschaften.“[8] Andere Definitionen betonen aus fachlicher Perspektive andere Aspekte: "Digital history might be understood broadly as an approach to examining and representing the past that works with the new communication technologies of the computer, the internet network, and software systems. On one level, digital history is an open arena of scholarly production and communication, encompassing the development of new course materials and scholarly data collection efforts. On another level, digital history is a methodological approach framed by the hypertextual power of these technologies to make, define, query, and annotate associations in the human record of the past."[9]

1.2 Die Karriere der „Digital Humanities“

Doch erst vor wenigen Jahren starteten die „Digital Humanities“ in den deutschsprachigen Ländern ihre beachtliche publizistische, politische und wissenschaftliche Karriere.[10] Im Jahr 2004 veröffentlichten Susan Schreibman, Ray Siemens und John Unsworth einen Sammelband mit dem Titel „Companion to Digital Humanities“ und machten die Bezeichnung damit in der angelsächsischen Wissenschaftscommunity bekannt.[11] In Peter Habers 2011 veröffentlichten Studie „Digital Past“ zur digitalen Transformation der Geschichtswissenschaften kommt der Begriff lediglich zweimal im Text vor.[12] In Wolfgang Schmales Essaysammlung „Digitale Geschichtswissenschaft“ aus dem Jahr 2010 taucht der Begriff gar nicht auf.[13] Der Autor, Frühneuzeithistoriker an der Universität Wien und seit 20 Jahren mit Themen wie digitale Lehrformen, Geschichte online, Hypertextualität beschäftigt, gibt dann 2015 einen Sammelband zum Thema „Digital Humanities“ heraus und liegt damit voll im Trend.[14] Seit 2012 erfährt der Begriff einen ungeahnten Hype, der Rückenwind ist allenthalben spürbar, Digital Humanities erfreuen sich einer stetig wachsenden Aufmerksamkeit in den Geisteswissenschaften.[15]

Diese Entwicklung ist auch von der Forschungsförderung (insbesondere DFG, BMBF, Volkswagen-Stiftung) aufgenommen worden und hat in den letzten Jahren zur Ausschreibung gezielter Förderprogramme geführt.[16] Die Digital Humanities haben darüber eine ungeahnte Anziehungskraft über den vormals engeren Kreis der Enthusiasten hinaus entwickelt. Aber die Digital Humanities haben sich nicht nur als Forschungsfeld etabliert, sondern formieren sich zunehmend über Institutionen, Journale und Professuren an Hochschulen als eigenständige akademische Disziplin. Letzteres dokumentiert Patrick Sahle für den deutschsprachigen Raum in einem fortgeschriebenen Blog mit dem Titel „Zur Professoralisierung der Digital Humanities“ seit 2016. Danach wurden zwischen 2008 und 2017 mehr als 50 Professuren fächerübergreifend ausgeschrieben.[17] Sahles Aufstellung zeigt auch auf, dass die vormals starke Identifikation mit den digitalen Sprach- und Literaturwissenschaften und der Computerlinguistik im Schwinden gegriffen ist. Jüngere Veröffentlichungen zum Forschungsfeld, wie die verdienstvolle Einführung von Fotis Jannidis, Hubertus Kohle und Malte Rehbein, überspringen gezielt traditionelle Fächergrenzen.[18]

Die Geschichtswissenschaften wurden mehr oder weniger vom Erfolg der Digital Humanities überrascht. Denn das Fach hatte früher und nachhaltiger als die meisten geistes- und kulturwissenschaftlichen Nachbarfächer eine digitale Fachinformations- und Kommunikationsinfrastruktur sowie Nachweis- und Nutzungspraxen entwickelt, wofür die 1996 gegründete Kommunikations- und Fachinformationsplattform H-Soz-Kult nur ein Beispiel darstellt, und sah sich deshalb vergleichsweise gut aufgestellt. Zudem wies historischer Content bis etwa Mitte der 2000er-Jahre den stärksten anteiligen Zuwachs an allen Inhaltssegmenten des World Wide Web auf, was sich in zahllosen Portalen, Angeboten und Diensten spiegelte.[20] Die Teilhabe der Historiker/innen an dieser Entwicklung entsprach auch ihrem Selbstverständnis als Akteure öffentlicher Debatten über Geschichts- und Erinnerungspolitik.

Und dies ist beileibe kein deutsches Phänomen, denn auch in den Vereinigten Staaten werden die Unterschiede zwischen „digital history“ und den „digital humanities“ seit längerem diskutiert. So stellt u.a. Stephen Robertson 2014 in einem Blogbeitrag anlässlich des bevorstehenden 20-jährigen Jubiläums des Roy Rosenzweig Centers for History and New Media an der George Mason University fest, dass es den „digital humanities“, die er weitgehend mit digitaler Literaturwissenschaft gleichsetzt, an fachlicher Breite und pluralen Zugängen insbesondere wegen des Fehlens historischer Angebote mangele.[22] Laut Robertson haben sich die digitalen Geschichtswissenschaften bisher vor allem drei Aufgaben zugewandt: „First, the collection, presentation, and dissemination of material online is a more central part of digital history. (…) Second, in regards to digital analysis, digital history has seen more work in the area of digital mapping than has digital literary studies, where text mining and topic modeling are the predominant practices.”[23] Drittens habe sich die digitale Geschichte stärker als die „digital humanities“ auf die öffentliche Vermittlung und die Lehre an den Universitäten ausgerichtet.[24] Dieser Blick über den Großen Teich verweist auf zwei wichtige Punkte: Die „digital history“ in den Vereinigten Staaten wurzeln in der schon in den 1970er-Jahren entstandenen „Oral History“- und „Public History“-Bewegung und transformiert diese als „Digital Public History“ in die digitale Gegenwart. Interessanterweise berichtete Susan Schreibman in ihrem Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Digital Humanities“ an der Humboldt-Universität zu Berlin im Februar 2018 über ähnliche Wurzeln und bei der Genese ihrer Projekte an der Maynooth University nahe Dublin.[25] Diese Traditionslinie spielt für die digitale Geschichte in den deutschsprachigen Ländern hingegen eine geringe Rolle. Hierzulande interessiert viele Historiker/innen vor allem die Frage, ob die „Digital Humanities“ als ein eigenständiges Fach zu verstehen sind oder ob sie wie die traditionellen Hilfs- bzw. Grundwissenschaften ein subsidiärer Bestandteil der jeweiligen Fachkulturen sind.

„Die digitale Herausforderung an die Geschichte“, so der Titel einer Veranstaltung am Braunschweiger Georg-Eckert Institut im September 2013,[26] wurde vergleichsweise spät vom Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands (VHD) aufgenommen, aber seither konsequent verfolgt. Denn auf den Bedeutungszuwachs der Digital Humanities hat der VHD mit der Gründung eines Unterausausschusses (Geschichte im digitalen Zeitalter – letztlich der Untertitel von Peter Habers Buch von 2011) und einer Arbeitsgemeinschaft Digitale Geschichtswissenschaften reagiert, um auf eine stärkere Berücksichtigung der digitalen Geschichtswissenschaften bei der Ausgestaltung von Förderlinien (u.a. DARIAH, CLARIN) hinzuwirken und um die Angehörigen des Fachs für die anstehenden Veränderungen zu sensibilisieren.

