Dr. Alexandra Oberländer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin MPIB Berlin

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung/Berlin

Forschung und Projekte

Aktuelle(s) Projekt(e)

"Arbeit als erstes Lebensbedürfnis? Eine Kulturgeschichte der Arbeit in der späten Sowjetunion 1960-1991"

Die sowjetischen 1960er und 1970er Jahre gelten bis heute unter den Historiker_innen als die Jahre der Stagnation (zastoj). Der vermeintliche Stillstand dieser Zeit in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht lässt sich jedoch nur schwer mit den nostalgischen Gefühlen in Einklang bringen, die ehemalige Sowjetbürger in der Rückschau auf jene Zeit hegen. Die Zeit der Stagnation erscheint vielen der „letzten sowjetischen Generation“ als Zeit der Ruhe, der Normalität. Am Beispiel von Arbeit möchte ich jenes Lebensgefühl der damaligen Zeit einfangen. Arbeit war die zentrale Kategorie des sowjetischen Staates; Arbeit sollte „das erste Lebensbedürfnis des sowjetischen Menschen“ werden (XXII. Parteitag der KPdSU 1961).

Wie Menschen ihre Arbeit tatsächlich wahrnahmen, wie sich soziale Beziehungen durch die Arbeit konstituierten, welche Rolle Arbeit im Leben eines sowjetischen Bürgers tatsächlich spielte, sind die erkenntnisleitenden Fragen dieses Buchprojektes. Die Möglichkeiten reichten von Identifikation mit der Arbeit bis zur offensiven Arbeitsverweigerung. Viele SowjetbürgerInnen empfanden ihre Arbeit schlicht als Job, als Mittel zum Zweck und nicht wie von der sowjetischen Führung erträumt als Erfüllung, als eigentlichen Zweck des Daseins. Komödien oder Songtexte der 1970er Jahre spiegeln diesen Bezug zur Arbeit wider. Statt zum ersten Lebensbedürfnis wurde Arbeit zum Witz, zum Objekt des Spotts. Arbeit und Arbeitsplatz waren für viele SowjetbürgerInnen weder der vorrangige Ort zum Erwerb des Lebensunterhaltes noch der Ort für Selbstbestätigung. Was aber war dann Arbeit überhaupt noch in der Sowjetunion? Meine Kulturgeschichte der Arbeit wird versuchen, diese Frage zu beantworten.

Veröffentlichungen

Monographien (und Dissertation)

Unerhörte Subjekte: Die Wahrnehmung sexueller Gewalt in Russland 1880-1910, Frankfurt/Main 2013.

Artikel

Shame and Modern Subjectivities: The Rape of Elizaveta Cheremnova in 1882, in: Mark D. Steinberg/Valeria Sobol, Interpreting Emotions in Russia and East-ern Europe. DeKalb 2011, S. 82-101.

Forschungsinteressen und Arbeitsgebiete

Recht und Kriminalität
Gender Studies
Cultural studies

=== aus älterem Eintrag übernommen:
Kulturgeschichte Rußlands, Stalinismus