1.3 Verfachlichung versus disziplinäre Einbettung?

Was unterscheidet Digital History von den Digital Humanities? Gibt es womöglich gar keine großen inhaltlichen, sondern nur wissenschafts- bzw. hochschulpolitische und vor allem pragmatische Gründe? Beispielsweise wenn es um die Frage der Verfachlichung der Digitalen Geschichtswissenschaft geht, was vor zwei Jahren im Rahmen eines H-Soz-Kult Forum zur Zukunft der Historischen Grundwissenschaft mehrfach angesprochen wurde.[30] Damals votierten die meisten Autoren/innen dafür, die klassische Historische Grundwissenschaft nicht mit Fragen der Digitalisierung zu überfordern und plädierten aus pragmatischen wie inhaltlichen Gründen für eine separate Entwicklung.[31]

Anfänglich proklamierten einige Protagonisten der Digital Humanities den „digital turn“ und sprachen von der bevorstehenden „digitalen Revolution“ für die Geisteswissenschaften.[32] Inzwischen sind die Erwartungen an die Entwicklungen und Transformationsprozesse realistischer geworden, zumal sich die Episteme der geisteswissenschaftlichen Fachdisziplinen seither nicht völlig neu konstituiert haben. In einer Reihe von Fächern haben sich datengetriebene DH-Subdisziplinen gebildet, die bekannte Ansätze und Fragestellungen ihrer Fächer, egal ob aus der Literaturwissenschaft, Korpuslinguistik, der Medien- oder Politikwissenschaft oder der Begriffsgeschichte bzw. der Historischen Semantik aufnehmen, um diese auf breiterer Daten-/Quellenbasis, empirisch-statistisch, vergleichend und präziser zu untersuchen. Bisher generieren diese explorativen Studien jedoch kein neues Forschungsparadigma.[33] Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der von Constanze Baum und Thomas Stäcker 2015 herausgegebene Sammelband „Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities“, die einleitend von einer „digitalen Leitkultur“ sprechen. „Auch wenn die neu formierten Digital Humanities an inhaltliche oder technische Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen, sind sie schon jetzt in vielen Punkten Teil einer neuen Wissenschafts- und Wissenskultur, in der Quellen und Dokumente folgerichtig zu Forschungsdaten werden. Die Kartierung dieser digitalen Leitkultur erstreckt sich von der Grundlagenforschung, der Datenerhebung und -erschließung über die Datenmodellierung bis hin zur Datenarchivierung. Im Sinne eines data life cycle können die Daten von dort aus wieder in den Forschungsprozess eingespeist werden.“[34] Waren zunächst die Computerlinguistik und Sprachwissenschaften tonangebend bei der Implementierung von DH-Anwendungen, so haben inzwischen einige andere Fächer nachgezogen, Professuren mit entsprechendem Profil besetzt, teils neue Studiengänge entwickelt, teils bestehende Curricula angepasst.[35]

Auch nach meiner Einschätzung spricht viel für diese separate Entwicklung und Spezialisierung, die die inter- bzw. transdisziplinären Qualifikationen und Anleihen berücksichtigt, dabei aber die Einbettung von „Digital History“ in das Fach Geschichte beibehalten sollte.[36] Was kein Votum gegen ein Kompetenzzentrum unter dem Label „Digital Humanities“ oder „Digital History Lab“ darstellt, denn Verbundprojekte oder Langzeitvorhaben benötigen andere Strukturen als kleine Projekte oder Forschungsvorhaben von Einzelwissenschaftlern. Letztere sollten jedoch befähigt werden, ihre Projekte unter Einbezug digitaler Methoden und Quellen zu realisieren. Dafür sprechen aus meiner Sicht drei Argumente:

– Erstens: Historikerinnen und Historiker arbeiten mit umfangreichen, heterogenen und komplexen Quellenkorpora unterschiedlichster Provenienz. Dazu zählen philologische Quellen, Ego-Dokumente genauso wie Überreste (Texte, Bilder und Tondokumente) und quantitative Quellen (Statistiken, Massendaten aus Textkorpora usw.); weshalb Historikerinnen und Historiker schon immer Generalisten bzw. bereit sein mussten, sich in Fragestellungen und Methoden anderer Fächer einzuarbeiten. Je nach Epoche sind die Quellen nur bruchstückhaft vorhanden und häufig nicht standardisierbar oder stehen bisher zumeist nur analog, d.h. nicht als Digitalisate zur Verfügung. Die Retrodigitalisierung analoger Quellen ist mit großem technischen wie zeitlichem Aufwand verbunden, weil für die Nachnutzung der Digitalisate eine qualifizierte inhaltliche Auszeichnung und Anreicherung mit Metadaten geboten ist. Deshalb stellt sich die Frage, wie und mit welchem Aufwand digitale Quellen systematisch für die historische Forschung aufbereitet und verfügbar gemacht werden können.

– Zweitens: Die Digitalisierung hat nicht nur Einfluss auf die Forschung, sondern verändert auch die Lehre in den Geschichtswissenschaften. Einerseits eröffnen sich durch die Nutzung digitaler Medien neue Lehr- und Lernkonzepte. Andererseits verändern sich durch die Digitalisierung auch die Ausbildungsinhalte, etwa durch die Veränderung des Quellencharakters, wenn zukünftig nicht mehr schriftliche Akten, Korrespondenzen oder Tagebücher, sondern digital gespeicherte historische Quellenkorpora, Massenemails, Chats oder telefonische Nachrichten ins Zentrum der historischen Quellenanalyse rücken. Daraus ergibt sich die Frage, welche neuen methodischen Kompetenzen Studierende erlernen müssen und wie Ausbildungsinhalte gestaltet sein sollten, damit Absolventen der historischen Fächer in der Lage sind, in Lehre und Berufspraxis digitale Anwendungen zu adaptieren.

– Drittens: Die Analyse digitalisierter Quellen ist häufig nur im Kontext interdisziplinärer Kooperation möglich. Dazu bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit der Informatik oder den Medien- und Informationswissenschaften, aber je nach Thema und Fragestellung auch mit den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, den Sprach-, Literatur- oder Bildwissenschaften. Schon die klassische historische Grundwissenschaft hat den Studierenden der Geschichtswissenschaften kompetitive Kenntnisse vermittelt, ohne aus ihnen Paläografen, Genealogen oder Verwaltungswissenschaftler zu machen. Mit der Digitalisierung eröffnen sich neue technische Möglichkeiten der historischen Analyse – etwa durch die Nutzung datengestützter und algorithmisierter Verfahren. In diesen Fällen kommt den DH-Kompetenzzentren sicher eine große Bedeutung zu, um den interdisziplinäre Kompetenztransfer in historische Studiengänge zu fördern.

1.4 Entstehung und Entwicklung der Digital Humanities bzw. digitalen Geschichtswissenschaften

Den Anfang machte wohl Roberto A. Busa S.J., ein italienischer Ordensgeistlicher, Theologe und Linguist.[37] Roberto Busa gilt als Begründer der wissenschaftlichen Anwendung der EDV in den Geisteswissenschaften, weil er schon 1949 begonnen hatte, mithilfe eines IBM-Lochkartensystems den heute bequem im WWW abrufbaren Index Thomisticus zu erstellen. Dabei handelt es sich um eine Lemmatisierung des 70.000 Seiten umfassenden Werks von Thomas von Aquin; um dieses klassische Langzeitvorhaben schneller erledigen zu können, hatte sich Busa damals an IBM gewandt und um technische Unterstützung gebeten und diese auch erhalten. Seither gilt Busa wohl zu Recht als Pionier in der Anwendung von Computern in der Lexikographie, Computerlinguistik und für die Textanalyse, und letztlich als Vorläufer von Hypertext, Internet und Wikipedia.

Das Problem ist nur, dass in den meisten Geisteswissenschaften – mit Ausnahme der Korpuslinguistik – kaum einer davon Kenntnis oder Gelegenheit hatte, es zu erfahren, und wenn doch, dann wurde Busas Pioniervorhaben vermutlich lange Zeit als exotisch oder Irrweg abgetan. Letztlich hat erst der Aufstieg von Wikipedia den Scheinwerfer der Erinnerung wieder auf Busa gerichtet, der 2011 im Alter von 98 Jahren verstarb.

Die Firma IBM (International Business Machines Corporation) hat sich dann noch ein zweites Mal im großen Stil bei der Digitalisierung kulturellen Erbes engagiert. Mit der Zielmarke 1992, dem 500. Jubiläumsjahr der europäischen Wiederentdeckung Amerikas durch Columbus, beteiligte sich der damalige Global Player IBM finanziell wie technisch an der Digitalisierung von 50.000 ausgewählten Quellen zur Geschichte der Entdeckung, Kolonisierung und Unabhängigkeit des Kontinents aus dem in Sevilla ansässigen spanischen Zentralarchiv zur Geschichte Lateinamerikas, dem Archivo General de Indias. Die Digitalisierung erfolgte durch Scannen der Originaldokumente vor allem aus den 16. und 17. Jahrhundert. Um Handschriften mit störenden Flecken, verfasst mit verblasster Tinte auf teils lichtdurchlässigen Material usw. in nachnutzbarer Weise scannen zu können, wurden für die Wiedergabe Graustufen bei 100 dpi Auflösung gewählt.[40] Aus heutiger Sicht handelt es sich natürlich um Digitalisate (Bilder) in sehr schlechter Qualität, aber damals war es ein Leuchtturmprojekt und international beachtetes Vorbild für die Erprobung der Massendigitalisierung und zukünftiger Pläne zur Digitalisierung historischer Archive. Mit Google Books, Gallica, Europeana, American Memory und anderen Internetarchiven für Texte, Bilder, Karten, Musik, Videos und Webcontent verschwand auch die Erinnerung an die Anfänge der retrospektiven Massendigitalisierung historisch kulturellen Erbes.

Diese beiden Beispiele sollen hier genügen, um an die Anfänge und unterschiedlichen Wurzeln dessen zu erinnern, was wir heute den Digital Humanities zurechnen würden. In den Geschichtswissenschaften wurden die Anfänge der Datenverarbeitung im Fach bisher immer von drei anderen Ausgangspunkten her erzählt. Zum einen veröffentlichte Carl August Lückerath 1968 in der Historischen Zeitschrift eine Perspektivskizze zu den Chancen, Problemen und methodischen Implikationen des Computereinsatzes, in der der Autor vorschlug, die elektronische Datenverarbeitung als historische Hilfswissenschaft zu etablieren.[41] Als zweiter historiografiegeschichtlicher Strang für die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung galt bisher die Übernahme und Verbreitung quantitativer Methoden in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie historischen Demografie. Großen Einfluss hatte die Studie „Time on the Cross“ der amerikanischen Wirtschaftshistoriker Robert W. Fogel und Stanley L. Engerman über die Sklaverei in den Südstaaten der USA, woraus die „New Economic History“ und die „Cliometrics“ erwuchsen.[42] Als dritte Herleitungsstrang für den Bereich Textbearbeitung und –analyse wird meist auf das „Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen“ (TUSTEP) verwiesen, dass seit den frühen 1970er-Jahren für die Erstellung von Wörterbüchern, Konkordanzen und Editionen Verbreitung fand.[43]

Mit der Ausdifferenzierung der Digital Humanities wird die Geschichte der Computerisierung bzw. Digitalisierung der Geisteswissenschaften inzwischen unter verschiedenen Perspektiven und Akzentsetzungen beschrieben:

– als Geschichte der Entwicklung und Nutzung digitaler Werkzeuge im Sinne einer effizienteren und präziseren Wissenschaft.

– als Geschichte der Digitalisierung und Vernetzung von Forschungspraxen und der interdisziplinären Kommunikation, die zu einer Erweiterung der Recherche-, Rezeptions- und Diskussionsräume geführt hat.

– als Geschichte der Einbindungen und Nutzung wissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen wie Bibliotheken, Archive, Museen und Sammlungen, deren Bedeutung für die Digitalisierung, normierte Erschließung und Auszeichnung von Quellen, Medien und Objekten.

– als Geschichte der erweiterten Möglichkeiten digitaler Editionen, Dokumentationen und Suchsysteme (Google) sowie der Vermittlung kanonischer Wissensbestände über Handbücher, Nachschlagewerke und Enzyklopädien (Wikipedia).

– als Geschichte der trans- oder interdisziplinären Verortung zwischen Informatik, Informationswissenschaft und den Geisteswissenschaften, der daran geknüpften Zukunfts- und Transformationsversprechen und der Diskussionen um Relevanz und Verfachlichung.

1.5 Disziplinäre Aufgaben- und Arbeitsteilung

Im Jahr 2014 hat H-Soz-Kult im Rahmen eines Forums mit dem Titel „The Status Quo of Digital Humanities in Europe“ neun Beiträge zur Situationen in verschiedenen Ländern veröffentlicht. Die Bedeutung und Ausrichtung der Digital Humanities stellte sich in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich dar. Während digitale fachwissenschaftliche Dienste und Datenbanken und viele der wissenschaftlichen Debatten und Kontroversen in den Digitalen Geisteswissenschaften explizit international angelegt sind und häufig eine anglophone Ausrichtung aufweisen, sind die Erinnerungsinstitutionen und Infrastrukturkomponenten überwiegend nach nationalen Gesichtspunkten organisiert, auch die Diskussionsnetzwerke orientieren sich am nationalen Communities oder phonetisch getrennten Gemeinschaften. Insgesamt weisen die Digital Humanities in den berücksichtigten Ländern unterschiedliche disziplinäre Konstellation mit vielschichtigen Interaktions- und Institutionalisierungsmustern auf.[44]

Die Basis der Digital Humanities hat sich in den zurückliegenden Jahren verbreitert, denn neue Themenfelder aus einer wachsenden Zahl geisteswissenschaftlicher Teildisziplinen sind hinzugekommen. Andererseits kam es aber auch zu einer Annäherung von Spezialisierungsfeldern, die traditionell schon eine gewisse Autonomie entwickelt hatten. Diesen Entwicklungsprozess beschreibt Patrick Sahle in seinem 2015 erschienen Artikel „Digital Humanities? Gibt’s doch gar nicht!“ in überzeugender Weise.[45] Dort findet sich auch die Abbildung eines 3-Sphären-Modells zur Kartierung der Digital Humanities als Schnittmenge, Brücke und eigenständigem Bereich zwischen ausgewählten traditionellen Disziplinen, die Sahle schon einige Zeit vorher in einer Broschüre mit dem Titel „DH studieren“ veröffentlicht hatte.[46] Sahles 3-Sphären-Modell hilft den Entwicklungsstand zu veranschaulichen.

Die äußere Sphäre oder äußere Ring benennt die Fächer, die in der einen oder anderen Weise an den Digital Humanities partizipieren. Darunter befinden sich nicht nur klassische geisteswissenschaftliche Fächer, sondern auch die Bibliotheks- und Informationswissenschaften und die Informatik. Vermutlich aus Gründen der Anschaulichkeit ausgeklammert blieben eine Reihe älterer wie jüngerer geistes-, kultur- wie sozialwissenschaftlicher Fächer, wie Medien- und Bildwissenschaften, die Musik- und Kulturwissenschaften, Philologien oder die Sozial- und Politikwissenschaften. In der mittleren Sphäre werden für einzelne Fächer disziplinäre Spezialisierungen als „Fachinformatikergänzungen“ ausgewiesen, dazu zählt u.a. die Computerlinguistik und eben auch „Digital History“. Inzwischen weisen viele Fächer entsprechende digitale Spezialisierungen auf. Die Digital Humanities stehen im Schnittpunkt all dieser disziplinären Spezialisierungen und sind entweder ein gemeinsames Forschungsfeld oder eine Disziplin, möglicherweise auch beides. Die „Digital History“ fokussieren sich in diesem Modell auf allgemeine methodische Grundlagen und übertragbare Lösungen, überlassen jedoch die Bearbeitung konkreter Forschungsfragen den in der mittleren Sphäre ausgewiesenen disziplinären Schnittstellen zu den geisteswissenschaftlichen Fächern. Sahle listet anschließend eine 13 Punkte umfassende „Checkliste“ auf, aus der sich der Disziplinstatus der Digital Humanities ergeben würde. Danach erscheinen die Digital Humanities als voll ausgereiftes, eigenständiges Fach. Vergleichbare Herleitung und Begründungen lassen sich auch in Veröffentlichung anderen Autorinnen und Autoren der DH-Szene finden.

Patrick Sahle: Digital Humanities

Abbildung 1: Das 3-Sphären-Modell zur Kartierung der Digital Humanities als Schnittmenge, Brücke und eigenständigem Bereich zwischen (ausgewählten) traditionellen Disziplinen nach Patrick Sahle

Natürlich stoßen weder der Hype um die Digital Humanities insgesamt noch Sahles Modell der disziplinäre Eigenständigkeit sowie der Aufgaben- und Arbeitsteilung im Besonderen überall auf ungeteilte Zustimmung. Die Digitalwirtschaft produziert seit Jahrzehnten wiederkehrend euphorische Heils- und Erlösungsversprechen, die häufig revolutionäre Umwälzungen einleiten oder Wunder bewirken würden. Wozu es auch schon einige historische Studien gibt.[47] Diese euphorische Praxis zu visionären Entwicklungsversprechen wird auch von vielen Angehörigen der Digital Humanities-Community mit dem Credo der Potentialität des Digitalen kultiviert, vorschnell werden Paradigmenwechsel ausgerufen, in der Erwartung, dass die massenhaften Bereitstellung und Auswertung von Daten und Quellen aller Art es den historischen Kulturwissenschaften ermöglichen würde, ein umfassenderes, präziseres und zeitgemäßeres Bild vergangener Welten zu liefern.[48] Teilweise brechen darüber auch wieder Konfliktlinien auf, wie sie in den Geistes- und Sozialwissenschaften zwischen Quantifizieren und Hermeneutikern in den 1980er-Jahren ausgetragen wurden.[49] Hier ist nicht der Ort zum Nachzeichnen dieser Kontroversen.

Jedoch lässt sich bei vielen Historikerinnen und Historikern eine reservierte, abwartende und desintegrative Haltung beobachten, die häufig auf ein Grundmissverständnis zurückgeht. Für viele Forscher/innen aus den Geisteswissenschaften liegt der Fokus neben der Bearbeitung von konkreten Fragestellungen auf der Digitalisierung von Quellen, der Zugänglichkeit zu Informationen und den digitalen Medien als Kommunikationsraum und Publikationsumgebung. Hier wird zwar auch ein theoretischer Diskurs über digitale Medien geführt, dieser ist aber weitgehend von einer Auseinandersetzung mit ihren technischen und methodischen Grundlagen abgekoppelt. Vorherrschend ist ein Interesse an unmittelbaren Lösungen für bestehende Probleme und an leicht einsetzbaren Werkzeugen. Dabei wird oft angenommen, dass die Werkzeuge nur bestehende Fragestellungen und Methoden leichter umsetzbar machen würden, selbst aber keine methodischen oder epistemologischen Implikationen hätten. Auf diesem Grundmissverständnis aufbauend werden auch die Digital Humanities als reiner Dienstleister der Forschung und als Feld der „Anwendung von Werkzeugen“ verstanden. Weil die digitale Konversion damit aber auch nur in den traditionellen geisteswissenschaftlichen Fächern stattfinden würde, gäbe es gar keine eigenständige Disziplin Digital Humanities.

2. Digital History oder Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter

Historische Forschung steht seit jeher im öffentlichen Fokus, zudem prägen geschichtspolitische Debatten und Deutungsrahmen häufig politische Auseinandersetzungen wie zum Beispiel auf dem Feld der Europapolitik. An vielen Orten wirkt sie durch das dichte Netz an Gedenkstätten, Museen und Bürgerinitiativen, aber auch durch geschichtspolitische Debatten immer wieder stark in die Öffentlichkeit hinein. Die Digitalisierung ermöglicht an dieser Stelle neue Formen des Austausches und Transfers zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, die es zu definieren und zu nutzen gilt.

In den Geschichtswissenschaften ist die Monographie, trotz aller Unkenrufe, die Domäne der großen wissenschaftlichen Erzählung geblieben und stellt bis dato den Goldstandard für Reputationszuweisung und für wissenschaftliche Karrieren da. Und damit stehen zwei Prinzipien gegeneinander, denn die Digitalisierung des Forschungsprozesses geht einher mit Faktoren wie Beschleunigung und Effizienz, während das Schreiben eines Buches in Regelfall ein sehr langsamer und mühevoller Vorgang ist. Bisher hat es keine substantielle Verlagerung des tradierten Goldstandards, der historischen Monographie, ins Web oder in hypertextuelle Veröffentlichungsformen gegeben. Dafür ließen sich verschiedene Gründe anführen, die in diesem Zusammenhang aber nicht von Belang sind. Anders sieht es für andere Genre und Formate aus, beispielsweise Artikel in Zeitschriften, für Handbücher, Nachschlagewerke oder für Editionen historischer Quellen. Die Monographie wird als eminent wichtiger, persönlicher und individueller Wissenschaftsakt aufgefasst, die den Kommunikationsmechanismen und Diskurspraxen entspricht, die sich im Zuge der universitären Institutionalisierung seit dem 19. Jahrhundert etabliert haben. Darüber definiert sich auch das Verhältnis von eigentlicher „historischer Forschung“, die sich in Monographien und Fachartikeln artikuliert, und den historischen Hilfswissenschaften oder neuerdings der historischen Grundwissenschaften, die das methodische Rüstzeug für die „eigentliche“ Forschung entwickeln oder bereitstellen. Insofern befinden sich die historischen Grundwissenschaften und auch die Digital History in einer traditionell angelegten „Dienstleisterfunktion“.

Wie an anderer Stelle ausgeführt reichen die Wurzeln der Digital History im Fach Geschichte bis in die 1960er-Jahre zurück, als erste deutschsprachige Texte digital – oder wie man damals gesagt hätte – elektronisch verfügbar waren, die mit dem Einsatz von EDV im Rahmen quantifizierender Methoden ausgewertet werden konnten, die schon damals als „neue Hilfswissenschaft"[50] bezeichnet wurde. Aber dabei handelte sich zunächst um eine fachimmanente Spezialdiskussion, die noch lange Zeit keinen Eingang in den allgemeinen geschichtswissenschaftlichen Diskurs fand. Erst in den späten 1970er- und 1980er-Jahren erfuhr die Computerisierung der historischen Forschung über die quantifizierende Sozial-, Wirtschafts- und Strukturgeschichte einen bedeutenden Aufschwung, die auch damals schon den Versuch der Verfachlichung an der Schnittfläche von Sozial- und Geschichtswissenschaft unternahm.

Seit dem linguistic turn in den späten 1980er-Jahren konzentriert sich die Geschichtswissenschaft mit Vorliebe auf textuelle, neuerdings auch auf bildliche Quellen. Die quantitativ orientierten, sozialgeschichtlichen Ansätze der 1970er- und 1980er-Jahren gerieten während einiger Jahre eher an den Rand des historiographischen Feldes. Die Forschungsthemen differenzierten sich in der Folge enorm aus, Multiperspektivität und Methodenpluralität waren gefordert, was eine Eingrenzung auf formale Verfahren und insbesondere quantifizierende Ansätze mehr oder weniger ausschloss. Die Wertigkeit zugunsten sogenannter „qualitativer Methoden“ und zulasten „quantitativer Ansätze“ hatte sich verschoben. Mit der Multiperspektivität ging die Berücksichtigung multipler Quellengattungen einher, zudem öffnete sich der Blick auf die europäische und internationale Geschichte. Insgesamt war die Zahl der digital verfügbaren und zugänglichen Quellen minimal, geschweige denn, dass sie mit Metadaten ausgezeichnet und strukturiert ausgezeichnet waren.

Allerdings prognostizierte Peter Haber schon 2011, dass sich dies in Zukunft wieder ändern könnte. „Einer der Gründe für ein mögliches Erstarken von datenorientierter Geschichtsschreibung ist die schlichte Tatsache, dass heute mit dem digitalen Wandel ungleich mehr computerisiert auswertbare Daten zur Verfügung stehen als noch vor ein paar Jahren. Eine solche Entwicklung in den Geisteswissenschaften würde sich gut einpassen in einen generellen Trend hin zu einer verstärkten Datenorientierung in ganz unterschiedlichen Bereichen.“[51] Damit steht natürlich die Frage nach der Zugänglichkeit und Validität der Daten im Raum. Und auch bei einer Data Driven History wird die „digitale“ Quellenkritik eine zentrale Rolle spielen. Diese Hinwendung zu einer datengetriebenen und materiellen Geschichte korrespondiert meines Erachtens bei Studierenden und jüngeren Wissenschaftler/innen mit einem Überdruss an postmoderner Beliebigkeit und konstruktivistischen Diskursen.

Dennoch: „Digitale Geschichtswissenschaft" oder „Digital History“ ist etwas, was wir, wenn wir es apodiktisch formulieren, noch nicht haben. Sie ist erst im Entstehen begriffen und wird viele Komponenten umfassen und zusätzliche Qualifikationen abfordern.

3. Digitale Ressourcen

Die Digital Humanities oder digitalen Geisteswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahren eine rasante Entwicklung in Richtung Professionalisierung und Institutionalisierung vollzogen, die sich u.a. in der Gründung und Etablierung von Verbänden und Zeitschriften, der Durchführung regelmäßige Kongresse und im Aufbau von Infrastrukturen niederschlug. Zudem entstehen laufend neue Institute, Forschungszentren oder Projektverbünde in Deutschland wie auch in den benachbarten Ländern. Auch die Zahl der Bachelor- aber vor allem der Masterstudiengänge ist zuletzt deutlich angestiegen, wobei hier nachstehend nur auf das deutschsprachige Angebot eingegangen werden kann.

Die folgende Übersicht stellt eine Auswahl mit Schwerpunkt auf die deutschsprachigen Länder dar und weist somit einige Lücken auf, die indes durch die zahlreichen weiteren Clio-Guides in ihrer jeweiligen epochalen, regionalen und thematischen Ausrichtung geschlossen werden.

3.1 Digital Humanities-Dachverbände

Alliance of Digital Humanities Organizations (ADHO)

European Association for Digital Humanities (EADH)

Association for Computers and the Humanities (ach)

Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd)

3.2 Infrastrukturprojekte für die digitalen Geisteswissenschaften

DARIAH-DE: Digital Research Infrastructures for the Arts and Humanities

CLARIN-EU: European Research Infrastructure for Language Resources and Technology

CLARIN-D: Digitale Forschungsinfrastruktur für Sprachressourcen in den Geistes- und Sozialwissenschaften

TextGrid: Forschungsumgebung für die Geisteswissenschaften

PARTHENOS: Pooling Activities, Resources and Tools for Heritage E-research Networking, Optimization and Synergies

3.3 Institute / Forschungszentren / Verbünde

– Berlin: Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft

– Berlin: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Interdisziplinärer Forschungsverbund Digital Humanities in Berlin (if|DH|b)

– Erlangen: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Interdisziplinäres Zentrum [IZdigital] - Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften an der FAU

– Frankfurt am Main: LOEWE-Schwerpunkt „Digital Humanities Hessen“

– Gießen: Justus-Liebig-Universität Geißen: Arbeitsstelle Digital Humanities am Zentrum für Medien und Interaktivität

– Göttingen: Georg-August-Universität Göttingen: Göttingen Centre for Digital Humanities (GCDH)

– Köln: Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE)

– Köln: Universität zu Köln: Cologne Center for eHumanities (CCeH)

– Köln: Universität zu Köln: Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung

– Mainz: Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften (Mainzed)

– München: Bayerische Akademie der Wissenschaften: Digital Humanities in München (dhmuc)

– Passau: Universität Passau: PACE - Passau Centre for eHumanities

– Tübingen: Eberhard Karls Universität Tübinge: eScience Center Tübingen

– Würzburg: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

– AU – Graz: Karl-Franzens-Universität Graz: Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities

– CH – Basel: Universität Basel: Digital Humanities Lab

– LU - Luxembourg: University of Luxembourg Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C²DH)

– NL – Leiden: Universiteit Leiden: Leiden Centre of Data Science

– NL – Utrecht: Utrecht University: Digital Humanities Lab

– UK – Cambridge: University of Cambridge: Cambridge Digital Humanities

– UK – London: King’s College London: Digital Humanities

– UK – London: University College London: UCL Centre for Digital Humanities

– UK – York: University of York: Centre for Digital Heritage (CDH)

– USA – Fairfax: George Mason University: Roy Rosenzweig Center for History and New Media (RRCHNM)

– USA – Princeton: University of Princeton: Center for Digital Humanities

– USA – Stanford: University of Stanford: Digital History at Stanford

3.4 Studiengänge

Überblicke zu Studiengänge im Feld Digital Humanities liefern die folgenden Broschüren:

"Digitale Geisteswissenschaften", hrsg. vom Cologne Center for eHumanities (CCeH), (November 2011)

"Schweizer Bildungsangebote im Bereich Digital Humanities", hrsg. von infoclio.ch, November 2013

Bachelor-Studiengänge

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie / Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften (Bachelor of Arts)

Universität zu Köln, Institut für Digital Humanities, Informationsverarbeitung (Sprachliche und Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung) (Bachelor of Arts)

Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für deutsche Philologie, Digital Humanities (Bachelor of Arts)

Ludwig-Maximilian-Universität München Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften Digital Humanities - Sprachwissenschaften (Bachelor of Arts als Nebenfach möglich; Hauptfach ist eine Sprache)

Universität Leipzig, Fakultät für Mathematik und Informatik, Digital Humanities(Bachelor of Science)

Master-Studiengänge

Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Geschichtswissenschaften, Schwerpunkt „Digital History“ im Master Geschichtswissenschaften (Master of Arts)

Karl-Franzens-Universität Graz, Fakultät, Geisteswissenschaften, Digitale Geisteswissenschaften(Master of Arts)

Karl-Franzens-Universität Graz, Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Digitale Geisteswissenschaften(Master of Arts)

Universität zu Köln, Institut für Digital Humanities, Informationsverarbeitung (Sprachliche und Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung (Master of Arts)

Universität zu Köln, Institut für Digital Humanities, Verbundstudiengang Medienwissenschaft (Medienmanagement und Medienökonomie, Medieninformatik sowie Medienrecht.)(Master of Arts)

Leuphana Universität, Fakultät Kulturwissenschaften, Digitale Kulturen (Studienschwerpunkt bei Kulturwissenschaften) (Master of Arts)

Johannes Gutenberg Universität Mainz, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften (Master of Arts)

Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Germanistik, und Kunstwissenschaften, Medien und kulturelle Praxis: Geschichte, Ästhetik, Theorie (Master of Arts)

Universität Regensburg, Philosophische Fakultät, Digital Humanities (Master of Arts)

Universität Stuttgart, Institut für Literaturwissenschaft, Digital Humanities (Master of Arts)

Universität Trier, Fachbereich II: Computerlinguistik & Digital Humanities Digital HumanitiesMaster of Arts)

Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für deutsche Philologie, Digital Humanities(Master of Arts)

Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik, Computing in the Humanities (Master of Science)

3.5 Fachzeitschriften

International Journal of Digital Curation, seit 2006

Digital Humanities Quarterly (DHQ), seit 2007

Digital Philology: A Journal of Medieval Cultures, seit 2012

ride - A review journal for digital editions and resources, seit 2014

Digital Classics Online, seit 2015

Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, seit 2015

3.6 DH-Blogs

DHd-Blog – Digital Humanities im deutschsprachigen Raum

UCLA: Center for Digital Humanities Blog

Digital Humanities am DHIP Blog

Digitale Geschichtswissenschaft: Das Blog der AG Digitale Geschichtswissenschaft im VHD

Digiversity: Webmagazin für Informationstechnologie in den Geisteswissenschaften

Planet History: Planet History aggregiert die Beiträge der geschichtswissenschaftlichen Blogs im deutschsprachigen Raum

3.7 Online-Teaching / Tutorials / Webinars

– Boston Library Consortium (BLC): Expanding Knowledge: Introduction to Digital Humanities Webinar

– CLARIN-D: TeLeMaCo (Teaching and Learning Materials Collection)

– Coursera: Sprachtechnologie in den Digital Humanities (Webinar)

– DARIAH-DE: Schulungs- und Lehrmaterialien

– DARIAH-DE: DHd-Kanal (YouTube)

– University of Illinois: DH Tools & Tutorials

– University of Amsterdam: Digital Humanities Workbench

The Programming Historian

– PARTHENOS: Training Suite des Parthenos Projekts

– Center for Research Libraries (CRL): Text/Data Mining in the Humanities and Social Sciences -- Strategies and Tools (Webinar)

Literaturhinweise

Baum, Constanze; Stäcker, Thomas (Hrsg.), Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities (= Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 1. 2015). DOI: 10.17175/sb001_023.
DARIAH-DE (Hrsg.), Handbuch Digital Humanities. Anwendungen, Forschungsdaten und Projekte, 2015 - Online (Living Book): http://handbuch.io/w/DH-Handbuch.
Drucker, Johanna; Kim, David; Salehian, Iman; Bushong, Anthony: Introduction to Digital Humanities. Concepts, Methods, and Tutorials for Students and Instructors, UCLA 2013, http://dh101.humanities.ucla.edu/.
Haber, Peter. Digital Past. Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter, München 2011.
Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus; Rehbein, Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung, Stuttgart 2017.
Klawitter, Jana; Lobin, Henning; Schmidt, Torben (Hrsg.), Kulturwissenschaft Digital. Neue Forschungsfragen und Methoden, Frankfurt / New York 2012.
Moretti, Franco: Distant Reading. London 2013 (dts. Ausg. Konstanz 2016).
Sahle, Patrick, DH studieren! Auf dem Weg zu einem Kern- und Referenzcurriculum der Digital Humanities. DARIAH-DE Working Papers Nr. 1. Göttingen: GOEDOC 2013, http://webdoc.sub.gwdg.de/pub/mon/dariah-de/dwp-2013-1.pdf.
Schmale, Wolfgang (Hrsg.), DigitalHumanities. Praktiken der Digitalisierung, der Dissemination und der Selbstreflexivität, Stuttgart 2015.
Thaller, Manfred (Hrsg.), Digitale Geisteswissenschaften, Köln: CCeH 2011.
Thaller, Manfred (Ed.), Controversies around the Digital Humanities, Köln 2012, https://www.gesis.org/hsr/volltext-archiv/2012/373-digital-humanities/.

Fußnoten

  1. [1] Insbesondere in Titeln angelsächsischer Veröffentlichungen taucht „digital age“ als gängiger Epochenbegriff auf.
  2. [2] Doering-Manteuffel, Anselm; Raphael, Lutz, Nach dem Boom. Neue Einsichten und Erklärungsversuche. In: Dies. u. Schlemmer, Thomas (Hrsg.), Vorgeschichte der Gegenwart. Dimensionen des Strukturbruchs nach dem Boom, Göttingen 2016, S. 29.
  3. [3] Gugerli, David, Wie die Welt in den Computer kam. Zur Entstehung digitaler Wirklichkeit, Frankfurt am Main 2018, S. 8.
  4. [4] Vgl. https://wolfgangschmale.eu/digitales-zeitalter
  5. [5] Bunz, Mercedes, Die stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen, Berlin 2012.
  6. [6] Dts. Ausgabe: Castells, Manuel, Das Informationszeitalter. Wirtschaft - Gesellschaft - Kultur. Teil 1: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft; Teil 2: Die Macht der Identität, Opladen 2003.
  7. [7] Vgl. Thaller, Manfred, From History to Applied Science in the Humanities, HSR Supplement 29, Köln 2017, https://www.gesis.org/hsr/volltext-archiv/2017/suppl-29-from-history-to-applied-computer-science-in-the-humanities/.
  8. [8] Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus; Rehbein, Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung, Stuttgart 2017, S. XI.
  9. [9] Seefeldt, Douglas; Thomas, William G., What Is Digital History? In: Perspectives on History. The newsmagazine of the American Historical Association, May 2009, https://www.historians.org/publications-and-directories/perspectives-on-history/may-2009/intersections-history-and-new-media/what-is-digital-history. Vgl. dazu auch: https://guides.lib.uci.edu/history/history_dh#definition.
  10. [10] Laut Googles Ngram Viewer taucht der Begriff erstmals um das Jahr 2000 in englischsprachigen Veröffentlichungen auf und wir dann immer häufiger rezipiert. Die Konjunktur des Begriffs „Digital History“ setzt dafür schon einige Jahre früher ein.
  11. [11] Schreibman, Susan; Siemens, Ray; Unsworth, John (Eds.), Companion to Digital Humanities, Oxford 2004, http://www.digitalhumanities.org/companion/.
  12. [12] Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter, München 2011.
  13. [13] Schmale, Wolfgang, Digitale Geschichtswissenschaft, Wien [u.a.] 2010.
  14. [14] Schmale, Wolfgang (Hrsg.), DigitalHumanities : Praktiken der Digitalisierung, der Dissemination und der Selbstreflexivität, Stuttgart 2015.
  15. [15] Diese Beobachtung wird durch „Google Trends“ bestätigt. Google Trends analysiert die Popularität einzelner Suchbegriffe von Nutzern in der Google Suchmaschine seit Anfang 2004 weltweit bzw. in einzelnen Regionen, was Rückschlüsse auf sich formierende Trends in der Gesellschaft erlaubt. Im vorliegenden Fall bzgl. der weltweiten Suchen nach Digital Humanities vs. Digital History: erst seit Januar 2012 dominiert der Suchbegriff Digital Humanities, vorher wird insbesondere in den USA viel häufiger nach Digital History, häufig in Verbindung mit textbook, reader, answers oder reconstruction, gesucht. Digital Humanities scheinen dagegen ein europäisches Phänomen zu sein, denn die Suchanfragen kommen überwiegend aus Irland, Schweiz, Österreich und Deutschland: https://trends.google.de/trends/explore?date=all&q=%22Digital%20Humanities%22,%22Digital%20History%22.
  16. [16] Hier seien nur einige Ausschreibungen exemplarisch aus den letzten Jahren genannt: BMBF: eHumanities (2011 & 2013): https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-643.html; BMBF: Informationsinfrastrukturen (2013): https://www.bmbf.de/de/informationsinfrastrukturen-745.html; BMBF: Digitale Hochschulbildung (2017): https://www.bmbf.de/de/digitale-hochschullehre-2417.html; DFG: NEH/DFG Bilateral Digital Humanities Programme (2014): http://www.dfg.de/en/research_funding/programmes/infrastructure/lis/international/dfg_neh_humanities_program/index.html; DFG: e-Research-Technologien (2016): http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2016/info_wissenschaft_16_36/index.html; VolkswagenStiftung: Interaktion qualitativ-hermeneutischer Verfahren und Digital Humanities: 'Mixed Methods' in den Geisteswissenschaften? (2016): https://www.volkswagenstiftung.de/unsere-foerderung/unser-foerderangebot-im-ueberblick/interaktion-qualitativ-hermeneutischer-verfahren-und-digital-humanities-mixed-methods-in-den-geisteswissenschaften.
  17. [17] Vgl. https://dhd-blog.org/?p=6174.
  18. [18] Vgl. Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus; Rehbein, Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung, Stuttgart 2017. An dieser Stelle soll auf weitere Einführungsbände verweisen werden: Gasteiner, Martin; Haber, Peter, Digitale Arbeitstechniken: Für die Geistes- und Kulturwissenschaften, Wien u.a. 2010; Kurz, Susanne, Digital Humanities: Grundlagen und Technologien für die Praxis, 2. Aufl. Wiesbaden 2016.
  19. [20] Nentwich, Michael; König, René: Cyberscience 2.0. Research in the Age of Digital Social Networks, Frankfurt / New York 2012.
  20. [22] Mission des RRCHNM sei es, so Robertson, “digital media and technology to preserve and present history online, transform scholarship across the humanities, and advance historical education and understanding.” In diesem Zusammenhang ist auf das wichtige Handbuch des frühverstorbenen Namensgebers des Instituts hinzuweisen: Cohen, Daniel J.; Rosenzweig, Roy, Digital history. A guide to gathering, preserving, and presenting the past on the Web, Philadelphia 2006.
  21. [23] Robertson, Stephen, The Differences between Digital History and Digital Humanities, Blog Post: May 23, 2014, http://drstephenrobertson.com/blog-post/the-differences-between-digital-history-and-digital-humanities/.
  22. [24] Robertson, Stephen, Digital History & Teaching History, Blog Post: Oct. 27, 2014, http://drstephenrobertson.com/blog-post/digital-history-teaching-history/.
  23. [25] Folien zum Vortrag von Susan Schreibman: “From Archives to Activism: Why Public Engagement is Essential for the Future of the Humanities” am 13.02.2018 an der Humboldt-Universität zu Berlin, http://www.ifdhberlin.de/fileadmin/user_upload/Schreibman_DH-Ringvorlesung-WS-17-18_Archives-to-Activism_2018-02-13.pdf. Die meisten Vorträge der Ringvorlesung wurden aufgezeichnet und sind einsehbar unter der URL http://www.ifdhberlin.de/lehre/ring-vl-digital-humanities-ws-201718/videoaufzeichnungen-dh-rvl-hu-server/.
  24. [26] Vgl. http://www.gei.de/en/press/press-releases/press-releas-details/news/detail/News/02072013-3-september-die-digitale-herausforderung-an-die-geschichte-eroeffnungstagung.html.
  25. [30] Diskussionsforum: Historische Grundwissenschaften und die digitale Herausforderung, in: H-Soz-Kult, 15.11.2015, https://www.hsozkult.de/text/id/texte-2890; auch erscheinen als Band 18 der Schriftreihe „Historisches Forum“: Hohls, Rüdiger; Prinz, Claudia; Schlotheuber, Eva (Hrsg.), Historische Grundwissenschaften und die digitale Herausforderung, Berlin 2016, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19491.
  26. [31] Das Thema wurde im Feb. 2018 im Panel „Abgrenzung oder Entgrenzung? Zum Spannungsverhältnis zwischen Historischen Hilfswissenschaften und Digital Humanities“ auf der DHd Konferenz in Köln diskutiert: https://www.ahigw.de/2018/02/20/abgrenzung-oder-entgrenzung-zum-spannungsverh%C3%A4ltnis-zwischen-historischen-hilfswissenschaften-und-digital-humanities/.
  27. [32] Vgl. Kossek, Brigitte, Einleitung: digital turn? In: Dies.; Peschl, Markus F. (Hrsg.), Digital Turn? Zum Einfluss digitaler Medien auf Wissensgenerierungsprozesse von Studierenden und Hochschullehrenden, Göttingen 2012, S. 7-19, http://www.v-r.de/pdf/titel_einleitung/1009920/einleitung_9783847100386.pdf.
  28. [33] Interessant ist in diesem Zusammenhang die sechsteilige Artikelserie in der FAZ vom Mai 2018: Krischke, Wolfgang, Sprachwissenschaft: Altbewährtes frischgemacht [Digital Humanities (1/6)]. In: FAZ, 09.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digital-humanities-eine-bilanz-1-6-sprachwissenschaft-15579104.html; Wiesenfeldt, Christiane, Zu viele Noten? [Digital Humanities (2/6)]. In: FAZ, 10.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digital-humanities-eine-bilanz-2-6-musikwissenschaft-15579191.html; Wagner, Gerald, Im Zoo des Sozialen [Digital Humanities (3/6)]. In: FAZ, 11.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digitale-soziologie-15579108.html; Klaue, Magnus Auf der Suche nach dem verlorenen Objekt [Digital Humanities (4/6)]. In: FAZ, 12.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digital-humanities-4-6-auf-der-suche-nach-dem-verlorenen-objekt-15579099.html; Spreckelsen, Tilman, Der Teufel im Detail [Digital Humanities (5/6)]. In: FAZ, 13.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digital-humanities-5-6-der-teufel-im-detail-15579189.html; Schubert, Charlotte, Wie die Nomaden in Athen entdeckt wurden [Digital Humanities (6/6)]. In: FAZ, 14.05.2018, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/digital-humanities-6-6-wie-die-nomaden-in-athen-entdeckt-wurden-15579187.html.
  29. [34] Baum, Constanze; Stäcker, Thomas, Methoden – Theorien – Projekte. In: Dies. (Hrsg.), Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities (= Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 1. 2015). DOI: 10.17175/sb001_023.
  30. [35] 2012 gründete sich in Hamburg der Verein Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd) als Interessensvertretung der neuen Bewegung, der nachhaltig zur Professionalisierung beitrug. Seit 2014 veranstaltet der Verein Jahrestagungen, die sich wachsenden Zuspruchs erfreuen. https://dig-hum.de/.
  31. [36] Ähnlich argumentiert König, Mareike, Was sind Digital Humanities? Definitionsfragen und Praxisbeispiele aus der Geschichtswissenschaft, in: Digital Humanities am DHIP, 17.02.2016, https://dhdhi.hypotheses.org/2642.
  32. [37] Hockey, Susan, The History of Humanities Computing. In: Schreibman, Susan; Siemens, Ray; Unsworth, John (Eds.), Companion to Digital Humanities, Oxford 2004, http://www.digitalhumanities.org/companion/; Thaller, Manfred, Geschichte der Digital Humanities. In: Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus; Rehbein, Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung, Stuttgart 2017, S. 3-12.
  33. [40] Quelle: http://congresosdelalengua.es/cartagena/ponencias/seccion_2/27/simo_rodriguez.htm
  34. [41] Lückerath, Carl August, Prolegomena zur elektronischen Datenverarbeitung im Bereich der Geschichtswissenschaft. In: Historische Zeitschrift, Band 207.1968, S. 265-296.
  35. [42] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kliometrie.
  36. [43] Eine zusammenfassende Darstellung dazu findet sich in Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter, München 2011, S. 11-16.
  37. [44] Vgl. https://www.hsozkult.de/text/id/texte-2535; auch als Sammelband in der Reihe „Historisches Forum“ veröffentlicht: Kahlert, Torsten; Prinz, Claudia (Eds.), The Status Quo of the Digital Humanities, Berlin 2015, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19476.
  38. [45] Sahle, Patrick, Digital Humanities? Gibt's doch gar nicht! In: Baum, Constanze; Stäcker, Thomas (Hrsg.), Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities (= Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 1. 2015). DOI: 10.17175/sb001_023.
  39. [46] Sahle, Patrick, DH studieren! Auf dem Weg zu einem Kern- und Referenzcurriculum der Digital Humanities. DARIAH-DE Working Papers Nr. 1. Göttingen: GOEDOC 2013, http://webdoc.sub.gwdg.de/pub/mon/dariah-de/dwp-2013-1.pdf.
  40. [47] Kehrt, Christian; Schüßler, Peter; Weitze, Marc-Denis (Hrsg.), Neue Technologien in der Gesellschaft. Akteure, Erwartungen, Kontroversen und Konjunkturen, Bielefeld 2011; Bösch, Frank: Euphorie und Ängste. Westliche Vorstellungen einer computerisierten Welt, 1945-1990. In: Hölscher, Lucian (Hrsg.), Die Zukunft des 20. Jahrhunderts, Frankfurt, New York 2017, S. 221-252.
  41. [48] Thiel, Thomas: Eine empirische Wende für die Geisteswissenschaften?. In: FAZ, 24.07.2012, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/digital-humanities-eine-empirische-wende-fuer-die-geisteswissenschaften-11830514.html.
  42. [49] So heißt es in einem polemischen Artikel von Urs Hafner mit dem Titel „Der Irrtum der Zeitmaschinisten“ in der Neue Züricher Zeitung am 27.05.2016. „Die Digitalisierung der Geschichte, wie die Digital History sie propagiert und praktiziert, führt zu ihrer Trivialisierung. Die Revolution ist eine Regression.", https://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgeschehen/digital-history-historiografie-des-zeitpfeils-ld.85000.
  43. [50] Arnold, Klaus: Geschichtswissenschaft und Elektronische Datenverarbeitung. Methoden, Ergebnisse und Möglichkeiten einer neuen Hilfswissenschaft. In: Schieder, Theodor (Hrsg.), Methodenprobleme in der Geschichtswissenschaft, München 1974, S. 98–148.
  44. [51] Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter, München 2011, S. 112.

Zitation: Rüdiger Hohls, Digital Humanities und digitale Geschichtswissenschaften, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018 (=Historisches Forum, Bd. 23), S. A.1-1 – B.1-34, DOI: 10.18452/19244.